07.12.2021

Age of Steam


Oftmals wird in der Szene von Klassikern geredet – Spiele, die irgendwie schon unheimlich alt sind, oder aber so viel Furore gemacht haben und aus neuerer Zeit stammen, dass sie gern als moderne Klassiker bezeichnet werden. Als Beispiel für ersteres kann Catan gelten. Letzteres vielleicht Terraforming Mars. Age of Steam wiederum fällt in die erste Kategorie. 2002 zum ersten Mal verlegt, ist es eine richtige Oma im Brettspielgeschäft. Viele lieben es, was mit einer soliden 7,8 auf BGG auch deutlich ist. Nun gibt es bei alten Spielen ja oftmals das Problem mit der Grafik. Aber dies lässt sich beheben (Brass hat das erfolgreich vorgemacht). Und so hat Eagle Gryphon Games seinen Haus und Hof Zeichner Ian O`Tool auf dieses Spiel losgelassen und ta-da: 


Diese neue Auflage von Age of Steam kann sich wirklich sehen lassen! Sehr sauberes Artwork, nichts wirkt überladen und der minimalistische Stil von O`Tool verleiht dem Spiel einen besonderen Charme. Für alle, die die originale Version kennen, ich gehe später noch auf die Details der Neuauflage ein. Für diejenigen, denen Age of Steam nichts sagt; Darum geht es:

Ein kurzer Spielverlauf

Age of Steam besteht aus zwei wesentlichen Elementen: Dem Bauen von Schienennetzen und dem Transport von Gütern. Dabei geht das Spiel über eine von der Spielerinnenanzahl abhängen Anzahl an Runden und folgt einem festen Schema. Dieses ist wunderbar auf großen Pappteilen abgebildet, damit man nicht durcheinanderkommt. Eine Runde besteht dabei aus zehn Schritten, aber alle Schritte dienen nur dazu, um genug Geld zu haben, um Strecken bauen zu können oder aber um weiter fahren und transportieren zu können. Und natürlich, Startspielerin zu sein. Bei jeder Fahrt, egal ob eigene Fahrt oder die Fahrt der Gegenspielerinnen, wird geschaut, über welche Strecken diese letztlich geht. Dafür gibt es Einkommen. 


Für diverse Dinge im Spiel sammelt man Siegpunkte und Überraschung: Wer die meisten hat, gewinnt. Geld ist an vielen Stellen nur Mittel zum Zweck. So zählt das Einkommen Siegpunkte, das gesparte Geld aber nicht. 

Age of Steam spielt sich ziemlich hart, es gibt nur wenig randomisierte Elemente. Auch kann man wirtschaftlich Bankrott gehen, was den Entscheidungen noch mehr Gewicht gibt. Nicht umsonst wird es von vielen geliebt und immer noch gespielt – nach all den Jahren. 


Ist die neue Auflage lohnenswert?

Wenn man sich mit der neuen Auflage beschäftigt, fällt nicht nur auf, dass diese schön aussieht, sondern auch ganz schön was kostet. Ich habe für diese Rezension ein Exemplar von Skellig Games vorliegen. Diese haben das Spiel in Deutschland lokalisiert, wobei am Spiel nichts groß verändert wurde, es gibt aber eine deutsche Regel dazu. Das ist im Prinzip auch ganz in Ordnung, weil die Komponenten überwiegend sprachneutral sind. Und die paar Worte auf den Spielzugbrettern sind problemlos zu verstehen. 

Auch kommt die Deluxe-Edition mit einigen sehr schönen Komponenten, wie man es von Eagle Gryphon kennt: Richtig dicke Box-Pappe, bestickte Beutel, alles schön. Zudem gibt es noch Mini-Pokerchips. Von diesen weiß ich jedoch nicht so ganz, was ich halten soll. Sie treiben höchstwahrscheinlich den Preis nach oben, aber jeder, der Spiele aus diesem Segment liebt, hat definitiv seinen eigenen Satz Pokerchips zu Hause. Und Mini-Chips sind halt doof. 


Nach diesem Tiefgang wieder etwas Schönes: Bereits in dieser „Grundbox“ sind drei Spielpläne enthalten. Alle sind doppelseitig, sodass man 6 Karten zum Bespielen hat, jede mit ihren eigenen Regeln. Klar, das alte Spiel hat über die Jahre noch mehr Pläne gesammelt, aber 6 Stück reichen für den Anfang auch vollkommen aus. Für die Gierigen gibt es auch jetzt schon Nachschub – und dieser Nachschub passt sogar in die Box. 

Zuletzt aber doch noch ein Kritikpunkt am Preis: Diese oben beschriebene Deluxe-Edition kostet bei Skellig schon stolze 105€. Was mich dann aber gestört hat: Bei einem Spiel über Züge muss man für die Holz-Lokomotiven nochmals 23€ obendrauf legen. Sag mal geht’s noch? Wenn man das nicht macht, dann hat man ein Zugspiel mit Scheiben, die Züge darstellen. Und für 23€ bekommt man schon fast ein Spiel der Iron-Rails-Reihe von Capstone Games, auch von Ian O’Tool illustriert. Und da liegen tonnenweise Holz-Lokomotiven drin. 

Fazit: Das Spiel macht mich glücklich, der Preis absolut nicht.


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Age of Steam von Martin Wallace
Erschienen bei Skellig
Für 1 bis 6 Spieler in ca. 120 Minuten ab 13 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Skellig)
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