21.10.2020

Fringers


Es ist schon erstaunlich, wie die Brettspielwelt immer wieder mit neuen, teils innovativen Ideen geflutet wird – und das, obwohl doch bereits eine riesige Vielfalt vorhanden ist. In der kooperativen Riege wird dieses Jahr ein missionsbasiertes Stichspiel Kennerspiel des Jahres, Kinder dürfen sich in Legacy-Manier gegen herannahende Zombiehorden verteidigen und dann dachten sich die Köpfe bei Abacus-Spiele wohl, es sei Zeit für Fringers, ein kooperatives Ringeansteckspiel. Ja, ihr habt richtig gehört, in Fringers haben wir alle verschiedenfarbige Ringe an unseren Händen und stecken sie uns gegenseitig von einem Finger zum anderen, um auf diese Weise die ausliegenden Auftragskarten zu erfüllen, ehe die Zeit abläuft. Innovation ist ja löblich und gut, aber braucht die Brettspielwelt Fringers?  Genau das wollen wir in dieser Rezension gemeinsam herausfinden.


Material

Das Spiel beinhaltet zunächst – wer hätte es gedacht – Ringe, und zwar 61 Stück aus Plastik und in 6 verschiedenen Farben, wobei wir uns nur fünf Farben plus den einzigartigen Glitzerring anstecken werden, während die 10 weißen Zeitringe zusammen mit der enthaltenen auf 30 Sekunden eingestellten Sanduhr lediglich für eine bessere Übersicht der noch vorhandenen Zeit genutzt werden. Darüber hinaus gibt es einen Stoffbeutel, in den je nach Spielerzahl eine gewisse Anzahl an Ringe kommt, sowie insgesamt 40 Zielkarten in drei verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Zum Material lässt sich nicht allzu viel sagen: die Ringe sind groß genug auch für Spieler mit Riesenpranken, die Zielkarten recht übersichtlich und der Stoffbeutel bietet ebenfalls genug Platz für ein fröhliches Hineingreifen für Jung und Alt.


Ablauf

In Fringers dreht sich alles um die Ringe und die Zielkarten, die wir erfüllen müssen. Daher stecken zunächst alle Spieler nacheinander ihre Hände in den Beutel und stecken sich ca. fünf Ringe zufällig an mindestens drei verschiedene Finger. Hat jeder seine rechte Hand mit dem viel zu großen und nicht allzu eleganten Fingerschmuck beschwert, wird eine Zielkarte aufgedeckt, die immer eine Hand mit fünf Fingern zeigt, auf denen die Ringe in einer bestimmten Reihenfolge teils übereinander gestapelt angesteckt sind. Es ist nun die Aufgabe der Spieler, dass jeder seine rechte Hand vor Ablauf der Zeit der Vorgabe auf der Zielkarte anpasst. 

Das einzige Problem ist, dass sich die Spieler keine Ringe selbst, sondern immer nur einen einzelnen und oben liegenden Ring vom eigenen Finger abziehen und dem linken Nachbarn anstecken dürfen. Während des fröhlichen und recht hektischen Herumgestecke läuft kontinuierlich die Sanduhr ab, sodass die Spieler stets darauf achten müssen, sie rechtzeitig umzudrehen und in den nächsten weißen Zeitring zu platzieren. Haben alle die Zielkarte erfüllt, ehe die Sanduhr abgelaufen ist, bzw. kein weiterer Zeitring zum Neuplatzieren der Sanduhr vorhanden ist, gewinnen die Spieler gemeinsam. Sind sie nicht schnell genug oder vergessen, die Sanduhr rechtzeitig umzudrehen, endet die Partie in einer Niederlage. 


Obwohl das Spielprinzip immer gleichbleibt, lässt sich der Schwierigkeitsgrad durchaus anpassen, einerseits durch die Anzahl der vorhandenen Zeitringe – mit bis zu 10 Ringen, also 5 Minuten Spielzeit –, andererseits durch die Zielkarten. Diese gibt es in drei verschiedenen Schwierigkeitsstufen und in der schwierigsten sind ein bis zwei Finger sogar komplett blockiert, während auf einem anderen Finger am Ende bis zu drei Ringe in vorgegebener Reihenfolge stecken müssen. Zudem kann man sich einen von drei allgemeinen Schwierigkeitsstufen aussuchen. In der ersten wird eine Zielkarte für alle Spieler aufgedeckt, in der zweiten zieht jeder eine individuelle Zielkarte und in der letzten ebenfalls, wobei hier am Ende alle angezeigten Ringe in der vorgegebenen Reihenfolge von links nach rechts auf einem einzelnen Finger platziert werden müssen. Schlussendlich gibt es optional noch den Glitzerring, der es dem aktuellen Träger erlaubt, auch Ringe an den rechten Nachbarn weiterzugeben, statt nur an den linken.


Fazit

Fringers ist ein kooperatives Partyspiel für bis zu 10 schmuckbegeisterte Spieler, das, wie eingangs angedeutet, durchaus durch seine Originalität heraussticht. Das gegenseitige Ringeanstecken funktioniert gut. Selbstverständlich wird es bei Fringers laut und hektisch am Tisch, denn zum Einen läuft die Sanduhr innerhalb von dreißig Sekunden ab und muss immer im Blick behalten werden. Zum Anderen teilt man seinem rechten Nachbarn bestenfalls mit, welche Ringe an welchen Finger gehören, während man vom linken Nachbarn bereits dessen Vorgaben vorgebetet bekommt – sollte man mit den mittleren oder schweren Variante spielen. 

Besonders gut gefällt mir an Fringers vor allem auch die Möglichkeit, dass die Spieler je nach Alter und Könnensgrad unterschiedlich schwere Zielkarten nehmen können, sodass das Spiel für erfahrene Spiele – zumindest in der Theorie – ebenso herausfordernd bleibt wie für Neulinge. Allerdings bleibt das Spielprinzip – eventuell noch durch den recht witzigen Glitzerring gepimpt – doch immer dasselbe, da sich durch die Anpassung des Schwierigkeitsgrads tatsächlich nur dir Schwierigkeit ändert und der Ablauf ansonsten gleichbleibt. Dadurch wird das Spiel mit der Zeit dann doch recht schnell ein wenig monoton. Außerdem ist der Schwierigkeitsgrad selbst auf der höchsten Stufe mit den schweren Zielkarten innerhalb der weder verkürzten noch verlängerten Spielzeit relativ leicht zu meistern, wobei es mit größerer Spielerzahl insgesamt schwerer wird. Für Farbenblinde – und darauf sei an dieser Stelle nur kurz hingewiesen – macht es natürlich nur wenig Sinn mitzuspielen, da sich die Ringe tatsächlich nur durch ihre Farbe unterscheiden – rot, türkis, lila, gelb, schwarz.


Darüber hinaus lebt das Spiel – wie die meisten Partyspiele – natürlich auch von der Kommunikation. Diese ist, wenn man den Regeln der Anleitung folgt, jedoch nicht immer zwingend gegeben, da die Zielkarten stets offen vor den Spielern ausgelegt werden. Schon nach kurzer Zeit kenne ich daher die Zielkarte meines linken Nachbarn und kann sie stets einsehen, sodass er mir im Grunde gar nicht mehr sagen muss, welche Ringe er sich gerade an welchem Finger wünscht. Je mehr Leute mitspielen, desto größer wird allerdings das Kommunikationsbedürfnis, da der gebrauchte Ring vielleicht noch drei Personen weiter am kleinen Finger hängt, sodass es dann nicht mehr ausreicht, nur mit den direkten Nachbarn zu kommunizieren. 

Nichtsdestotrotz haben wir die Zielkarten zumeist verdeckt vor uns abgelegt, denn somit müssen die Spieler miteinander kommunizieren, wobei das Spiel dadurch natürlich etwas schwieriger wird, auch dadurch, dass das wiederholte Anschauen der eigenen Zielkarte Zeit verbraucht. Fringers macht als Partyspiel – vielleicht mit dieser kleinen Regelanpassung (?) – vor allem im Spiel ab 5 Personen – und gerne auch mit Kindern, deren Koordination und Motorik zudem geschult werden soll (?) – schon einiges richtig, wird aber nur denjenigen gefallen, die nichts gegen eine Menge Hektik am Spieletisch haben. Zudem lässt die Varianz, wie zuvor erwähnt, am Ende doch ein wenig zu wünschen übrig, wobei die Fringers-Spieler in der Anleitung dazu aufgefordert werden, ihre eigenen Varianten auf der Abacus-Homepage zu teilen, was wiederum sehr löblich ist, denn wem das Spielprinzip gefällt, wem aber auch die Abwechslung fehlt, der kann sich ja einmal in seine kreative Mitte begeben oder sich neue Anregungen anderer Spieler holen.


In a nutshell…

Fringers ist ein kooperatives Ringeansteckspiel, im dem wir uns gegenseitig verschiedenfarbige Ringe anstecken, um auf diese Weise vor uns ausliegende Zielkarten mit Vorgaben zur Platzierung der Ringe an unseren Fingern innerhalb der vorgegebenen Zeit zu erfüllen. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich anpassen, das Spielprinzip bleibt jedoch immer gleich. Dieses Partyspiel sorgt vor allem für Hektik am Spieletisch und ist etwas für diejenigen, denen ein hektisches Spielgefühl nichts ausmacht und die sich nach einem Partyspiel mit einem besonders einfallsreichen noch nicht dagewesenen Gameplay sehnen, wobei die angedachte Kommunikation teils nur durch Zusatzregeln oder ab einer bestimmten Spielerzahl erreicht wird. Und der Spielspaß wird durch den immer gleichbleibenden und simplen Ablauf nicht ewig anhalten, sodass neue Varianten hergehören, die sich auf der Website von Abacus-Spiele teilen lassen.

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Fringers von Asger Harding Granerud und Daniel Skjold Petersen
Erschienen bei Abacus Spiele
Für 3 bis 10 Spieler in ca. 15 Minuten ab 8 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Abacus Spiele)