12.10.2020

Chartae


Also eines muss man Chartae (lat. Karte) lassen: Thema ist hier Key! Wir puzzeln zu zweit eine Karte zusammen. Dabei hat man zwei Möglichkeiten: Entweder man legt ein neues Teil an oder man dreht ein beliebiges liegendes Teil um 90°. Wenn zweimal hintereinander gedreht wurde, muss angelegt werden. Wer am Ende das größere Gebiet hat, gewinnt. Fertig. Das wars, mehr gibt es über das Spiel von Reiner Knizia nicht zu sagen. 

Ok, ok, etwas mehr vielleicht doch. Chartae ist ein Spiel für Zwischendurch. Es passt in jede Tasche und ist jedem schnell erklärt und es dauert auch wirklich nur einen Wimpernschlag. Zudem ist die Grafik sehr ansprechend und absolut zum Thema passend. Auch wenn es auf den ersten Blick etwas verwirrt, die beiliegenden 9 Kartenteile bieten doch mehr Möglichkeiten, als man auf den ersten Blick erahnt. Es gibt haufenweise Momente des Knobelns und Grübelns, da man nach einem Spiel auch alle Teile kennt und auch weiß, was noch kommt. Dennoch ist es nicht zu viel. Es ist genau das richtige kleine etwas, wenn man ein kurzes geistiges Kräftemessen sucht. 


Einen Punkt kann ich dann doch nicht zurückhalten: Preislich ist Chartae mit seinen um den dicken Daumen zehn Euro dann doch etwas teuer, für das, was es bietet. Wenn man da auf der Suche nach einem krassen Preis-Leistungs-Verhältnis im Zweispielerbereich ist, würde ich empfehlen nochmal zwei oder drei Euro drauf zu legen und Targi zu kaufen. Da gibt es dann doch etwas mehr. Andererseits ist Targi auch kein Zehn-Minuten-Zwischendurch-Ding. 


Mathematischer Ausrutscher

Die Rezension ist eigentlich vorbei, schön, dass dich die Überschrift nicht verschreckt hat. Ich möchte an dieser Stelle nochmal mathematisch rumprobieren und mir ausrechnen, wie viele verschiedene Möglichkeiten es gibt, aus den 9 Teilen von Chartae eine Karte zu legen. Klar ich werde hier einiges versimplifizieren und sollte Herr Knizia das hier lesen, darf er mich gerne korrigieren (Er hat `nen Dokter in Mathe!). Also los: Wenn wir nur die fertige Karte mit 3x3 Teilen betrachten und den Weg des Anlegens überspringen, haben wir 9 Positionen, die gefüllt werden können. Da es eine andere Karte ergibt, wenn wir zwei Positionen tauschen, ist die Reihenfolge wichtig. Mathematisch haben wir es also mit einer Permutation zu tun. Nun können wir aber jedes Teil beliebig drehen und da keines der Teile rotationssymmetrisch ist, entsteht durch jede Drehung faktisch wieder ein neues Teil. Fangen wir an: Für die erste Position haben wir also 9 Teile zur Auswahl, welches wir vier Mal drehen können. Für die zweite Position haben wir noch 8 Teile zur Auswahl, welches wir wieder vier Mal drehen können, usw. Daraus folgt:



Jedoch sind einige Teile identisch. Das sind einmal drei Teile und einmal zwei Teile. Da diese auch wieder untereinander gemischt werden können, müssen auch hierfür wieder eine Permutation verwenden. Lasst uns diese Fälle noch rausrechnen:



Eine unglaublich große Zahl. Aber sollten wir uns nicht vertan haben, gibt annähernd 4 Milliarden Möglichkeiten! Der absolute Wahnsinn. Dabei entsteht das Gros der Möglichkeiten erst durch die Drehung der Teile. Denn ohne diese hätten wir nur knapp über 15 Tausend verschiedene Karten.

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Chartae von Reiner Knizia
Erschienen bei Board Game Circus
Für 2 Spieler in ca. 10 Minuten ab 7 Jahren
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Board Game Circus)