21.08.2020

Wald der Wölfe


Stellen wir uns einmal vor, wir leben in einem Märchenwald. Bitte aber keinen aus einem Grimms-Märchen, in dem böse Hexen Kinder und böse Wölfe alte Omas fressen, sondern in einem Wald, in dem ein Wolfsrudel sich anschickt, die sieben magischen Wölfe zu finden, um letztlich ihrem legendären Wolfshäuptling Lupos zu begegnen. Ein Wald, voller Magie und leuchtender Farben. Bist Du angekommen?

Spätestens nach dem Aufbau des Spielbretts von Wald der Wölfe, dürfte wohl jeder hier angekommen sein. Ein dermaßen stimmungsvolles und einladendes Spielbrett samt zugehöriger Komponenten sieht man nicht oft. Dieses Spiel verdient es wirklich, als schönes Spiel bezeichnet zu werden. Und das macht – gepaart mit den erstklassigen Komponenten drum herum – hinsichtlich der Zielgruppe (Kinder und Familien) auch absolut Sinn!


Beginnen wir also damit, das Spielbrett zusammen zu puzzeln und uns einen von drei möglichen Schwierigkeitsgraden auszusuchen und den Beutel mit den entsprechenden Ortsplättchen vorzubereiten. Dazu legen wir noch insgesamt 16 Waldplättchen auf das Spielbrett, ziehen zufällig drei Lupos-Plättchen und platzieren unsere Wolfsfamilie in die Mitte. Aus unserem Ortsplättchen-Beutel ziehen wir nun drei Orte und platzieren diese ebenfalls auf dem Spielfeld. Los geht’s: Reihum ziehen die Spieler Lauf-Plättchen aus dem Lauf-Plättchen-Beutel und dürfen einen Wolf der Familie zu einem der nächstgelegenen Felder mit diesem Symbol ziehen, die Richtung darf man selbst aussuchen. Dabei gibt es drei verschiedene Symbole (Pilze, Baumstümpfe und Steine). Steht auf einem entsprechenden Feld bereits ein Wolf, so wird dieses Feld nicht gezählt und man darf zum übernächsten Feld, usw. Ziel ist es, mit der Wolfsfamilie die gezogenen Orte zu erreichen. Denn auf den Orten steht – je nach Schwierigkeitsgrad unterschiedlich – welche Wölfe diesen Ort besuchen müssen. Schafft man es, die richtige Kombination von Wölfen an dem Ort zu versammeln, so entdeckt man dort einen magischen Wolf. Pro Runde kann man also maximal drei magische Wölfe finden (da es drei Orte gibt, die nach der Runde ausgetauscht werden) und insgesamt muss man es schaffen, in vier Durchgängen sieben magische Wölfe zu finden, damit diese dann Lupos herbeirufen können. 


Würden die Regeln hier enden, bräuchte man also zwei Runden plus den Beginn der dritten und hätte das Spiel geschafft. Dann wäre Wald der Wölfe ein nett anzusehendes Kinderspiel ohne jeglichen Anspruch. Doch war das nur das Grundgerüst: In dem Beutel mit den Lauf-Plättchen sind auch drei Eulen enthalten. Wurden alle drei Eulen gezogen, endet die Runde und die nächste beginnt mit neuen Orten. Wir hatten direkt in der ersten Runde des ersten Spiels das „Glück“, dass wir sehr schnell drei Eulen gezogen haben und hatten nicht einen Wolf erweckt. Entsprechend frustig waren wir und dachten, dass wir das Spiel so ja eigentlich nicht mehr gewinnen können (was wir letztlich aber doch taten ;). Aber zurück zu den Regeln: Neben den Eulen gibt es noch zwei Chips, durch welche die Wolfkinder in einen See springen müssen und sie somit „vom rechten Weg abkommen“ lässt. Außerdem gibt es Chips mit wegfliegenden Eulen, die die Runde etwas verzögern können, da hierdurch eine ausliegende Eule wieder in den Beutel fliegt.


Hinzu kommen die bereits erwähnten Wald-Plättchen. Zieht man auf ein solches, dreht man dieses um und darf entweder nochmal laufen, bekommt zusätzliche (positive) Lauf-Plättchen für den Beutel, oder aber ein Eichhörnchen stiehlt kurzzeitig ein Lauf-Plättchen aus dem Beutel oder eine Spinne verjagt den Wolf aufs Startfeld. Einmal gedrehte Wald-Plättchen kommen nicht zurück aufs Spielbrett und es bleibt ein leeres Feld zurück, wodurch die Wege im Wald im Spielverlauf also faktisch „schrumpfen“. Durch die zusätzlichen Lauf-Plättchen, die man erhalten kann, hat man aber gleichzeitig mehr Chancen, keine Eule aus dem Sack zu ziehen. Sprich: je mehr Wald-Plättchen man aufdeckt, desto besser werden nachfolgende Runden. Aber zielloses Herumlaufen durch den Wald bringt eben auch keinen Erfolg, da man so nie an die benötigten magischen Wölfe herankommt.


Außerdem hat das Spiel noch Lupos-Plättchen parat, von denen es drei Stück gibt. Die wegfliegende Eule ist uns bereits bekannt, eine Höhle ermöglicht es einem Wolf, die auf dem Spielbrett aufgedruckten Höhlensysteme als Abkürzungen zu nutzen und das Heulen ruft einen beliebigen Wolf vom Spielbrett zu einem anderen beliebigen Wolf. Von diesen Plättchen hat man zu Beginn je eines und erhält pro erweckten Wolf ein weiteres, zufällig gezogenes. Die Plättchen können jederzeit im Spielverlauf eingesetzt werden, sind dann aber aus dem Spiel. Es muss hiermit also gut gehaushaltet werden! Wie bereits erwähnt: Das Spiel ist gewonnen, wenn der siebte magische Wolf gefunden wurde und Lupos erweckt wurde; es ist verloren, wenn dies nach vier Runden nicht geschafft wurde.


Wald der Wölfe ist ein wirklich erstklassiges Familienabenteuer, beginnend bei der wundervollen Optik, über die umfangreicheren aber nicht komplizierten Regeln, bis hin zu dem Erfolgserlebnis, dass man trotz einer völlig verbockten Runde immer noch die Chance auf einen Sieg hat. Als Sahnehäubchen kommt es dann noch mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen daher und ist – grade für die jüngeren – ein wirklich toller Einstieg ins Thema kooperativer Brettspiele.
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Wald der Wölfe von Wolfgang Dirscherl und Julien Gupta
Erschienen bei Queen Games
Für 1 bis 5 Spieler in ca. 30 Minuten ab 7 Jahren

sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Queen Games)