05.11.2020

Abdanktrank


“Sieben Fässer Wein können uns nicht gefährlich sein…” oder vielleicht doch? Zumindest sollte man sich beim Kartenspiel Abdanktrank dessen nicht so sicher sein. Warum? Wir sind zu Gast bei der Gala der globalen Giftmischer-Gilde und hier versucht jeder den anderen ums Eck zu bringen. Teilnehmen können 3-8 Spieler ab 8 Jahren. Eine Partie dauert angenehme 15-20 Minuten und stammt aus dem Hause Ankama und wurde von BoardgameBox ins Deutsche gebracht.

[MATERIAL & ANLEITUNG]

In der Schachtel finden wir insgesamt 132 Karten und zwar 15 Stück für jeden Spieler sowie 12 Spezialeffektkarten. Diese haben eine recht ungewöhnlich Form, da sie eher länglich sind. Die Qualität ist sehr gut und nicht zu beanstanden. Hinzu kommen noch Punktechips mit den Werten 1, 2 und 5. Die Spielerkarten unterscheiden sich farblich und zeigen zum Teil die Person, welche wir spielen. Die Gestaltung ist dabei eher gewöhnungsbedürftig und trifft nicht unbedingt meinen Geschmack. Die Anleitung ist nicht zu beanstanden, nun sind die Regeln auch recht überschaubar.


[ABLAUF]

In der einfachen Variante erhält jeder Spieler eine Karte mit Gift und soviele Getränkekarten hinzu, so dass man eine Karte weniger hat, als Mitspieler. Dann gibt es noch vier Punktekarten mit Werten von 2 bis 5. Diese mische ich verdeckt und drehe zu Beginn jeder Runde die oberste Karte um. Dazu kommt noch die Karte mit der eigenen Figur. Genau diese Karte gibt man nun den Mitspielern weiter und diese wählen nun entweder die Gift- oder eine Getränkekarte und legen die unter die Charakterkarte, so dass man nicht erkennen kann, worum es sich handelt. Das geht so lange bis die Charakterkarte beim Eigentümer angekommen ist.

Jeder Spieler muss nun entscheiden, ob er sein “Getränk” trinkt oder nicht. Entscheidet er sich dagegen bekommt er einen sicheren Siegpunkt. Trinkt er und es ist kein Gift enthalten, bekommt er die aktuell angezeigte Punktzahl der Punktekarte. Ist Gift enthalten, gibt es keine Punkte.


Dies spielen wir 4 Runden und der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Da dies doch SEHR einfach wäre, gibt es noch erweiterte Regeln bei denen die Spezialeffektkarten ins Spiel kommen. Die erste Runde wird noch ohne Effekt gespielt und mit jeder folgenden Runde gibt es ein Effekt, welche zunächst eine “normale” Getränkekarte ersetzt, danach die vorherige Effektkarte. Jede Effektkarte hat bis zu vier Effekte, wovon eine zum tragen kommt, was wiederum durch die zu Spielbeginn gezogenen Effektkarten bestimmt wird. 

Für die zweite Runde gibt es einen “zweifelhaften Cocktail” (man verliert einen Punkt beim Nichttrinken des Getränks mit dieser Karte), das “Gegengift” (zwei Gegengifte heben eine Giftkarte auf), eine “halb vergiftet”-Karte (zwei Halbe ergeben ein ganzes Gift) oder den “Liebestrank” (spielen zwei Mitspieler sich gegenseitig diese Karte zu, erhalten Sie zwei Bonuspunkte, auch wenn Gift enthalten ist - echte Liebespaare sind davon ausgeschlossen!).


In der dritten Runde geht es weiter mit “Mehr für mich” (trinkt einer Mitspieler nicht, erhalten alle Spieler, die diesem Spieler diese Karte gegeben haben,2 Punkte), “Sichere Sache” (hat ein Getränk kein Gift, erhalten alle Spieler die diese Karte gespielt haben, 2 Punkte. Egal ob getrunken wurde oder nicht), “Verdauungsschnaps” (der Spieler mit den meisten davon im Getränk, wenn er es trinkt, erhält 3 Punkte) oder “Klarer” (ein unvergiftetes Getränk mit genau 1 Klaren bringt 3 Punkte).

Und zu guter Letzt gibt es in der vierten Runde den “Likör” (unvergiftete Getränke erhalten je 1 Punkt für jeden Likör), “Giftwette” (1 Punkt für den Spieler dieser Karte für jedes Gift im Getränk, egal ob getrunken wurde oder nicht), “Nippen” (Spieler, die diese Karte gespielt haben, erhalten zusätzlich die Punkte des Spielers, dem das Getränk gehört) oder “Doppelter” (verdoppelt den Wert der Punktekarte).

Der restliche Spielverlauf bleibt allerdings unverändert.


[FAZIT]

Abdanktrank ist ein schnell erlerntes und schnell gespieltes Kartenspiel mit Bluff- und Deduktionselementen, welches sich wunderbar zu Beginn eines Spieleabends einbinden lässt und schon für die richtige Stimmung sorgen kann. Auch als Absacker find ich das Spiel sehr geeignet. Ich betone aber gleich, dass man mit dem Spezialeffektkarten spielen sollte, ganz ohne wäre recht langweilig auf Dauer. 

Mit allen Spezialeffektkarten in der letzten Runde kann es auch echt schwer werden, den Überblick zu behalten, um einschätzen zu können, wer was macht. Aber das genau bringt meines Erachtens die Würze ins Spiel. 
Es ist faszinierend zu beobachten welche Spannung aufkommen kann, wenn man seinen Kartenstapel zurückerhält und nun überlegt, ob man save 1 Punkt nimmt oder doch das Risiko eingeht um 5 Punkte abzusahnen. Auch der Ärgerfaktor ist da, wenn man save gespielt hat und dann kein Gift enthalten war und man die Punkte verschenkt hat. 


Meine bisherigen Runden haben mir Spaß gemacht. Die Länge ist genau richtig, die Effekt-Karten bringen ausreichend Abwechslung ins Spiel. 1-2 Partien reichen dabei auch völlig aus, dabei hatte man Spaß und hat ggf. die Runde “heiß” für andere Spiele gemacht. Als Dauerbrenner für den ganzen Abend seh ich das Spiel hingegen nicht, aber das will es auch nicht sein. 

Abdanktrank erfüllt damit was ich erwartet habe und bekommt von mir eine klare Empfehlung für das was es ist.

[FÜR WEN IST DAS SPIEL?]

Kinder: 3 von 5 (Abzüge gibt es für das Thema und die Gestaltung, welches natürlich nicht so kinderfreundlich ist. Mit Hinzunahme der Effektkarten könnte es auch zu kompliziert werden)

Familie: 5 von 5 (Die Zielgruppe, die erreicht werden soll und meines Erachtens ihren Spaß damit haben kann)

Kenner: 3 von 5 (Die Effektkarten bringen ausreichend Überlegungen und taktisches Vorgehen, was auch manchen Kennerspieler glücklich machen kann)

Experte: 1 von 5 (die Art von Spiel wird den Expertenspieler generell wohl etwas kalt lassen)

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Abdanktrank von Bruno Faidutti und Chris Darsaklis
Erschienen bei BoardgameBox
Für 3 bis 8 Spieler in ca. 15 Minuten ab 8 Jahren
Boardgamegeek-Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier BoardgameBox)