22.09.2020

Tiny Epic Tactics


Die Tiny Epic Serie ist mittlerweile schon fast eine Institution in der Brettspiel-Branche und es gibt kaum ein Genre welches nicht schon verwendet wurde. Beim Titel Tiny Epic Tactics gibt es allerdings einigen Interpretationsspielraum, wie ich finde. Krieg? Historisch? Was wird es sein? Es ist Fantasy! Ist doch klar, oder?! Das Spiel in der kleinen Schachtel von Gamelyn Games ist für 1-4 Spieler ab 14 Jahren (früher geht auch, keine Sorge) und wie viel “großes” dadrin steckt, schauen wir uns mal an.

[MATERIAL & ANLEITUNG]

Das Material übertrifft wirklich alle Erwartungen. Tolle Meeple und Holz-Token, Custom-Würfel, eine Stoff-Unterlage und die Babuschka-Puppen-artige Schachtel-Einlage sind optisch wie haptisch grandios. Dazu kommen noch ein paar Karten, die ebenfalls sehr wertig erscheinen. Optisch gefällt mir die Comic-Fantasy-Look ebenfalls gut und passt zur generellen Grundstimmung, welche das Spiel vermitteln will. 

Die Anleitung ist für meinen Geschmack zwar etwas klein, aber bei der Schachtelgröße auch nicht anders möglich. Inhaltlich gibt es nichts auszusetzen. 


[ABLAUF]

Das Spiel beinhaltet insgesamt 5 verschiedene Spiel-Modi, den groben Ablauf erläutere ich am Haupt-Modus, dem “2-4 Spieler Kompetitiv”-Modus! Auf die anderen gehe ich dann am Ende noch mal kurz ein. 

Im kompetitiven Modus hat jeder Spieler ein Team bestehend aus einem Kämpfer, einem Zauberer, einem Schurken und ein Biest. Zu jeder Klasse gibt es ein eigenes kleines Deck und per Zufall erhält jeder Spieler eine Karte, welche die Figur zeigt. Auf dieser Karte werden mit Hilfe der Holz-Token Gesundheit, Munition und Mana festgehalten. Wobei Munition haben nur Kämpfer und Schurken und die Mana nur der Zauberer. 

Das Spielfeld wird zusammengestellt aus der Stoffunterlage und den vielen kleinen Schachteln (siehe Fotos), was einen wirklich tollen Gesamteindruck schafft. Auf diesem Gelände gibt es verschiedene Startfelder für jedes Team, wo ich meine Meeple platziere. Bei einem Spiel zu zweit, wird mein Team aufgeteilt auf zwei Startfelder.

Ziel des Spiels ist quasi eine Art Area Control, hierfür gibt es ebenfalls vorgegebene Felder mit kleinen farbigen Flaggen. Ein Feld davon ist nochmal hervorgehoben und wird “Trigger Feld” genannt. Hab ich zu Beginn meines Zugs eine meiner Figuren auf solch einem Trigger-Feld, wird geprüft ob ich auch insgesamt die Mehrheit in diesem Bereich habe. Falls dem so ist, wird auf einer gesonderten Karte der entsprechende Flaggen-Token ein Feld nach vorne geschoben, bin ich derjenige der das bei einem Token zum dritten Mal macht, erhalte ich diesen Token, welcher am Spielende 5 Siegpunkte wert ist.
 

Je nach Spieleranzahl endet das Spiel, wenn eine vorgegebene Anzahl an Flaggen-Token verteilt wurde oder wenn von einem Spieler alle Figuren gefangen wurden. Eine gefangene Figur bringt demjenigen der das geschafft hat 2 Siegpunkte am Ende.

Um diese Ziele zu erreichen habe ich 3 Aktionen während meines Zuges. Ich darf jede Figur einmal aktivieren und eins der folgenden Aktionen durchführen: Bewegung, Nahkampf, Fernkampf oder Zauber. Möchte ich das eine Figur zwei Aktionen durchführt, dann ist das möglich, aber sie wird dadurch erschöpft und kann in der folgenden Runde nicht aktiviert werden. Aktiviere ich sie dennoch verliert sie zwei Lebenspunkte.

Das Gelände gibt einige Vor- und Nachteile. Erhöhungen und Wasser kosten mich mehr Bewegungspunkte, während ich im Wald geschützter vor Angriffen bin und in den Städten kann ich mich heilen und Munition/Mana auffüllen.


Jede Figur hat seine Stärken und Schwächen in den einzelnen Aktionen. Beim Nahkampf hat der aktive Spieler einen Angriffswert, der auf jedem Fall dem Gegenspieler abgezogen wird und falls noch rote Quadrate auf Figuren-Karte abgebildet sind, darf der aktive Spieler die gleiche Anzahl an roten Würfeln werfen und so versuchen den Gegenspieler wegzuschubsen. 

Beim Fernkampf muss ich zunächst ausreichend Munition haben, ein Angriff kostet 1. Dann schau ich nach, wie viele grüne Quadrate bei meinem Charakter sind und würfel diese Anzahl grüner Würfel. Für jeden Fehlschlag den ich werfe, muss ich dann eine weitere Munition abgeben um den Gegenspieler entsprechenden Schaden zuzufügen. Ähnlich ist es beim Zaubern, hier muss man ebenfalls Mana abgeben.Ich kann dann versuchen meinen Zauber zu verstärken, in dem ich weiter Mana abgebe und für jedes Mana einen blauen Würfel bekomme. Diese werfe ich und versuche das Sternen-Symbol zu bekommen, die ich dann verwenden kann.

Manche Figuren haben auch eine Reaktions-Fähigkeit, die man auslösen kann, wenn man angegriffen wird.


Zu guter Letzt gibt es noch Taktik-Karten, wovon man maximal zwei haben kann. Zum Abschluss meines Zug ziehe ich eine neu und muss dann wieder auf zwei reduzieren. Ich kann diese in meinem Zug für gewisse Vorteile verwenden. Jede Karten ist nach dem Schema “Falls…, dann…” aufgeteilt. Wenn also eine gewisse Situation eintritt, kann ich diese Karte spielen und den Aktionsteil ausführen.

Ist das Spielende erreicht, zählt jeder seine Siegpunkte zusammen und der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt. Diese Variante gibt es dann noch als 2 vs 2 Team Spiel. 

Dann gibt es den sogenannte Battle Mode. Hierfür wird ein Flaggen-Token in die Mitte der Karte gelegt und nennt sich fortan “Artefakt” und jedes Team startet in den äußersten Ecken. Man versucht nun dieses Artefakt einzusammeln und zu halten, da es am Spielende 3 Siegpunkte gibt. Die Figur mit dem Artefakt wird dadurch langsamer kann aber besser angreifen. Auch diese Variante gibt es als Team Spiel.

Etwas größer sind die Änderungen dann beim Solo Abenteuer Modus. Hier gibt es spezielle Gegner Karten und man kann Höhlen/Dungeons erkunden. Man möchte den “Crystal of Glory” aus dem größten Dungeon finden um das Spiel zu gewinnen. Diesen Abenteuer-Modus kann man auch zu zweit angehen.


[FAZIT]

Ich gestehe, dass es sich bei Tiny Epic Tactics um mein erstes “Tiny Epic”-Spiel handelt und ich muss wirklich sagen, dass ich zutiefst beeindruckt bin, was man alles in diese kleine Schachtel untergebracht hat und zeigt einmal mehr wie verschwenderisch manch anderer Verlag mit unserem Platz im Regal umgeht. Diese kleine Schachtel ist picke packe voll mit Material und Spielspaß. Die verschiedenen Varianten sind allesamt schön, dennoch ist der kompetitive Kampf selbstverständlich das Herzstück. 

Erstmal sieht es toll aus auf dem Tisch und das Spiel selbst ist ein fluffiges Haudrauf, bei dem es aber doch genug Taktik gibt. Wie bewege ich mich auf der Karte? Wo platziere ich mich? Nutze ich meine Taktik-Karte? Erschöpfe ich meine Figur oder nicht?

Aber all das geht super einfach von der Hand und bringt tatsächlich einfach Spaß. Für mich ein tolles Auftaktspiel um die Gemüter gleich auf Temperatur zu bringen und durch die tolle Größe passt es in jeden Rucksack.

Ich möchte das Fazit dieses mal kurz halten. Tiny Epic Tactics verspricht ein schnelles, spaßiges und taktisches Spiel und liefert genau das. Meine Erwartungen sind damit erfüllt.


[FÜR WEN IST DAS SPIEL?]

Kinder: 1 von 5 (Thema und Mechanik sind leider noch etwas viel für die Kids, klar kann man hier mithelfen und einiges abnehmen aber so richtig Sinn und Zweck ist das nicht. Kinder ab 10 Jahren halt ich für realistisch)

Familie: 4 von 5 (Die Aktionsvielfalt hält sich in Grenzen und die Fähigkeiten kann man auch gut vorab klären. Ich sehe auf jeden Fall Potential damit auch Wenigspieler anzufixen.)

Kenner: 4 von 5 (Ein schönes Auftakt- und Abschlussspiel für den Spieleabend mit Kennern. Es fordert genug und regt zum Taktieren an)

Experte: 3 von 5 (Ich denke auch Experten können damit ihren Spaß haben. Auch wenn es nicht die Erfüllung aller Träume sein wird)


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Tiny Epic Tactics von Scott Almes
Erschienen bei Gamelyn Games
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 40 Minuten ab 14 Jahren
Boardgamegeek-Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Gamelyn Games)