25.11.2020

Hagakure


Hagakure‘ bedeutet wörtlich soviel wie ‚Im Schatten der Blätter‘ oder ‚Verborgen im Laub‘… Also ich bekomme dabei sofort Gänsehaut. Immer wieder wird mir deutlich, wie poetisch die japanische Kultur ist und welchen Augenmerk sie auf diese schönen Kleinigkeiten legt. Auch trägt ein bekanntes japanisches Buch den Namen Hagakure: Das Buch der Samurai.


Und damit sind wir schon mitten im Spiel, denn in Hagakure wird in einem Dorf ein Moshpit veranstaltet, in den sich Dorfbewohner und Samurai gleichermaßen hineinwerfen und der Stärkste gewinnt. So fühlt es sich zumindest an, wenn man die Thematik auf ein Stichspiel anwenden möchte. Hagakure ist ein Stichspiel für 3 bis 5 Wagemutige. Dabei gibt es Dorfbewohner in Blau und Samurai in Rot, welche schön durchnummeriert sind. Die Dorfbewohner von 1-17 und die Samurai von 18-27. Fürs Legen gibt es nur eine Regel: Ist die erste Karte eine rote, so muss rot bedient werden, wenn man denn welche auf der Hand hat. Am Ende gewinnt die höchste Zahl und der/diejenige darf den nächsten Stich beginnen. An sich so simpel, so schön. Wären da nur nicht diese Nobori-Chips…

Nobori hießen die Banner, welche im Krieg von einzelnen Samurai-Gruppen in die Schlacht getragen wurden. Auch hier werden diese Chips vor dem Kampf ausgespielt. Und zwar nachdem man seine Karte beurteilt hat. Die Chips haben den Sinn, dass sie mein Spiel etwas modifizieren: Z.B. kann ich meine Punkte diese Runde verdoppeln oder aber sagen, dass ich eine sehr schlechte Hand habe und daher den Null-Punkte-Chip lege. Denn wer gar keinen Stich macht, bekommt für diese Runde Minuspunkte geschrieben. Dann doch lieber Null. Sind die Chips gelegt, werden die Karten runtergespielt. Die Stiche gezählt, jeder bekommt einen Punkt, die 18 hat, einen Extrapunkt. Alles wieder gemischt und von vorn. Im Spiel zu dritt geht das so 9 Runden und zu fünft nur 5. Dabei liegen auch jedes Mal Karten im Yomi, dem Land der Toten, einem Stapel, der schlicht nicht im Spiel ist. Dadurch herrscht immer etwas Unsicherheit, welche Karten nun im Spiel sind und welche nicht. Das hält die Spannung hoch!


Und was denke ich? Nun ja, Hagakure ist ein Stichspiel mit einer unglaublich schönen Grafik und wirklich hochwertig verarbeiteten Karten. Es hat ein Thema, was mehr oder minder passt. Naja, und es ist halt ein Stichspiel. Aufgrund seiner leichten Regeln bietet es einen wirklich guten Einstieg in die Welt der Stichspiele. Auch bringen die Nobori-Chips eine gewisse Taktik mit ins Spiel. Durch die schnellen Runden spielt es sich flockig leicht und beweist seine Stärke, dass es auch 5 Personen in einem Stichspiel an den Tisch bringt – das gibt es nicht so häufig. Beim Testen mit meiner Familie waren die Meinungen gespalten: Mein Vater, als passionierter Skat-Spieler konnte dem Spiel nicht wirklich viel abgewinnen. Klar, schön und spaßig, für ihn aber kein Vergleich mit den Großen auf diesem Gebiet. Hat er Lust auf Kartenspielen und die Wahl zwischen Skat und Hagakure,  wird er sich wohl stets für ersteres entscheiden. Anders bei meiner Mutter: Sie wiederum kann Skat nicht viel abgewinnen und fand Hagakure toll. Es war einfach, hat nicht überfordert und mit einer angenehmen Mischung aus Taktieren und Glück viel Freude am Tisch erzeugt. 

Genau so muss man Hagakure also bewerten: Aus zwei Richtungen. Für Skat/Doppelkopf/etc-SpielerInnen wird dieses Kartenspiel wohl immer etwas niedlich und nicht wirklich ernst zunehmen sein. Für den Rest jedoch ist Hagakure ein schönes Familien-Stichspiel. 

Ach, Hagakure… ich hänge gedanklich noch dieser Poesie nach.

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Hagakure von Frank Crittin und Gregoire Largey
Erschienen bei BoardgameBox
Für 3 bis 5 Spieler in ca. 25 Minuten ab 10 Jahren
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier BoardgameBox)