01.01.2020

Space Gate Odyssey


Ich bin ein optischer Spieler. Ich muss zugeben, dass daher Space Gate Odyssey zunächst aufgrund seines wunderschönen Covers auf sich aufmerksam gemacht hat. Ein kurzer Blick auf den Inhalt bekräftigte dann meine Impulsentscheidung: Muss ich haben.

In Space Gate Odyssey befinden wir uns thematisch in einer fernen Zukunft, in welcher wir sogenannte Exoplaneten entdeckt haben und nun bevölkern wollen. Wir sitzen dabei gemütlich in unseren Chefsesseln und koordinieren das ganze entspannt von weit weg. Wissenschaftler huschen durch eine Raumstation, neue Planeten werden bevölkert und wir versuchen dabei den meisten Profit rauszuschlagen.


Was in erster Linie jetzt auch die Beschreibung eines knallharten drögen Wirtschaftsspiel sein könnte, ist jedoch nur die thematische Einbettung für ein flottes, innovatives und durchaus spaßiges Spiel aus dem Hause Ludonaute, was nicht nur covertechnisch von Vincent Dutrait wundervoll illustriert wurde, sondern auch mit tollem Spielmaterial im Inneren daherkommt. Und das ganz ohne Kickstarterkampagne! Die Anleitung ist klar und verständlich geschrieben und lässt keine Fragen offen. Einziger Wermutstropfen ist vielleicht, dass die schick designten halb durchsichtigen Meeples – zumindest für mich – nicht ganz so einfach voneinander zu unterscheiden sind.

Spielerisch ist Space Gate Odyssey innovativ. Während wir den Aktionsauswahlmechanismus aus dem Klassiker Puerto Rico (oder aus der Tiny Epic Reihe) kennen, bei dem auch die inaktiven Spieler die gewählte Aktion ausführen dürfen, bekommt er in Space Gate Odyssey noch insofern einen kleinen Twist, dass ich auch physisch einen Arbeiter auf dem Aktionsfeld stehen haben muss, um zu partizipieren. Dabei gilt sogar: Je mehr Arbeiter ich dort stehen habe, umso mächtiger meine Aktion. Das gibt der Aktionsauswahl eine extra Schicht spielerische Tiefe, was mir wunderbar gefällt.


Mit meinen Aktionen baue ich meine eigene Raumstation weiter mit neuen Plättchen aus (optisch erinnert das irgendwie an Castles of Mad King Ludwig), bewege Astronauten auf den farbigen Plättchen hin und her oder lasse neue Rekruten an Board.

Die tatsächlich ineinander verwobenen Abläufe in Space Gate Odyssey sind zunächst in den ersten Runden etwas schwer zu überblicken. Klar ist nur: Ich muss zunächst Astronauten in meine Raumstation bekommen, diese dann zu einem Space Gate bewegen und schlussendlich auf einen der ausliegenden Planeten entsenden, welche jeweils unterschiedliche Möglichkeiten Siegpunkte zu generieren und eigene Platzierungsregeln haben. Wie man aber schlussendlich zu diesem Ziel kommt, ist gerade in den ersten Zügen schwer erkennbar. Ich verspreche aber: Es wird sehr schnell klar.

Die Regeln selbst bei SSpace Gate Odyssey sind jedoch verblüffend einfach. Die Entscheidungen und die Vorgehensweise jedoch reich an interessanten Entscheiden. Mit an erster Stelle steht dabei der Aufbaue der eigenen Raumstation, bei der ich nicht nur die Farbgebung der Räume beachten muss (bringen Bonuspunkte am Spielende, ist aber auch für die Bewegung entscheidend!), sondern auch deren Anordnung. Kurze Wege sind wichtig. Wenig offene Enden am Spielende jedoch auch, da sonst Minuspunkte purzeln. Für Spielanfänger liegt daher eine Sonderregel bei, mit welcher man auch während einer Partie noch einmalig seine Raumstation umstrukturieren kann. Gut gemeint, aber in meinen Gruppen nie gewünscht und auch nicht erforderlich gewesen.


Für mich super interessant und auch ein Mitgrund für den hohen Wiederspielreiz sind die unterschiedlichsten Planeten, die es zu besiedeln gilt. Da diese ganz eigene Besiedelungsregeln bieten, unterschiedliche Regeln für die Punktevergabe und auch das Spielende einläuten, muss ich mich - je nach Konstellation – anders verhalten. Mein Timing verändert sich grundlegend, da es bei manchen Planeten entscheidend sein kann, wann ich meine Astronauten dorthin sende.

Space Gate Odyssey ist ein großartiges Eurospiel, was auch spielerisch mit der absolut genialen Optik mithalten kann. Die Verbindung der einzelnen Mechanismen (Aktionswahl, Plättchen legen, Arbeitereinsetzen) ist extrem gut gelungen und fühlt sich einfach nur rund an. Grundsätzlich hat Space Gate Odyssey auch eine angenehme Spieldauer, wobei es durchaus – gerade beim Bauen der Raumstation – Anfälligkeiten für AP-Spieler geben kann. Zusammenfassend jedoch eine große Empfehlung.
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Space Gate Odyssey von Cedric Lefebvre
Erschienen bei Ludonaute
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 90 Minuten
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Ludonaute)