30.04.2021

Age of Galaxy


Die Brettspielwelt ist gespalten – zumindest was große, epische Weltraumspiele angeht. Für die einen kann es da nur Twilight Imperium geben, in der mittlerweile 4. Edition, die anderen haben im letzten Jahr aber auch neue Argumente in Form der zweiten Edition von Eclipse erhalten. Auch ich gehöre zu denjenigen, die dieses Feuerwerk an Material und Design schon auspacken und spielen durften. Was viele jedoch daran hindert, eines der beiden Spiele bei sich im Regal anzusiedeln: Der Preispunkt. Beide sind nicht gerade billig und kommen in gigantomanischen Schachteln daher. Und dann kommt ein Spiel um die Ecke, welches sagt: Hey, ich kann das alles auch. Ich passe in deine Jackentasche, koste nur einen Bruchteil davon und lasse mich in einer geschmeidigen Stunde runterspielen: Age of Galaxy. (erscheint bei Kickstarter)


Eclipse im Taschenformat? 

Age of Galaxy lässt sich wohl wirklich mit Eclipse vergleichen, da es ein rundenbasiertes 4x-Spiel im Euro-Stile ist. Gespielt wird über 5 Runden, in denen all die typischen Dinge eines großen Weltraumspiels möglich sind: Vom einfachen Ressourcen beschaffen, über Forschung, das Besetzen von Planeten, Entdecken, Handeln, an großen galaktischen Kommissionen teilnehmen und natürlich die Flotte aufrüsten. Bei so vielen Möglichkeiten ist es schon fast schade, jede Runde nur drei Aktionen zu haben. Dennoch schafft man mit diesen drei Aktionen erstaunlich viel! Und unter Umständen kann man ein paar wenige vorher eingesetzte Aktionsmarker später wieder zurückbekommen und in dieser Runde sogar 4 oder 5 Aktionen machen – mächtig! 


Doch das meiner Meinung nach Beste an AAge of Galaxy ist nicht nur diese pure Vielfalt, es sind die sieben Fraktionskarten, welche man zu Beginn des Spieles auf die Hand zieht. Erfahrene Weltraumpiloten können hier selbstverständlich nach Herzenslust draften. Zu Beginn des Spieles muss ich mich für eine Fraktion entscheiden. Diese bringt mir ein paar nette Sofortboni, manche noch permanente Effekte oder auch ganz eigene Technologien, die es zu erforschen gilt und sie gibt mir meine zu besiedelnde Planetenart vor. Tzja, und dann habe ich noch diese sechs weiteren Karten auf der Hand. Diese kann ich für ganz unterschiedliche Dinge nutzen! Nicht nur kann ich bis zu zweimal im Spiel weitere Fraktionen zu meiner Allianz hinzufügen und von all den Boni profitieren, die damit verbunden sind, ich kann die restlichen Karten auch für Sofortboni abwerfen. Diese Mischung aus permanenten Fraktionsvorteilen und super Sofortboni ist extrem abwechslungsreich und bringt immer starkes Taktieren mit sich: Wann brauche ich was? Was hebe ich mir vielleicht für Später auf, um meine Gegenspieler zu überraschen? Überlegungen ganz nach meinem Geschmack! 


Nach den Aktionsphasen folgt stets ein galaktisches Gefecht, wo, wie sollte es anders sein, derjenige mit der größten Flotte gewinnt. Als Dank für die Überherrschaft bekommt man nicht nur Siegpunkte, sondern darf auch noch Schwupps die Wupps unbeschützte Planeten einnehmen. Krieg sollte man hier also nicht vernachlässigen. Am Ende wird der Sieg nach Siegpunkten gewertet. Aber auch hier hat man noch Einflussmöglichkeiten: Durch das Ausspielen der Fraktionskarten, kann es zu einer Hauptideologie kommen. Je nach Ideologie bringen mir unterschiedliche Dinge doch noch Punkte. Ebenso ein tolles Konzept. 


Ein kleiner großer Kracher? 

Um die Frage aus der vorherigen Überschrift zu beantworten: Natürlich ist es nicht Eclipse im Taschenformat, dafür gibt es im großen Bruder schlicht zu viel. Dennoch bietet Age of Galaxy enorm viel für die Schachtelgröße. Auch die Spielzeit ist vollkommen angemessen. Der offensichtliche Nachteil des Handtaschenformats: vieles ist klein und friemelig, sodass Menschen mit großen Händen vielleicht Schwierigkeiten haben können. Ebenso ist man schnell überfordert in ersten Partien: Es gibt nur 3 Aktionen pro Runde und dann so viel zu erkunden. Sich gleichzeitig galaktisch zu rüsten und die Produktion im Auge zu behalten, kann schnell zu viel werden. Gleichzeitig bietet das aber auch einen großen Widerspielwert: Wie hätte ich mich anders entscheiden können? Bei so viel Auswahl stellt sich diese Frage ständig. Doch der größte Pluspunkt sind die Fraktionskarten. Hier kommt nicht nur liebevolle Grafik zum Tragen, sondern auch die puren Möglichkeiten, die in einer Hand voller Karten stecken. Wahnsinn! 

Ihr merkt schon, irgendwie hat es mir Age of Galaxy schon etwas angetan. Gerade wenn Platz und Zeit für eine gediegene Runde Eclipse nicht reichen, dann ist Age of Galaxy definitiv eine Alternative. Oder aber für den Urlaub – viel Spiel in kleiner Box. Letztlich sollte noch gesagt sein, dass durch die vielen Verknüpfungen im Spiel ein Einstieg doch eine gewisse Hürde mit sich bringt und Age of Galaxy nichts für Familienspieler ist. Aber nun, schauts euch an!
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Age of Galaxy von Jeffrey CCH
Erscheint bei ICE Makes
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 45 Minuten ab 12 Jahren
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier ICE Makes)