29.03.2019

Bastille


Ach ja, die Französische Revolution. Liberté, égalité, fraternité. Ein Schlüsselereignis in der Geschichte dieses Umsturzes war der Sturm auf die Bastille. Die Bastille diente zu dieser Zeit als hohes Sicherheitsgefängnis und ragte am Stadttor von Paris in die Höhe. Ein Symbol für Macht und Unterdrückung, das wie dafür prädestiniert war, um ein Exempel daran zu statuieren. 
Bevor der blutige Umsturz des politischen Systems jedoch begann, musste dieser erst sorgfältig organisiert werden. Und hier setzt das Spiel Bastille von Christoph Behre an. Ihr lauft durch die verschiedenen Distrikte von Paris, sammeln Geld, Waffen, Ressourcen und Verbündete, um zum Spiel-Ende die Bastille zu stürmen.

Bastille ist ein Worker-Placement Spiel mit einem sehr interessanten Mechanismus. Anstelle eurer Worker besitzt ihr Stadtwappen mit der Farbe eurer Fraktion. Alle Spieler haben zu Spielbeginn drei Wappen, zwei Wappen mit dem Wert 1 und ein Wappen mit dem Wert 2. Um Aktionen durchzuführen, beginnt der Startspieler, und dann im Uhrzeigersinn alle anderen, einen seiner Einflussmarker auf eines der sieben Aktionsfelder zu platzieren. Diese Aktionsfelder besitzen alle jedoch eine begrenzte Anzahl an freien Feldern, sodass u.U. nicht jeder Spieler in jeder Runde jede Aktion wählen kann. Platziert werden muss das Wappen auf der jeweiligen Aktionsleiste ganz nach links. Haben alle Spieler ihre Wappen ausgelegt, werden die Aktionsfelder abgehandelt. Hier ein kleines Beispiel dieser Abhandlung: 


Variante 1: Andreas hat sein Wappen mit dem Wert 1 als erster auf die Bank-Aktion gelegt, um Geld zu erhalten. Roy legt ebenfalls ein Wappen mit dem Wert 1 Auf dieselbe Aktion, aber hinter Andreas. Da beide Spieler den Wert 1 haben, beginnt der Spieler, dessen Wappen ganz links liegt damit, die Aktion auszuführen, und da er der erste war, einen Bonus einzuheimsen. Dieser Bonus macht ihn in diesem Fall zum Startspieler in der nächsten Runde.

Variante 2: Andreas hat sein Wappen mit dem Wert 1 als erster auf die Bank-Aktion gelegt, um Geld zu erhalten. Roy legt ein Wappen mit dem Wert 2 Auf dieselbe Aktion, aber hinter Andreas. Nun hat Roy zwar nach Andreas die Aktion gewählt, sein Wappen hat aber den größeren Einfluss und damit ist er der Spieler, der die Aktion als erster ausführt und den Bonus bekommt.

Wie man in diesen beiden Beispielen erkennen kann, geht es in Bastille, wie auch in vielen anderen Worker-Placement Spielen, darum seine Arbeiter bzw. Wappen so effizient wie möglich einzusetzen. Das Besondere an Bastille  im Gegensatz zu anderen Worker-Placement Spielen, ist jedoch die Möglichkeit seine Wappen bis auf einen Wert von 4 zu erhöhen. Dies bringt einen neuen Wind in die  Spielidee, da das Aufleveln der Arbeiter für sich genommen ebenfalls eine Aktion darstellt, und somit die Spieler dazu zwingt stets das richtige Timing zu finden und ihre Prioritäten zu verlagern. Eigentlich möchte man so schnell es geht super mächtig werden, aber gleichzeitig muss man auf seine Ressourcen achten und auch an Aktionen teilnehmen die stark glückslastig sind.


Neben der Bank-Aktion und der Aufwertungs-Aktion gibt es noch weitere innovative Spielmechaniken in Bastille  So müsst ihr beispielsweise Verbündete Söldner kaufen. Diese stehen euch in Form von Charakterkarten auf einer offenen Auslage zur Verfügung. Der Clou hierbei ist, dass ihr darauf achten müsst diese Charaktere u.U. zu bewaffnen, da es sonst Minuspunkte gibt, und Karten in aufsteigender bzw. absteigender Reihenfolge oder gleicher Symbolik zu sammeln. Letzteres müsst ihr dann tun, wenn ihr euch dazu entschließt auf das Feld der Auftragskarten zu gehen. Hier zieht ihr Karten, die euch ein individuelles und geheimes Ziel Aufbinden, wofür es zum Spiel-Ende aber Bonuspunkte gibt. Diese Aktionen verleihen dem Spiel einen Touch von Card-Drafting und machen das Spiel-Ende nochmals spannender.

Die Glückskomponente in dem Spiel befindet sich auf der Katakomben-Aktion. Hier müsst ihr Würfel eurer Farbe in einen Beutel schmeißen, denn bei der Zwischenwertung und bei der Endwertung werden blind fünf Würfel aus dem Beutel gezogen, und der Spieler, dessen Würfel am meisten vertreten waren, darf sich Gold, Siegespunkte, Waffen oder andere Boni aussuchen.

Am Ende gewinnt wie immer der Spieler mit der Höchstpunktzahl.


Ich bin für Worker-Placement Spiele ja sowieso immer zu haben. Für mich hat sich diese Spielmechanik einfach stets und ständig bewährt. Bastille konnte mich dennoch überraschen. Das liegt vor allem an dem Einflusssystem. Wenn ich der erste bin, der ein Wappen mit einer 3 hat, fühle ich mich einfach mächtig. Es fühlt sich in etwa so an, wie ein kleines Rollenspiel bei dem man auflevelt, wenn man vorher genug „gegrinded“ also Ressourcen und Erfahrungspunkte gesammelt hat, ohne dass es kompliziert wird, da es im Endeffekt nur Zahlen sind. Ich fand schon bei Viticulture den Grande Worker super cool und hier kann ich mir selber welche machen, wenn ich sie mal brauche. Klar hat gegen Spiel-Ende fast jeder ein Viererwappen im Petto, aber der Weg bis dahin ist das, was dieses Spiel ausmacht. Hinzu kommt eine Vielzahl an Aktionen, die man zwar so schon in dem ein oder anderen Spiel gesehen hat, die hier aber dennoch nicht wie einfache Filler wirken, da sie durchdacht und dem Thema angepasst umgesetzt wurden.


Das Thema ist aber so eine Sache für sich. Ich persönlich kann mit der Französischen Revolution nicht viel anfangen. Es macht natürlich Sinn dass meine Fraktionen stärker werden und ihr Einfluss wächst, sie somit auf sich aufmerksam machen und die Leute zur Revolte anheizen, aber zum einen finde ich es etwas seltsam, dass man hier gegeneinander spielt, obwohl man einen gemeinsamen Feind und ein gemeinsames Ziel hat, und zum anderen könnte ich mir diese Mechanik mit dem Aufleveln der Arbeiter tatsächlich besser in einem Sci-Fi oder Fantasy gewandt vorstellen, wo verfeindete Fraktionen um die Vorherrschaft auf einem Planeten oder ähnlichem kämpfen.

Abgesehen vom Thema habe ich Bastille aber sehr gerne gespielt, und werde dies auch weiterhin tun, da es ein sehr gutes Worker-Placement Spiel ist, und mit dem Fokus auf die Worker-Stärken einen innovativen und meiner Meinung nach richtigen Schritt macht, um das Genre voranzutreiben, ohne das Spiel zu verkomplizieren.

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Bastille von Christoph Behre
Erschienen bei Queen Games
Für 3 bis 4 Spieler in ca. 60 Minuten
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Queen Games)