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14.11.2019

Processing: A Game of Serving Humanity


Die Erde ist gefallen. Das Ende ist nah. Die große Alien-Invasion hat uns erreicht! Und nun heißt es, sich selbst der nächste zu sein. Im Spiel Processing von Fight in a Box (3-6 Spieler ab 14 Jahren) sind wir von Alien-Anführern versklavte Menschen, welche nun die restliche Bevölkerung sortieren muss. Wer wird zu Hackfleisch? Wer wird untersucht? Und wer bekommt sogar die Freiheit? Das Doofe: nur noch Hipster haben überlebt und die Aliens sind der Meinung das Kühe uns gleichgestellt sind… Noch doofer: jeder Alien-Boss hat eine andere Vorstellung, was mit wem passieren soll. Um dich selbst zu retten, solltest du also so viele Alien-Bosse wie möglich glücklich machen. Auf geht’s! 

[AUFBAU]

Spiele ich das Spiel zum ersten Mal soll man alle Agenda-Karten (Wünsche der Alien-Bosse) mit einer „5“ aussortieren. Bei einem Spiel mit 3 oder 4 Spielern kommen auch alle Agenda-Karten mit einer „6“ aus dem Spiel. Danach verteile ich jedem Spieler 4 Agenda-Karten (beim Spiel zu dritt) bzw. 3 Agenda-Karten (Spiel zu viert).  Spiele ich gar mit 5 oder Spielern, bekommt jeder Spieler 1 Agenda-Karte mit einer „6“ plus 2 weitere von den restlichen zwölf Agenda-Karten.


Dann erhält jeder Spier noch jeweils 3 „Verarbeiten“, „Untersuchung“ und „Frei“ Tokens. Restliche Tokens werden in Reichweite gelegt.
Auf dem Tisch bereiten wir dann noch ein wenig was vor. Zunächst legen wir die drei Schicksals-Karten aus (ebenfalls „Verarbeiten“, „Untersuchung“ und „Frei“). Dann ziehen wir drei Lot-Karten (Anzahl an Hipster und Kühen) vom entsprechenden Stapel und legen diese offen untereinander (das sogenannte Förderband). Abschließend legen wir noch die Siegpunktleiste, sowie den „Mad CAO (Confederated Alien Overlords)“-Tracker. Auf den jeweiligen Leisten kommen die passenden Meeple in deiner Farbe und ein Startspieler (Overseer) wird gewählt, welcher den Lot-Karten-Stapel erhält.

[ABLAUF]

Das Spiel läuft über 3 Runden, die wiederum aus jeweils 2 Phasen bestehen. 


Begonnen wird mit der Wahl-Phase, die vom Startspieler angefangen wird. Vor jeder Wahl des Startspielers, zieht dieser eine weitere Lot-Karte und legt diese unter die bereits ausliegenden und verlängert somit das Förderband. Dann wählt er ein Wahl-Token seiner Wahl und platziert diesen auf eines der freien Plätze der offenen Lot-Karten. Manche Lot-Karten haben auch schon vorgedruckte "Stimmen". Die Wahl-Phase endet sobald jeder Spieler 6mal gewählt hat. Wichtig noch mal: immer bevor der Startspieler wählt, eine weitere Lot-Karte dazulegen! Sobald nämlich eine sechste Lot-Karte hinzukommt, wird die oberste Lot-Karte verbucht, auch wenn diese noch freie Wahl-Plätze hätte. Ansonsten wird natürlich eine Lot-Karte verbucht, so bald alle Wahl-Plätze belegt wurden. 

Beim verbuchen einer Lot-Karte wird nun entschieden, was mit den Menschen (Hipstern) und Kühen passieren soll, die auf der Karte abgebildet sind. Je nach Mehrheit werden diese also verarbeitet, untersucht oder frei gelassen. Bei Gleichstand kommt die Lot-Karte offen unter den Nachziehstapel.
Danach wird immer das Förderband geprüft und falls sich dort weniger als drei Lot-Karten befinden sollten, wird noch eine weitere dazugelegt. 


Kommen wir nun zur Wertungs-Phase. Sind zu Beginn der Wertungsphase mehr als drei Lot-Karten auf dem Förderband, werden alle Lot-Karten verbucht, bis nur noch drei übrig bleiben. 
Nun wählt jeder aus seiner Hand eine Agenda-Karte, die dem Spieler vorgibt, wofür er Sieg-Punkte oder Mad-CAO-Punkte erhält. Die gewählte Karte legt jeder Spieler verdeckt auf seine Spielerkarte. Nun deckt jeder Spieler nach und nach seine Agenda-Karte auf und erhält entsprechend dieser die jeweiligen Punkte. Ein Beispiel: wählt ein Spieler die Agenda der „Grey Anarchists“, so erhält er Siegpunkte für jeden Hipster der verarbeitet wird, für jede Kuh die untersucht wird und für freigelassene Hipster gibt es Mad-CAO-Punkte. 

Der Spieler mit den meisten Siegpunkten in dieser Runde, wird in der nächsten zum neuen Startspieler ernannt. Dann kommen alle Lot-Karten, die gewertet wurden, aus dem Spiel und jeder Spieler erhält neue Tokens. Nach der ersten Wertungs-Phase zwei von jeder Art und nach der zweiten Wertungs-Phase ein Token von jeder. 

Das Spiel endet nach der dritten Wertungsphase.


Der Spieler mit dem meisten Mad-CAO-Punkten wird sofort zu Hackfleisch verarbeitet und hat das Spiel verloren (selbst wenn er auch die meisten Siegpunkte hätte). Danach gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten und hat sein Platz in Alien-Topia sicher. Der zweitplatzierte wird zu Forschungszwecken untersucht und alle weiteren sind ebenfalls Hackfleisch. Schade.

Das war mehr oder weniger der Ablauf des Intro-Spiels, beim vollen Spiel gibt es kleinere Änderungen:
So werden vor dem Spiel die Agenda-Karten gedraftet, beim Wählen kommt ein „Wahl-Verdoppler“-Marker hinzu, mit dem man einmal im Spiel eine Stimme verdoppeln kann. Wichtig: dafür müssen noch zwei Wahl-Plätze auf der Lot-Karte frei sein! Wenn man diesen Marker nicht benutzt, ist er am Spielende 2 Siegpunkte wert. 


Die Endwertung wird ebenfalls ein wenig geändert. Der Spieler mit den meisten Mad-CAO-Punkten wird immer noch verarbeitet, aber alle anderen bekommen nun als Belohnung, dass sie den einen geopfert haben, ihre Mad-CAO-Punkte als Siegpunkte gut geschrieben! Autsch!

[VARIANTE]

Ist das noch nicht genug, gibt es noch die „Rebellen“-Variante, die vor allem die Wertungsphase und das Spielende verändert. So kann ich einmal im Spiel zum Rebellen konvertieren, hierfür drehe ich meine Spielerkarte um und zeige an, dass ich von nun an ein Rebelle bin. Ab sofort sind die Punkte meiner Agenda-Karte vertauscht. Würde ich eigentlich Siegpunkte bekommen, bekomme ich nun MAD-CAO-Punkte und andersrum. Dies bleibt bis zum Spielende so und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden! Bei der Endwertung können die Rebellen-Spieler dann noch vorher entscheiden ob sie genau zwei Mad-CAO-Punkte hinzufügen oder entfernen möchten. 


[FAZIT]

Speziell. Ich glaub das Wort trifft es ganz gut. Angefangen beim irren Thema, was mich angesprochen hat, bis hin zur Optik. Und da sind wir schon beim ersten Negativpunkt. Kennt man Spiele wie Twilight Imperium, Cosmic Encounter oder Gaia Project weiß man, dass es viele schöne Alien-Illustrationen gibt und dagegen kommen die von Processing trashig daher. Mich spricht dieser Stil nicht an, z. T. versteh ich nicht mal die Anspielungen. Das ist schade, hätte man hier Potential mit tollen Rassen zu punkten. Die restlichen Karten sind grafisch sowieso nur Mittel zum Zweck. Das Material hingegen ist gut, witzig auch die kleinen Kuh-Meeple. Anleitung ist ebenfalls gut und verständlich aufgebaut. 

Spielerisch sind wir im seichteren Gewässer unterwegs und haben es auch relativ zügig gespielt. So richtig vom Hocker reißt es mich aber nicht. Gerade bei 3 und 4 Spielern flacht es noch mehr ab, denn dort kann man sich relativ leicht aus dem Weg gehen und vermeiden dass schlechte Karten für einen gewertet werden. Bei 5 und 6 Spielern kommt man sich schon schneller ins Gehege und das Spiel nimmt deutlich mehr an Fahrt auf. Aber auch dann sind die ersten 1-2 Runden belanglos, denn ich werde auf der Hand genug Agenda Karten haben um eine passende auszuwählen. Ich denke es hätte geholfen wenn man zu Beginn eine Agenda-Karte wählen muss und diese verdeckt vor sich legt, so bin ich gezwungen eine Schiene zu fahren und kann am Ende nicht noch wechseln. So frag ich mich dann auch warum ich eigentlich die Karte geheim und verdeckt wählen soll, die Wahlen sind doch eh schon durch...


Auch die Drafting-Variante macht das nicht besser und es wirkt im ersten Moment belanglos, denn eigentlich ist es ja egal welche Agenda-Karte ich nehme, da ich erst danach die Wahlen beeinflusse... Was mir hingegen gut gefällt ist das Gutschreiben von Mad-CAO-Punkten wenn man nicht die meisten hatte, das bringt nochmal eine ganz andere Dynamik und Taktik in Spiel.

Es bleibt wenig hängen nach einer Partie Processing  man kann es als Absacker oder Auftakt eines Spieleabends spielen, aber ehrlich gesagt würden mir viele andere Spiele einfallen, die mir mehr gefallen. Processing hat einen tollen Ansatz und eine tolle Idee und bringt zum Ende hin auch Spaß, nämlich dann wenn man gezwungen ist eine Agenda-Karte zu folgen. Aber bis dahin ist recht langweilig und spielt sich uninspiriert. Es bleibt also für mich nur mit Hausregel spannend und das sollte ja eigentlich nicht Sinn und Zweck eines Spiels sein...


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Processing: A Game of Serving Humanity von Seppy Yoon
Erschienen bei Fight in a Box
Für 3 bis 6 Spieler in ca. 30 Minuten
Boardgamegeek-Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Fight in a Box)