22.06.2021

War for Chicken Island


Wilde Hühner rennen über eine von Lava verwüstete Insel. Sie bauen Katapulte, Türme und Kanonen und nutzen Gefährte aus Holz oder Stein, um sich gegenseitig zu demütigen. Wer am härtesten zuschlägt, wird neuer Herrscher über Chicken Island. – Was für ein skurriles Thema ist den das bitte??!! Und nein, das ist kein Scherz! In diesem einstiegsfreundlichen Skirmisher hauen wir uns als Hühner gegenseitig auf die Nuss. 

Im Prinzip ist jetzt schon alles zu War for Chicken Island gesagt, doch lasst uns noch etwas tiefer eintauchen, damit ihr entscheiden könnt, ob ihr dieses Spiel selbst einmal anspielen wollt. Zunächst, die Box dieses Spiels für zwei bis vier Verrückte (und einem Solo-Modus), ist recht groß. Dies liegt vor allem an dien vielen Miniaturen, die in War for Chicken Island enthalten sind. Und diese sind auch wirklich gut. Detailliert und liebevoll gestalten, bringen sie das Geschehen gut auf den Tisch. Obendrauf gibt es noch Pappmarker in Hülle und Fülle, Würfel und Holztokens. Alles ist in der mir vorliegenden deutschen Version von Taverna Ludica von richtig überzeugender Qualität. Vor allem die dicke Pappe und die eingravierten Würfel finde ich klasse! 


Nicht ganz so überzeugt hat mich die Anleitung. Obwohl die Regeln sehr einfach sind, viel es mir nicht besonders leicht, mich in diese hineinzuarbeiten. Vielleicht liegt dies auch am atypischen Schriftsatz, den ich grauenvoll finde. Bei Word heißt die Schriftart Comic Sans…damit lassen sich Texte nicht sonderlich gut lesen. Aber gut, genug gemeckert, lasst uns einen Blick auf die Aktionen werfen. Wenn das Spiel einmal aufgebaut ist, hat man nur vier Aktionen zur Wahl. Eine kann man immer machen, weitere unter Umständen durch die eignen Würfel auslösen. So kommt die Auswahl mit Bauen, Zurückholen, Laufen und Angreifen daher, einem wirklich übersichtlichen Aktionsset.


Beim Bauen füllen wir das Schlachtfeld mit den Eingangs erwähnten Maschinen und Gebäuden, um uns einen Vorteil zu verschaffen. Da dies natürlich ressourcenintensiv ist, kann mit der Aktion Zurückholen für Nachschub sorgen. Oder aber, man brütet neue Hühner aus – man holt faktisch die Gefallenen zurück. Bewegen und Angreifen erklären sich von selbst. Ein kurzer Blick auf das Kampfsystem von Chicken Island zeigt: Anders als bei anderen Skirmishern kommt War for Chicken Island ganz ohne Würfelwurf im entscheidenden Moment aus. Denn: Jede Einheit oder Maschine verfügt über einen Stärke- und einen Rüstungswert. Überschreitet die Stärke des Angreifers die Rüstung des Angegriffenen – bums, gewonnen. Also fast. Denn bevor der Kampf gewertet wird, hat jeder am Tisch die Möglichkeit, Karten beizusteuern, die das Kampfgeschehen beeinflussen. Ja, ihr habt richtig gelesen: Jeder! Das heißt, dass ich meine Karten reinwerfen kann, wenn ich gar nicht am Geschehen beteiligt bin. Dieser Mechanismus bringt vor allem ab drei Kombattanten eine gute Dynamik ins Spiel. 


Wo wir gerade über die Spielerzahl reden: Das Spiel lebt von genau dieser verrückten Interaktion, diesem unvorhergesehenen Ärger und der (hoffentlich spielerischen) Zwietracht der Teilnehmer. Daher kann ich War for Chicken Island erst ab mindestens drei empfehlen. Zu viert kann es schon wieder passieren, dass nur auf einem rumgehackt wird und dass man gar nicht dagegen tun kann, zu zweit hingegen ist der Schlagabtausch eher statischer Natur. 

Für eifrige Hühner und zankende Küken

Allein aufgrund der Mechanik ist War for Chicken Island wohl nichts für jedermann. Dieses Stechen und Hauen muss man mögen und es sollte schon vor einer Partie klar sein, worauf man sich ungefähr einlässt. Ist einem dies aber bewusst und ist man auf der Suche nach einem einstiegsfreundlichen, leicht zu erlernenden Gefechtsspiel, dann bietet War for Chicken Island einiges. Mit eingängigen Regeln, gutem Material und einer soliden Portion Chaos, wird es eigentlich allem gerecht, was von einem solchen Titel erwartet. Also immer drauf, auf die doofen Hühner. Natürlich nur die Anderen! 


Das Universum von War for Chicken Island

Wer aufmerksam die Kickstarter der letzten Zeit verfolgt hat, dem wird nicht entgangen sein, dass es da noch anderes aus dem Hause Draco Studios zu entdecken gab. Da war nicht nur Dodos Riding Dinos, sondern auch der neuste Skirmisher, Kiwi Chow Down. Im Regelheft von War for Chicken Island ist die Rede davon, dass diese drei Titel in der Zukunft alle in einem Universum vereint werden sollen. Wie das gehen soll, entzieht sich zwar meiner Vorstellungskraft, aber gut, lassen wir uns überraschen. Wem das Spiel jedoch besitzt, kann da gespannt auf Kommendes warten.


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War for Chicken Island von Ivan Escalante
Erschienen bei Taverna Ludica Games
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 100 Minuten ab 10 Jahren
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Taverna Ludica Games)