08.05.2020

Reavers of Midgard


Rauer Wind bläst ihnen ins Gesicht – den Recken der kalten See. Mit ihren langen Booten plündern und rauben sie von Midgard aus alles, was ihnen vor den Bug kommt. Von der Gier nach Ruhm und Reichtum getrieben, verbreiten die Wikinger Angst und Schrecken!

Dieses Gefühl will Reavers of Midgard vermitteln und dabei zwei bis vier ruchlose Abenteurer in seinen Bann ziehen. Dafür setzen wir in sechs großen Runden ein kleines Holzboot auf ein Aktionsfeld. Reavers of Midgard hat dabei einen interessanten Mechanismus: Sobald man selbst einen Platz gewählt hat, bekommt man einen kleinen Bonus und darf dann die Aktion durchführen. Alle anderen Wikinger am Tisch haben dann ebenfalls die Möglichkeit, diese Aktion auszuführen, bekommen dann aber weniger oder gar keinen Bonus mehr. Dadurch hat man selbst auch immer was beim Einsetzen der Mitspieler zutun, eine wirklich schöne Idee. 


Was dieses Spiel auch recht schön macht, ist seine opulente Ausstattung: Karten und Würfel gibt es im Überfluss und ein riesiges, wirklich schönes Brett. Dazu hat jeder Spieler auch noch einen persönlichen Spielbereich in Form eines kleinen Wikingerbootes. Dies war für mich der beste Teil am Spiel, da man dieses Boot mit einem Anführer besetzen, oder diverse Ausbauten vornehmen kann. Ebenso ist es möglich, erhaltene Wikinger zu spezialisieren, indem man sie unter das Boot schiebt. Dadurch erhält man beim Auslösen bestimmter Aktionen einen permanenten Bonus – ein kleiner Engine-Builder also.


Beim durch die See streifen will man vor allem eines: Ruhmreich werden! Und so gibt es auch bei jedem Aktionsfeld, sei es Festungen oder Dörfer plündern, Monster bekämpfen oder Gebiete erobern, stets das gleiche: Haufenweise Punkte. Die Kunst besteht nun darin, sich vorher auszumalen, wo es wohl die besten Punkte gibt, für den Aufwand, den man dafür betreibt. Aber letztlich verlaufen alle sechs Runden relativ linear, sodass man Punkte um Punkte sammelt. Hierbei ist zu erwähnen, dass es schwer ist, mehr als eine Runde voraus zu planen, da die Kartenauslage nach jeder Runde komplett durchgewechselt wird. Auch wenn sie gar nicht benutzt wurde. Das finde ich persönlich etwas schade, da es den Glücksfaktor enorm erhöht, und ich kein Fan des allzu großen Glücks bin. Andererseits gibt es auch jede Runde wieder frischen Wind, sodass sich auch meine Chancen wieder verbessern können. 


Was in unserer Spielegruppe noch aufgefallen ist, dass die Anleitung zwar zum Lernen gut aufgebaut ist, einen bei sehr konkreten Regelfragen aber im Stich lässt. Davon abgesehen ist das Material wirklich gut, Corax hat mit Reavers of Midgard einmal mehr bewiesen, dass sie ihr Produktionshandwerk beherrschen. 


Was bleibt zu sagen, zum großen Wikinger-Nachfolger von Champions of Midgard? Nun – es ist an vielen Stellen gar nicht so komplex, wie es im ersten Moment erscheinen mag, auch ist Glück ein größerer Faktor als die Strategie. Ein gewiefter und flexibler Taktiker wird bei Reavers of Midgard wohl jeden langfristig planen wollenden Eurogamer in die Tasche stecken. Das Spiel ist solide, an einigen Stellen auch wirklich gut, auch wenn ich merke, dass ich persönlich nicht ganz der Zielgruppe entspreche. Dennoch hat es Spaß gemacht und ich denke, dass es diesen Wikinger-Spaß vor allem Familien mit Kindern so zwischen 10 und 15 bringt. Dann passen Thema und Glückslastigkeit hervorragend zusammen. Mein Tipp an die Unentschlossenen da draußen: Bei der Spieleoffensive gibt es für paar müde Euro eine Leihfunktion. Gefällt das Spiel, kann man es anschließend erwerben, gefällt es nicht, schickt man es einfach zurück.
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Reavers of Midgard von J.B. Howell
Erschienen bei Corax Games
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 75 Minuten ab 12 Jahren
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Corax Games)