21.08.2014

Splendor - Lässiger Einstand

Bei Splendor hat es ja bekanntlich nicht zum Spiel des Jahres 2014 gereicht. Trotzdem ein echter Achtungerfolg für den neuen Verlag Space Cowboys. Apropos Space Cowboys. Bei so einem Namen erwarte ich trashige Themenspiele, epische Würfelgefechte und hitzige Debatten am Spieltisch. Das alles ist Splendor nicht. Schlimm? Nein.

Bei Splendor heißt es übrigens "Klotzen und nicht Kleckern!". Was andere Verlage als Super-Deluxe-Collectors-Edition verkaufen, bringen die Space Cowboys einfach mal eben als Basisvariante auf den Markt. Das nenne ich mal lässig. Cowboy lässig eben. Und so verzücken uns schwere Poker-Chips, stabile Karten und Tiefziehteil (oh ja das ist wirklich erwähnenswert heutzutage).


Spielerisch betrachtet will uns Splendor ins Edelsteinbusiness führen. Wir kaufen verschiedenfarbige Edelsteine um mit diesen dann siegpunktproduzierende....Karten? zu kaufen. Diese Karten bringen zudem noch Vergünstigungen für weitere Gebäude. Habe ich schon eine Karawane gekauft, ist die zweite quasi kostengünstiger dazu bereit sich mir anzuschließen - oder so ähnlich.
Habe ich besonders viele Edelsteine gesammelt und davon besonders schöne Kartenkombinationen gekauft, verirrt sich mit etwas Glück einer der ausliegenden Besucher in mein Geschäft - im Gepäck: Siegpunkte.

Es fällt schwer ein Thema bei Splendor zu finden. Man hätte genauso gut Pilzsammler im bayrischen Wald sein können und mit den gesammelten Pilzen siegpunktbringende Gerichte zubereiten können. Bei drei Nachtischen der selben Art wäre dann vermutlich Johann Lafer vorbeigekommen und hätte Siegpunkte mitgebracht. So bleibt Splendor ein nackter Mechanismus. es geht darum Sets zu sammeln und mit den gekauften Karten bestmöglich eine starke Kombination für Folgekäufe aufzubauen. Nicht mehr und nicht weniger. Ist Splendor deswegen ein schlechtes Spiel? Nein, keineswegs!


Splendor macht alles vorschriftsmäßig. Einfache Regeln, schneller Spieleinstieg, clevere Mechanismen (hat mal wer 5,00 € fürs Phrasenschwein?), kurze Spieldauer, zunehmender Lerneffekt, keine Downtime und sogar Spielerinteraktion! Splendor zieht gerade deswegen vielleicht auch viele Familien-, und Nichtspieler an den Tisch, kann aber auch für Vielspieler aufgrund der, gerade bei voller Spieleranzahl, zum Teil schwer überschauberen Spielsituation schnell zur Tüftelaufgabe und somit zur Herausforderung werden. Gerade die Möglichkeit eben genau jene Karte zu reservieren, auf welche ein Mitspieler hingearbeitet hat und ihm somit einen dicken Strich durch die Rechnung zu machen, wird gelegentlich zur Herkulesaufgabe.

Splendor spielt sich am besten zu zweit. Dann entfaltet es seine Stärken optimal. Denn ein wichtiger Teil des Spiels ist es eben genau auf die Aktionen des Gegenspielers zu achten und zu wissen, welche Karten er benötigt. Spiele ich mit bis zu drei Gegners, vergeht entweder eine Unmenge an Zeit bis ich meinen Zug plane, oder ich konzentriere mich ausschließlich auf mich und kann am Ende überrascht feststellen, dass ich zu langsam war.


Der Name des Verlags kann mit seinem ersten Titel Splendor nicht das halten, was ich mir beim Hören von Space Cowboys vorgestellt habe. Dennoch ist Splendor eine positive Überraschung auf dem heutigen Spielemarkt, der ja gerade bei Eurospielen zu immer mehr ineinander verzahnten Mechanismen und immer komplizierteren Regelwerken tendiert. Dennoch Obacht! Wer bei Splendor Erfolg haben will, der muss sich einer anstrengenden Tüftelaufgabe stellen, die das bloße Überfliegen des Regelwerkes und das Material nicht erahnen lassen. In der richtigen Stimmung sollte man schon sein.


Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!


Splendor von Marc André
Erschienen bei den Space Cowboys vertrieben durch Asmodee
Für 2-4 Spieler in ca. 30 Minuten
Boardgamegeek-Link


sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Asmodee)