10.10.2019

Airship City


Die Menschheit hat sich dazu entschieden, in den Wolken zu leben. Auf Luftschiffen soll eine neue Infrastruktur errichtet werden. 3 oder 4 SpielerInnen buhlen in Airship City um die Gunst der Stadtverwaltung und müssen gleichzeitig die eigenen Finanzen im Auge behalten. Die effektive Nutzung der Arbeiter auf einem modularen Aktionsfeld sorgt für zusätzliche taktische Tiefe. Wer am Spielende die meisten Siegpunkte vorweisen kann, gewinnt.

Bevor es näher um den Spielablauf geht, schon jetzt ein paar Worte zum Design: Das Artwork ist großartig. Der minimalistische Stil, der mit knalligen Farben arbeitet, hilft ungemein, die wichtigsten Informationen auf den vielen Tableaus zu erfassen. Es ist eine wahre Freude fürs Auge ein, zwei Stunden auf die Plättchen zu starren und Arbeiter und Rohstoffmarker darauf zu verschieben. Dasselbe gilt für die klar strukturierte Anleitung, die daher sehr angenehm zu lesen war.


Doch wie funktioniert dieses sehr hübsche Spiel nun? Im Kern genauso wie viele andere Spiele auch: Man bewegt seine Arbeiter und löst Aktionen aus, um – in diesem Fall – Rohstoffe zu sammeln, Luftschiffe zu bauen, neue Arbeiter anzuwerben, Verträge anzunehmen und vieles mehr.

16 Aktionsplättchen liegen in einem 4x4-Quadrat in der Tischmitte und jeder Arbeiter eines/einer SpielerIn darf sich ein Feld bewegen, um dort eine Aktion auszuführen. Doch was tun, wenn das benötigte Aktionsplättchen weiter als ein Feld entfernt ist? Jetzt macht sich der Vorteil einer Stadt in den Wolken bemerkbar: SpielerInnen können ein „Getriebe“, einer der vier Rohstoffe im Spiel, ausgeben, um eine Spalte oder Reihe von Aktionsfeldern zu verschieben. Wie beim Verrückten Labyrinth entsteht dann (in diesem Fall) eine neue Formation, in der die Aktionsfelder/Luftschiffe am Himmel schweben.


Die Plättchen sind dadurch ständig in Bewegung und laufend ist freudiges Aufatmen und entnervtes Stöhnen am Tisch zu hören, wenn Pläne aufgehen oder zu Staub zerfallen. Dieses Prinzip fordert die Gehirnzellen der SpielerInnen auf ganz neue Weise heraus: In welcher Reihenfolge verschiebe ich Plättchen und aktiviere meine Arbeiter, um den effizientesten Zug vorzunehmen? Das kann schon mal zu Downtime führen, wenn man sich darüber erst noch einmal Gedanken machen muss, weil das Spielfeld plötzlich gänzlich anders aussieht. Gerade im späteren Spielverlauf kann es deutlich länger dauern bis man wieder an der Reihe ist.

Bis dahin versucht man zunächst, Rohstoffe zu sammeln und Verträge zu erfüllen, um an Gold und Siegpunkte zu kommen. Mit dem Gold können dann die Rohstofflager ausgebaut und neue Arbeiter gekauft werden. Anspruchsvoller gestaltet sich der Bau und die anschließende Verwendung von Luftschiffen: Diese können entweder für Gold verkauft oder der Stadt geschenkt werden, was dauerhafte Boni und Siegpunkte zur Folge hat. Außerdem wird festgehalten, wer die meisten Luftschiffe der jeweiligen neun Typen im Spiel geschenkt hat. Am Ende des Spiels gibt es für den/die größten GönnerIn noch einmal Bonuspunkte.


Die Schenkung wird durch einen kleinen Marker dargestellt und ist der einzige Nachweis, dass man ein stattliches Luftschiff gebaut hat. Das ist leider ein etwas mickriges Feedback. Man hat nicht das Gefühl, etwas Großes bewirkt zu haben, wenn dadurch nur ein kleiner Marker auf dem großen Schenkungstableau abgelegt wird.

Die Ausstattung selbst ist auch nicht immer glücklich gewählt: Die Marker, mit denen man den Stand der eigenen Rohstoffe festhält, sind sehr dünn und leicht. Da kann es schon mal vorkommen, dass sich die Marker verschieben und man sich nicht mehr sicher sein kann, was man alles besitzt und was nicht.


Auch das Balancing kann nicht vollständig überzeugen: Es gibt drei Schiffstypen, die in drei Varianten gebaut werden können. Bei einem Spiel zu dritt könnten sich die SpielerInnen für jeweils einen Typ entscheiden und sich so Boni problemlos sichern. Im Spiel zu viert kommen sich höchstwahrscheinlich zwei in die Quere, während zwei in Ruhe Punkte sammeln und Mehrheiten erzielen können. Die alternativen Möglichkeiten, um Siegpunkte zu sammeln, können diese Ungleichheit nicht gänzlich auffangen.

Abgesehen davon macht Airship City dennoch Spaß: Die Aktionsfelder, die ständig in Bewegung sind, sorgen für gänzlich neue Knobeleien, die es zu lösen gilt und visuell bringt das Spiel auch frischen Wind in das Genre. Die Rohstoffsammelei und das -management sind dagegen bekannte Kost. Dennoch eine klare Empfehlung für Worker Placement-EnthusiastInnen, die gerne ein etwas exotischeres Spiel ihr Eigen nennen möchten.


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Airship City von Masaki Suga
Erschienen bei Spielefaible
Für 3 bis 4 SpielerInnen in 75-120 Min.

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier SpieleFaible)