Alle Jahre wieder heißt es bei Queen Games: dem lieben Stefan Feld huldigen, der weiterhin fleißig Spiele für die City Collection veröffentlicht. Dabei handelt es sich nicht nur um Neuinterpretationen älterer Titel, sondern immer wieder auch um ganz neue Spiele – wie zum Beispiel das tolle Marrakesch. Mit Kathmandu erscheint nun ebenfalls ein komplett neues Spiel, das man in gewisser Weise als Laufspiel bezeichnen kann.
Noch da? Gut! Denn natürlich ist Kathmandu nicht einfach ein simples Würfelspiel, bei dem man seine Figur bewegt – hier gilt es, den Würfelpool taktisch bestmöglich einzusetzen, um mit möglichst vielen Punkten in Kathmandu anzukommen.
Zu Beginn der modular aufgebauten Strecke platzieren wir unser Yak-Meeple, das sich leider nur etwas störrisch durch die Natur Nepals bewegen lässt. Denn wenn wir es bewegen, dann nur in gerader Linie in eine Richtung – und zwar so viele Felder, wie der Würfel anzeigt. Stoßen wir dabei auf Hindernisse oder würden das Spielbrett verlassen, müssen wir zur Strafe Erschöpfungsmarker nehmen.
Die Würfel gibt es in sechs Farben, die gleichzeitig für Ressourcen stehen, die wir sammeln können bzw. müssen.
Der braune Würfel bringt uns Rucksäcke, mit denen wir Ausrüstungskarten nehmen können – allerdings nur, wenn unser Yak auf einer Landschaftsart steht, die zur Karte passt.
Ein ähnliches Prinzip gilt für den lilafarbenen Würfel, der einen Malkasten liefert. Diesen geben wir ab, wenn wir Tiere auf unserem Weg malen möchten – auch hier muss die Landschaft passen.
Mit dem orangenen Würfel erhalten wir Münzen, die wir in Städten für Waren ausgeben können.
Der graue Würfel liefert Kompasse. Diese sind wichtig, wenn sich unser Yak in die Richtung bewegen soll, die für den Streckenabschnitt vorgegeben ist. Bewegt es sich ohne Kompass trotzdem in diese Richtung, gibt es ebenfalls einen Erschöpfungsmarker.
Wechselt man von einem Streckenabschnitt zum nächsten, muss man sein Yak füttern können. Hat man kein Futter, erhält man einen Erschöpfungsmarker. Der pinke Würfel bringt neues Futter.
Der schwarze Würfel ist ein Joker und kann für jede der genannten Ressourcen verwendet werden.
In meinem Zug wähle ich also einen Würfel aus meinem Pool, erhalte die entsprechende Ressource und bewege mein Yak in Höhe der Würfelaugen in eine Richtung. Danach kann ich alle möglichen Aktionen ausführen – etwa das Malen eines Tiers, Ausrüstung sammeln, Waren kaufen oder ein Yak-Plättchen erfüllen. Jeder Spieler hat einen Stapel dieser Plättchen und muss in zufälliger Reihenfolge die verschiedenen Landschaftsarten einmal erreicht haben. Wer alle schafft, bekommt 10 Bonuspunkte am Ende. Hat man zu wenige, gibt es Punktabzüge.
Erreicht man ein Tempelfeld, darf man dort eine Opfergabe ablegen. Je mehr Gaben man an verschiedenen Tempeln hinterlässt, desto mehr Punkte gibt es – und man erhält Teile einer Landkarte. Teilt man sich ein Feld mit einem Mitspieler, kann man mit diesen Karten tauschen. Der Mitspieler kann das nicht verhindern – es sei denn, er hat seine Karte mit einer Truhe gesichert.
Die Ausrüstungskarten bieten Zusatzoptionen vor, während oder nach der Bewegung mit dem Yak. Mit der Kletterausrüstung etwa kann man sich über Gebirge bewegen, mit dem Erste-Hilfe-Set Erschöpfungsmarker loswerden. Hat man zu Beginn eines Zuges drei dieser Marker, setzt man den Zug komplett aus – ein deutlicher Nachteil im Wettrennen nach Kathmandu.
Warum Wettrennen? Ganz einfach: Wer zuerst in Kathmandu ankommt, bekommt die meisten Punkte. Das Spiel endet allerdings nicht zwingend dadurch, sondern nach exakt sechs Runden. Am Ende jeder Runde wird ein Wetterplättchen aufgedeckt – ein Unwetter ist uns auf den Fersen. Wird man vom Gewitter eingeholt, erhält man erneut einen Erschöpfungsmarker.
Nach sechs Runden oder sobald alle Spieler Kathmandu erreicht haben, endet das Spiel. Dann folgt eine Feld-typische Endwertung für alles, was man gesammelt oder erledigt hat.
Was soll ich sagen? Beim ersten Pitch damals auf den Queen-Games-Tagen war ich skeptisch: Ein Laufspiel? Mit Würfeln? Aha… Aber schon die erste Partie hat mich positiv überrascht. Das ist kein simples "Ich bewege mich von A nach B", sondern ein Spiel voller Entscheidungen: Wähle ich den Würfel nach Farbe (Ressource) oder wegen der passenden Augenzahl für meinen Bewegungsplan?
Allerdings spielt die Gestaltung der Strecke eine wichtige Rolle. Man kann frustrierende Momente erzeugen, wenn diese ungünstig aufgebaut ist. Da wären 2–3 Streckenvorschläge statt nur einem wünschenswert gewesen.
Das Material der Premium-Version ist großartig. Alle Plättchen sind aus Holz und hochwertig bedruckt – allerdings hat das seinen Preis. Queen Games hat dafür bereits reichlich Kritik erhalten, daher möchte ich das nicht weiter vertiefen. Die City Collection ist klar im Premium-Segment angesiedelt – ob es einem das wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Abgerundet wird das Spiel durch zwei kleine Erweiterungen:
Die Zeltkarten bekommt der Spieler, der in einer Runde die niedrigste Würfelsumme verwendet hat (und wird neuer Startspieler, wie im Standardspiel). Landet ein Mitspieler auf der zugehörigen Landschaftsart, kann ich diese Karte abgeben – der Mitspieler bekommt dafür einen Erschöpfungsmarker.
Deutlich spannender sind die Charaktere, mit denen jeder Spieler eine Fähigkeit erhält. Der Bergsteiger kann über Gebirge laufen, die Yak-Führerin den rosa Würfel auf eine beliebige Seite drehen, wenn sie ihn verwendet, und so weiter.
Fazit: Kathmandu hat mir bisher immer viel Spaß gemacht. Es ist sicher kein Stefan-Feld-Meisterwerk wie Die Burgen von Burgund oder Marrakesch, aber ein rundum gelungenes und unterhaltsames Spiel, das definitiv in meiner Sammlung bleibt.
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