25.09.2013

Die Fürsten von Catan - Nostalgie schwingt gehörig mit


Wer erinnert sich nicht an die 90er. Die 90er hatten hippe Discomusik, Baggypants, Buffalos, bauchfrei und Die Siedler von Catan! Und für viele war das der Start in unzählige Spielenachmittage mit der Familie und Freunden. Viele von uns wurden gar so vom Catan-Fieber gepackt, dass sie im Supermarkt versuchten zwei Schafe gegen ein Lehm zu tauschen oder bei der bloßen Erwähnung der Zahl 7 schreiend mit den Worten "Du kriegst mein Erz nicht!" davon zu rennen. Siedler war toll.
Nur logisch, dass ein Jahr später die Marketingmaschine anlief und Siedler: Das Kartenspiel auf den Markt kam. Und schließlich konnte man auch in trauter Zweisamkeit in den Hafen des Spielpartners einlaufen.
Zum 15-jährigen Jubiläum der Marke Catan entschloss sich der Kosmos-Verlag schlussendlich eine verbesserte Neuauflage des Kartenspiels, nämlich Die Fürsten von Catan auf den Markt zu werfen. Nostalgiewert oder zeitgemäßes Kartenspiel? Finden wir es heraus!

Spielverlauf und Spielziel

Der Spielverlauf ist für Catan-Veteranen einleuchtend und einfach. Grundsätzlich übernehmen beide Spieler die Rollen von Fürsten im Königreich Catan (ist das überhaupt eine Monarchie? Egal, klingt gut). Diese versuchen durch bauen von Straßen, Siedlungen, Städten und  Häfen möglichst viele Siegpunkte zu erzielen. Die Siegpunktmarke wird dabei anhand der vorher definierbaren Szenarien vor dem Spiel festgelegt.
Und schon kann es losgehen. Die Spieler führen ihre Züge abwechselnd und größtenteils ohne gegnerischen Einfluss voneinander aus. Den Beginn einer jeden Runde bietet das altbekannte "Catan-Würfeln". Der Würfelwurf definiert dabei einerseits welches Ereignis diese Runde eintritt und andererseits (und viel wichtiger) welche der vorhandenen Landschaften Rohstoffe produzieren.
Wurden Rohstoffe produziert, geht es an die Bauphase, in welcher der aktive Spieler je nach Rohstoffvorrat gemeinsame Gebäude errichten oder diverse unterschiedliche Handkarten ausspielen kann. Diese rangieren von Aktionskarten, über Helden (auf einem hat sich doch glatt der Autor persönlich eingeschlichen) bis hin zu allerlei Gebäuden, welche dem Errichter unterschiedlichste Boni bieten.
Je nach gewähltem Modi (Zeitalter) stehen den Spielern andere Aktionskarten, Gebäude und Zwischenziele zur Verfügung.

Resume

Die Fürsten von Catan ist eine verbesserte Neuauflage des 2-Spieler-Klassikers aus dem Jahre 1996. Verbessert dahingehend, dass an vielen kleinen Stellschrauben gedreht wurde. Wichtigste Änderung ist hierbei der Handel unter den Spielern. Dieser fiel komplett weg, sodass nun jeder vollends seines eigenen Glückes Schmied ist. Aber auch grafisch passt sich die Neuauflage an die zeitgemäße Generalüberholung der Marke an.
Der Inhalt und die Aufteilung der Schachtel sind wie immer großes Kino. Ein gesondertes Lob muss an dieser Stelle auch für die hervorragende Anleitung ausgesprochen werden, welche den Spieler Stück für Stück in Thematik und Regeln eintauchen lässt. Abgeschlossen mit einem übersichtlichen Index der einzelnen Karten. Wirklich super!
Spielerisch bieten Die Fürsten von Catan unterschiedliche Szenarien, welche in ihrer Komplexität steigend sind. Für Vielspieler ist eine Nutzung aller Themensets aber schon fast Pflicht.
Während des gesamten Spiels stellte sich mir die Frage, ob das Spiel noch zeitgemäß ist, oder ob die Zeit von Catan und Co abgelaufen ist. Ich kam zu dem Entschluss, dass der Nostalgiefaktor gehörig mitschwingt. Der schon beim Urvater Die Siedler von Catan heutzutage bemängelte Glücksfaktor beim Rohstoffertrag wird in Die Fürsten von Catan noch dadurch erheblich verstärkt, dass nur ein Würfel geworfen wird. Eine taktische Platzierung an "wahrscheinlichen" Zahlen fällt somit komplett weg. Das neue Landschaftsplättchen wird zudem zufällig gezogen.
Aus rein spielmechanischer Sicht ist daher Die Fürsten von Catan in der strategisch seichteren Ecke anzusiedeln. Glück spielt eine große Rolle - sowohl beim Ertrag als auch bei dem Ziehen der Handkarten. Schön ist die Vielfalt der Aktionskarten, welche die Spieler deutlich weiter in das Catan-Universum eintauchen lassen, als es jemals zuvor der Fall war. Es liegt allein an den Spielern, welches Zeitalter sie besiedeln wollen, je nach Gusto. Kriegerisch, friedlich oder hinterhältig.
Der Nostalgiefaktor spielt eine nicht unerhebliche Rolle. Catan wirkt auf viele Spieler einfach heimisch, die untergehende Sonne beruhigend und der Räuber gewohnt fürchteeinflößend. Klaus Teuber hat eine Marke geschaffen, welche bekannt ist. Die Fürsten von Catan profitiert davon natürlich auch in nicht unerheblichem Maße. Dies spricht dem flotten 2-Spielerspiel aber keine Qualität ab. So ist Die Fürsten von Catan eine valide Option für eine kurze Partie in trauter Zweisamkeit. Ein Klassiker, der es auf spielmechanischer Ebene geschafft hat seinen eigenen Stil zu etablieren und bewusst mit diesen Erkennungsmerkmalen spielt.

Nachsatz zu den Erweiterungen

Die erschienen Erweiterungen Goldenes Zeitalter und Finsteres Zeitalter erweitern das variable Grundspiel noch einmal. Neue Regeln, neue Ereigniskarten für noch mehr Vielfalt und Möglichkeiten ermöglichen den Spielern sich in zahlreiche neue Szenarien hineinzudenken und nachzuempfinden.
Hervorragend und längst überfällig ist aber der Siegpunktmarker in der Erweiterung Finsteres Zeitalter, welche es nun endlich ermöglicht die aktuellen Siegpunkte visuell darzustellen. Das ewige Fragen "Wie viele Punkte hast Du noch einmal?" hat nun endlich ein Ende. Längst überfällig, wie ich finde! Wer also noch mehr Vielfalt sucht im Lande Catan für Zwei, der ist mit den beiden preiswerten Erweiterungen durchaus gut bedient.

Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares


sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek.com bzw. vom jeweiligen Verlag (hier Kosmos)