11.06.2019

Boogie Beasts


3... 2... 1.... SPRUUUNG!!!! 

Es geht abwärts, wir springen aus dem Flugzeug, der Wind peitscht uns ins Gesicht und nun geht es darum die Partner zu finden, um die geplante Stern-Formation zu bilden, bevor wir den Schirm öffnen. Aber was ist das?! Wo sind denn alle? Wieso bilden die da gerade ein Dreieck?? Hallo? Stern? Aaahhhh... schnell den Schirm öffnen und zu Boden gleiten und dann wollen wir doch mal klären, warum sich keiner an die Absprache gehalten hat...

Das ist mehr oder weniger das Grundsetting, des neuen Kickstarter-Projekts von Jolly Dutch, die letztes Jahr mit dem Spiel "Chartered" erfolgreich waren. Und dieses Mal ist es ein komplett anderes Genre, denn bei Boogies Beasts handelt es sich um ein Bluffing-Kartenspiel mit kleinen Ansätzen von Social Deduction. Das Spiel ist für 3-8 Spieler ab 10 Jahren geeignet und dauert ca. 20-40 Minuten. 


[Aufbau]

Es gibt acht Charaktere bzw. Tierarten, die zum Sprung bereitstehen. Jeder Spieler wählt ein Tier und erhält alle Charakter-Karten, die es in drei Ausführungen gibt. Entweder mit der Information, dass man am Sprung teilnimmt (2mal), das man vielleicht teilnimmt (einmal) und das man nicht teilnimmt (5mal).
In die Tischmitte kommen die Formationskarten. Es gibt fünf verschiedene Formationen von 2 bis 6 Springern. Man legt immer eine Karte weniger als Spieler teilnehmen. Also bei 5 Spielern gibt es die Formationskarten mit 2, 3 und 4.
Die restlichen Sprungkarten werden gemischt und bereit gelegt. So wie auch die zwei beiliegenden Sanduhren. Es soll wohl auch noch eine App mit Timer geben, aber die Sanduhren sind absolut in Ordnung.


[Ablauf]

Wir spielen insgesamt 4 Sprünge (Runden) und ein Sprung besteht aus vier Phasen:

Phase 1 - Vorbereitungsphase - ohne Zeitlimit
Jeder Spieler erhält 6 Sprungkarten, die verdeckt vor ihm abgelegt werden. Kein Spieler darf sich diese Karten vor der nächsten Phase ansehen. Zu guter Letzt überprüft der Sprungmeister (Kartengeber) dass die Sanduhren zum Einsatz bereit sind und dann geht es weiter...

Phase 2 - Planphase - 3 Minuten
Der Sprungmeister dreht die 3-Minutem-Sanduhr um und nun heißt es planen. Jeder Spieler schaut sich nun seine Karten an, falls man noch Karten von der vorherigen Runde hat, kommen die dazu und auch die Charakter-Karten nimmt man zur Hand. Zusammen bespricht man nun, an welchen Formationen man sich beteiligen möchte oder ob man Solo springen möchte. Und nein, man muss sich an diese Absprachen nicht halten und man sollte auch nie den Mitspielern seine Karten zeigen. Bluffen und Lügen gehören dazu, denn am Ende kann nur einer die meisten Punkte haben und gewinnen. 
Sind die 3 Minuten um oder ihr als Gruppe habt euch schon vorher geeinigt, dass es nichts mehr zu besprechen gibt, ruft der Sprungmeister "SPRINGT".


Phase 3 - Sprungphase - 1 Minuten
Der Sprungmeister dreht nun die kleinere Sanduhr um und jetzt heißt es Karten spielen. Alle Karten werden verdeckt gespielt. Je Formation kann ich maximal eine Charakterkarte spielen, ich kann auch eine direkt vor mir ablegen und damit andeuten, dass ich allein springen möchte. Die Sprungkarten kann ich überall spielen. Also entweder zu Formationen, zu meinem Solo-Sprung oder zu Solo-Sprüngen von den Mitspielern. Was sind denn jetzt eigentlich diese Sprungkarten??

Es gibt zum einen Figuren-Karten, die zwischen 1 und 6 Punkte je nach Schwierigkeit bringen. Hier gibt es aber Figuren, die nur bei Formationen gespielt werden dürfen und Figuren die Solo und in Formationen funktionieren. Zum anderen gibt es Effekt-Karten, die ebenfalls Einfluss auf die Schwierigkeit haben. Entweder verringern sie die Schwierigkeit (strahlender Sonnenschein z.B.) und somit auch die Punkte oder sie erhöhen es (z.b. Wind). Es gibt aber auch Null-Karten, die als Bluff gespielt werden können. 


Nach 60 Sekunden ruft der Sprungmeister "ZIEHT" (und öffnet somit den Fallschirm). Wichtig ist, dass keine Karten mehr nach Ablauf der Zeit gelegt werden darf, passiert dies doch, dann landet dieser Springer hart auf dem Boden der Tatsachen und ist für diese Runde disqualifiziert. Wie angedeutet muss man nicht alle Karten spielen und kann Karten in die nächste Runde mitnehmen.

Phase 4 - Jury-Phase - kein Zeitlimit
Die einzelnen Sprünge werden nun gewertet. Zunächst die Solo-Sprünge, hierbei wird nun jeder Spieler gefragt ob er einen Solo-Sprung durchgeführt hat und die Karte davon werden aufgedeckt. Bei der Karte "nimmt nicht teil" geht es einfach weiter mit dem nächsten Spieler, bei "Vielleicht" oder "nimmt teil", prüfen wir nun die Schwierigkeit des Sprungs durch die gespielten Karten. Der Spieler erhält dann so viele Würfel, wie Figuren-Karten gespielt wurden und muss mit diesen Würfeln einen Wert gleich oder höher als die Gesamt-Schwierigkeit werfen. Bei Erfolg erhält man dann Punkte in Höhe der Figuren-Karten (und nicht der Gesamt-Schwierigkeit!!) und notiert sich diese.


Bei Formations-Sprüngen funktioniert die Wertung ähnlich. Sollte es zum Sprung kommen, dann wird hier ebenfalls gewürfelt, wie bei den Solo-Sprüngen und jeder Teilnehmer an dieser Formation bekommt dann diese Punkte. Aber zunächst heißt es zu überprüfen, ob die Formation überhaupt klappt.
Gibt es keine Charakter-Karte bei der Formation, werden dort alle liegenden Karten abgelegt. Ist der Anteil der "Vielleicht"-Springer höher als die vorgegeben Springer-Zahl, scheitert diese Formation. Entspricht die Anzahl der "Vielleicht"-Springer der vorgegebenen Anzahl, so werden alle "Nimmt Teil"-Springer abgelegt und die "Vielleicht"-Springer führen diesen Sprung durch und werfen die Würfel.

Sind es weniger "Vielleicht"-Springer als nötig, nimmt man die "Nimmt Teil"-Spring dazu. Ist die Summe nun größer als nötig, dann scheitert der Sprung ebenfalls. Sind "Vielleicht" und "Bin dabei" zusammen wie die gewünschte Anzahl, werden die Würfel geworfen. Sind "Vielleicht" und "Bin dabei" zusammen weniger als benötigt, wird der Sprung trotzdem gewertet, aber bei Erfolg der Würfe gibt es nur die Hälfte der Punkte, um die es eigentlich geht.
Nach dem alles gewertet wurde, notiert sich jeder Spieler seine Punktzahl und der Spieler links vom Sprungmeister, wird der neue Sprungmeister und es geht in die nächste Runde. Wer nach vier Runden, die meisten Punkte hat, gewinnt das Spiel!


[Fazit]

Boogies Beasts ist ein schnelles, zum Teil chaotisches Bluffing-Spiel und super schnell erlernt. Die Krux ist einzuschätzen, wann der Moment gekommen ist, dass die Mitspieler und man selbst anfängt für sich allein Punkte zu sammeln.

3 und 1 Minuten erscheinen einen zum Teil lang aber gerade in etwas größeren Runden bekommt man dennoch nicht alles mit und crasht eine Absprache ohne es zu wollen. Relativ schnell entwickelt sich aus einem harmonischen Anfang ein wildes hin und her den anderen Minuspunkte zu verpassen und Gruppensprünge trotz Zusage zu boykottieren. Gerade bei den 60 Sekunden entsteht ein Nervenkitzel, wann man noch zum Schluss eine Karte schmeisst oder eben nicht. Dabei auch immer zu beachten es rechtzeitig zu tun, hier wäre auf jeden Fall eine App hilfreicher, denn wir wissen doch alle wie es am Ende mit Sanduhren läuft, oder ?!

In der richtigen Gruppen macht das Spiel eine Menge Spaß, wenn alle Bock haben und mitmachen und nichts gegen Take That Momente haben. Spieler, die es ruhig haben wollen, werden wohl eh zu etwas anderen greifen, aber Fans von Bluffing und auch Social Deduction (ich habe diese Minuskarte gar nicht geschmissen!!) sollten auf jeden Fall einsteigen. 


Die Optik gefällt mir ebenfalls gut, ob es wirklich Tiere sein mussten, sei dahingestellt, es funktioniert aber auf jeden Fall. Für einen Prototypen, und ja was ihr seht ist ein Prototyp, ist alles schon sehr weit. Ich würde mir noch einen kleinen Wertungsblock wünschen, so wäre das Spiel unterwegs noch besser spielbar. Und ich bin noch hin und her gerissen, wie ich den Einsatz von Würfeln hier finde. Auch der Autor teilte mir mit, dass man diese weglassen kann, wenn man das möchte und ich bin noch nicht 100%ig sicher, wie ich das handhaben werde. Es bringt zum einen natürlich eine gehörige Glückskomponente mit sich, zum anderen ist es aber auch schön, die anderen scheitern zu sehen oder demjenigen die Schuld zu geben, wenn der Wurf Mist war. Kleine Regelfrage blieb aber noch offen, es geht nicht wirklich hervor, wer bei den Gruppen-Sprüngen eigentlich wirft... 

Alles in allem ein tolles Spiel, welches mir viel Freude bringt und bringen wird. Einzige Einschränkung: es muss in der Gruppe passen und das muss jeder am Ende für sich entscheiden.

Ich wünsche alles Gute für die Kampagne und drücke alle Daumen.

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Boogie Beasts von Alexander Kneepkens
Erscheint bei Jolly Dutch Productions
Für 3 bis 8 Spieler in ca. 25 Minuten
Boardgamegeek Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Jolly Dutch Productions)