02.06.2021

Stadt Land Flip


Stadt, Land, Fluss, Name, Tier, Beruf. Ja genau, das waren die gängigen Kategorien des allseits bekannten Erdkunde-Besserwisser-Spiels für zwischendurch. Doch im Grunde lief es immer recht gleich ab. Stadt? 10 Punkte, in Ordnung. Land? Okay, nur 5 Punkte. Fluss? Ja, ich habe auch keinen. Name? Ich schwöre Wopang ist ein chinesischer Vorname! Tier? „Nein Udo, Wau Wau ist kein offizieller Tiername für einen Hund.“ Beruf? Weinmacher, Wandmaler und Waschmaschinenreparateur? Im ernst Leute? Und das Verrückte ist, gleich im Anschluss wurde natürlich weitergespielt, denn es gibt ja noch 25 weitere Buchstaben im Alphabet. 


Mit Stadt Land Flip hat die Game Factory das bereits bei 2015 erschienene Speedy Words neu aufgelegt, das seinerseits bereits den über Generationen bekannten Spieleklassiker aufgegriffen, mit ein paar mehr Kategorien versehen, die Kategorie Fluss angesichts des Zielpublikums vernünftigerweise herausgekickt, und dem ganzen noch ein klein wenig mehr Hektik hinzugefügt hatte. Doch ob das flotte Blitz-Stadt-Land-Fluss tatsächlich Spaß macht und die Neuauflage vielleicht altbekannte redaktionelle Schwierigkeiten gekonnt ausmerzt, erfahrt ihr jetzt. „Nein Udo, auch Windelputzer ist keine Berufsbezeichnung…“ Nun aber los!


Material

In der kleinen Box befinden sich neben der Spielanleitung lediglich 60 runde doppelseitig bedruckte Spiel-Karten sowie eine Übersichtskarte mit den Kategorien und deren Symbolik. Die Symbole sind recht einleuchtend und die Karten haben eine schlichte Standardqualität. Viel mehr gibt es nicht zu sagen. Drum gehen wir gleich weiter zum Spielablauf und dem anschließenden Fazit.


Ablauf

Auch dieser Absatz wird nicht viel länger als der zum Material ausfallen, da das Spiel in wenigen Sätzen erklärt ist. Auf den Spielkarten ist eine Seite stets mit einem der Kategoriesymbole und einer der drei auftauchenden Farbe versehen, während die andere Seite drei verschiedene Buchstaben – ebenfalls jeweils mit verschiedenen Farben – zeigt. Der Stapel wird gemischt und mit der Symbolseite nach oben bereitgelegt. Dann wird die oberste Karte aufgedeckt und auf die Buchstabenseite gedreht, sodass nun genau ein Symbol und drei Buchstaben zu sehen sind. Nun schaut man, welcher Buchstabe der Farbe des Symbols entspricht und man nennt je nach Symbol eine Stadt, ein Land, ein Tier etc., das mit eben jenem Buchstaben beginnt. 


Allerdings spielen alle gleichzeitig und wer als erstes einen richtigen Begriff nennt, bekommt als Belohnung die Karte, wohingegen man eine seiner gesammelten Karten abgeben muss, wenn man ein falsches Wort nennt. Dann wird eine weitere Karte aufgedeckt und das ganze wiederholt sich, bis nur noch eine Karte am Ende übrigbleibt und das Spiel somit endet. Außerdem muss berücksichtigt werden, dass innerhalb einer Stadt-Land-Flip-Partie kein Begriff, der bereits genannt wurde, nochmals genannt werden darf. Abschließend vielleicht noch eine kurze Übersicht der Kategorien, ehe es zum Fazit geht: Stadt, Land, Gegenstand, Pflanze/Baum, Beruf, Film/Fernsehen, Vorname, Tier, Lebensmittel und Persönlichkeit.


Fazit

Stadt, Land, Fluss hat mir in der Kindheit, Jugendzeit und auch im Erwachsenenalter (wenn auch deutlich seltener) einige spaßige Stunden beschert. Mit immer wieder neuen Kategorien haben wir für mehr Varianz gesorgt und natürlich ging es irgendwann auch darum, nicht das erste Land aufzuschreiben, das einem einfiel, um vielleicht doch 10 statt nur 5 Punkte abzustauben, oder aber man versuchte alles möglichst schnell durchzupowern, um die anderen zeitlich auszustechen und vielleicht sogar einmal 20 Punkte abzugreifen. 


All das gibt es bei Stadt Land Flip nicht. Stattdessen geht man hier Wort für Wort vor, wobei die Kategorien und die Buchstaben ständig wechseln, allerdings durchaus doppelt vorkommen können. Man muss also immer wieder schnell umdenken und hoffen, dass die anderen Spieler nicht flotter sind als man selbst. Das sorgt einerseits für eine gewisse Abwechslung, andererseits macht es das Spiel aber insgesamt deutlich turbulenter – was man je nach Geschmack natürlich als Positiv- oder Negativpunkt auffassen kann. Außerdem kann es natürlich von Vorteil sein, dass man für diese Klassikervariante weder Stifte noch Zettel, sondern lediglich die Karten braucht.

Allerdings sehe ich doch einige Probleme mit diesem Spiel, die ohne familieninterne Setup- und Regelanpassungen den Spielspaß deutlich mindern. Einerseits ist das Spiel in gewisser Weise deutlich fieser als der Klassiker, denn während man dort zumindest hier und dort Punkte bekommen hat, auch wenn man langsamer als seine Mitspieler war, wird hier nur der schnellste – und daher wahrscheinlich älteste (?) – Spieler belohnt. Alle anderen gehen leer aus und wenn es blöd läuft immer und immer wieder, und wenn man mal was Falsches sagt, wird einem die harterkämpfte Karte auch noch abgenommen. Uncool! Und noch problematischer finde ich – und da hätte man sich in der Neuauflage gewünscht, man hätte als Verlagsteam aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt –, dass die Buchstaben im Grunde alle gleichhäufig auftauchen. Also, wer kennt ein Land mit „Y“ ein Tier mit „X“ und eine Persönlichkeit mit „Q“? Statt schnellem kompetitiven Ratespaß, erlebt man hier also des Öfteren allgemeine Ratlosigkeit. Daher haben wir die Regeln in meinem Familienkreis rasch angepasst. Einerseits durften alle Spieler bei einer Karte mitraten und alle haben Punkte dafür bekommen. Zudem wurden zu Spielbeginn ein paar Karten mit X, Y und Q aussortiert, oder diese Buchstaben wurden wie Joker behandelt, für die man alle Buchstaben hernehmen konnte. 


Um diese Rezension jedoch noch mit etwas Positivem zu beschließen – auch wenn es sich nur um eine Kleinigkeit handelt: hier wurde – was im Grunde eh selbstverständlich sein sollte, es aber leider immer noch nicht vollends ist – auf Farbenblinde geachtet, denn jeder Farbe ist ein ganz bestimmtes unverkennbares Muster zugeordnet, sodass auch Farbenblinde problemlos mitspielen können. 

Alles in allem braucht es Stadt Land Flip meiner Meinung nicht, doch die Karten selbst könnten natürlich vor allem hergenommen werden, um mit den eigenen Kindern oder vielleicht einer Schulklasse zu lernen, was bei einem Preis von knapp 10€ vielleicht für den ein oder anderen eine Option sein könnte. Und vielleicht findet sich auch eine Erwachsenengruppe, die Spaß am schnellen Quizzen findet. Ich hingegen greife auch in Zukunft lieber wieder zu Stift und Papier!

 

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Stadt Land Flip von Treo Game Designers
Erschienen bei Game Factory
Für 2 bis 6 Spieler in ca. 10 Minuten ab 8 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Game Factory)