04.07.2016

Between Two Cities - Draften für große Gruppen


Städtebau? Großartig! Zwei Städte auf einmal? Großartiger! Kooperativ mit dem jeweiligen Sitznachbarn und doch kompetitiv? Am großartigsten! Alles könnte so schön in Between Two Cities sein...

In Between Two Cities bauen wir eine Plättchenstadt aus Stadtteilplättchen. Nein, eigentlich bauen wir zwei Plättchenstädte gemeinsam mit jeweils unserem rechten und unserem linken Sitznachbarn. Diese wiederum bauen ebenfalls Plättchenstädte links und rechts und deren Nachbarn ebenfalls, und so weiter.
Dabei versuche ich meine beiden Städte möglichst siegpunktgleichstark aufzubauen, denn nur meine schwächere Stadt wird gewertet.
Punkte gibt es in erster Linie durch Vielfalt. Parks, Bürogebäude, Wohnhäuser, Fabriken, Einkaufsmeilen und Restaurants wollen die Bürger und sollen sie auch bekommen. Jede Gebäudeart stellt andere Anforderungen und belohnt, bei richtiger Platzierung in unserem 4x4 Plättchenmuster, die Stadt mit wertvollen Siegpunkten.


Um an die diversen Gebäudeplättchen zu kommen, draften wir selbige in drei Spielrunden. Dabei wähle ich jeweils zwei aus meiner Hand aus und gebe die übrigen an meinen Sitznachbarn weiter. Dann wird aufgedeckt und diskutiert. Diskutiert, weil eines der Plättchen in meine linke Stadt wandert und eines in meine rechte Stadt. Hier will das Ganze also auch mit meinen jeweiligen Sitznachbarn abgestimmt werden, da diese ja ebenfalls zeitgleich an meinen Städten mittüfteln. So viel Interaktion macht Spaß. Draften, aufdecken, diskutieren, anlegen, weiterspielen, Punkte zählen, Sieger ermitteln. Das Prinzip ist schnell verstanden

Between Two Cities hatte bei mir bereits vorm ersten Spielen große Erwartungen geweckt. Ich mag die Spiele von Stonemaier Games, finde sie eine gelungene Symbiose aus Euromechanismen und guten verzahnten Thema. Aber auch die flotte Spieldauer und die große Varianz in der möglichen Spieleranzahl machte mich mehr aus neugierig.
Wie ist das dann meistens mit großen Erwartungen? Richtig. Sie werden selten erfüllt. Between Two Cities schlägt eben in jene Kerbe und lies mich etwas ratlos aber auch ein klein wenig enttäuscht zurück. Zu seicht, zu willkürlich, zu gleich. Warum? Schwer zu beschreiben. Städtebauspiele brauchen ein gewisses Etwas. Ich muss das Gefühl haben etwas aufzubauen und dabei denken, dass jede Entscheidung relevant ist und konkrete Auswirkungen auf mein Stadtbild haben kann. Da scheitert Between Two Cities.


Zuerst einmal aus dem Grund, dass das Spiel völlig unthematisch ist. Städtebaufeeling kommt beim Spielen genau so wenig auf, wie EM-Fieber bei den Holländern. Schlussendlich wandert der Blick direkt auf die Farbgebung der Plättchen. Gelbe Reihen werden gesucht, möglichst bunte Städte mit vielen Haussymbolen und besonders viele unterschiedliche rote Quadrate. Da helfen dann auch kleine thematische Ansätze nicht, dass rote Quadrate (Wohnhäuser) besonders wenig Punkte neben Schornsteinen (Fabriken) bringen. Dabei war doch gerade das dichte Thema immer eine Stärke des Verlages.

Hinzu kommt, dass das Spiel uns vor keine schwierigen Entscheidungen stellt. Fast immer ist jede Option beim Draften eine gute. Alles bringt die Stadt irgendwie weiter und macht auch irgendwie fast gleich viele Punkte. Ich bin auch nicht sonderlich darin interessiert die Punkte der Gegnerstädte während der Partie hochzurechnen, um davon meine Draftentscheidung abhängig zu machen. Zu umständlich, zu mathematisch, zu langsam und auch dann irgendwie nicht mehr im Sinne des Spieles, welches ein flottes sein möchte.
Was daraus folgt sind reine Bauchentscheidungen mit kurzem Blick auf die eigenen Städte. Dass dennoch jede Partie bei meinen Runden denkbar knapp siegpunkttechnisch ausging, vermittelte mir den Eindruck, dass zu wenig Varianz in die unterschiedlichen Gebäude eingebaut wurde und dadurch beim Draften aber auch beim Diskutieren meine Entscheidungen nicht wirklich einen entscheidenden Unterschied ausgemacht haben.




Between Two Cities ist eher etwas für große Runden (5-7 Spieler) mit wenig Zeit, welche losgelöst vom Thema eine schnelle Runde an den Spieleabend dranhängen wollen. Das Prinzip "zwischen den Stühlen" zu sitzen klingt toll, hätte aber so viel interessanter ausgearbeitet werden können. So verpufft der Effekt des Neuen viel zu schnell durch zu gleiche, zu willkürliche und zu seichte Spielmomente. Schade.

Between Two Cities von Matthew O´Malley, Morten Pedersen und Ben Rosset
Erschienen bei Stonemaier Games
Für 1 bis 7 Spieler in ca. 20 Minuten
Boardgamegeek Link
Vielen Dank an Morning Players für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Stonemaier Games)