29.06.2021

Santa Monica


Santa Monica gehört zu den Spielen, die - gerade in Zeiten der Pandemie - zum richtigen Zeitpunkt auf den deutschen Markt gekommen sind. Sommer, Sonne und Meer sind schließlich das, was uns allen gefehlt hat, bzw. noch fehlt. Kein Wunder also, dass das sommerliche Spiel aus dem Hause Skellig (Originalausgabe von AEG) wegging wie Softeis bei 40°C im Schatten.

Generell sei zuerst eine Anmerkung zur Aufmachung von Santa Monica gestattet. Selten so ein detailverliebtes Spiel in Sachen Aufmachung gesehen. Da passen wirklich kleinste Details. Touristenmeeples mit umgehängter Fotokamera, Einheimische mit coolen Sonnenbrillen, ein Eiswagen für Bonus-Sanddollar, Sandburgen als Siegpunkte oder die große Möwe als Marker. All das transportiert das Thema von Santa Monica perfekt.


Um was geht es? Im Grund genommen bauen wir an unserem persönlichen Küstenabschnitt am Strand. Dieser besteht stets aus einer Promenade und einem Strandfeld. Anhand einer gemeinsamen Auslage versuche ich nun die für mich am lukrativsten Küstenabschnitte zu draften und bei mir anzulegen. Dabei erhalte ich nicht nur neue Meeples, die wiederum siegpunktbringend an bestimmte Stellen an meiner Promenade bugsiert werden müssen, sondern ich versuche auch die entsprechenden Gebäude sinnvoll aneinander zu bauen. So vergleiche ich Symbole, bilde Ketten und tüftel vor mich hin.

Mechanisch bringt Santa Monica wenig Neues. Draften, anlegen, Kombos herstellen. Was Santa Monica aber gut macht, ist ein schönes Thema auf diese Mechanik zu setzen, was sich zu keiner Zeit aufgesetzt anfühlt, sondern auch sinnvoll darin integriert wurde. Es macht einfach gute Laune, wenn ich meine eigene Strandpromenade aufbaue und meine kleinen Touristenmeeples auf das örtliche Riesenrad wollen, eine Hochzeit besuchen oder einfach nur am Strand auf Liegen chillen wollen.


Zudem gibt es in Santa Monica einen erfrischenden Wiederspielreiz. Zu Beginn einer Partie gibt es nämlich diverse Sonderfähigkeiten und Punktmöglichkeiten, die es zu wählen gilt. So gleichen sich zahlreiche Partien nicht miteinander. Auch schön ist dabei, dass jedes Gebäude eine individuelle Zeichnung hat und sich auch anhand seiner Funktion nicht gleich ist. Man merkt dem Spiel einfach an den zahlreichen Details an, dass hier die berühmte „Extrameile“ gegangen worden ist. Das tut gut!

Neben Touristen und Einheimischen gibt es zudem noch die Promis, welche natürlich auch in Santa Monica nicht fehlen dürfen. Je nach zufällig gezogenem Startteil, haben diese aber auch ihre ganz eigenen Vorlieben. Manche wollen möglichst publikumspräsent sein, andere wollen einfach nur in Ruhe am Meer im Sand entlang laufen. Auch das gibt dem Spiel noch einen individuellen und charmanten Touch.


Santa Monica würde ich im Bereich des gehobenen Familienspiels einordnen. Zwar erfindet es das Rad nicht neu, ist aber aufgrund seiner Detailverliebtheit im Rahmen des Designs einen Blick wert. Ein Kritikpunkt ist - neben der viel zu groß geratenen Packung mit wenig Inhalt - noch, dass Santa Monica sicherlich kein Spiel für die Ewigkeit ist. Es ist sicher kein absolutes Topspiel des Jahrgangs und wird vermutlich in einigen Jahren von der Bildfläche verschwunden sein. Das ist aber bei sehr vielen Spielen das grausame Los der Zeit. Das soll aber das ganze nicht schmälern. Bisher unterhält Santa Monica und bringt eine Brise Urlaub auf die heimischen Tische.
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Santa Monica von Josh Wood
Erschienen bei Skellig Games
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 30 Minuten ab 14 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Skellig Games)