13.09.2021

Disciple Detective


Es gibt allgegenwärtige oder einzigartige, seltene Brettspielthemen. Während sich Zombies, Ritter und Piraten auf den Brettspieltischen massenweise die Köpfe einschlagen und sich um Beute und Ländereien reißen, sind manch bekannte Protagonisten nur vorrangig in den Büchern vorzufinden. Doch es gibt ein paar Verlage, die aus den Reihen heraustreten und sich diesen seltenen Themen widmen. Ein solcher Verlag ist Funhill Games, der sich auf Brettspiele mit biblischem Hintergrund spezialisiert hat. Und so machen sich die Apostel auf den Weg zu unseren Brettspieltischen und verbreiten, nein, in diesem Fall nicht die Worte Gottes, sondern hoffentlich jede Menge Spielspaß! 


Disciple Detective ist ein deduktives Kartenspiel, bei dem es unsere Aufgabe ist, die Jünger auf unserer Kartenhand zu erraten. Durch gezielte Tipps unserer Mitspieler und einem Referenzblatt, dass die Fähigkeiten und Informationen der Jünger wiedergibt, ziehen wir logische Schlussfolgerungen und erschließen die Identitäten. 
Jeder Spieler hält einige Jünger-Karten auf seiner Hand. Dabei zeigt das Bild und der Name des Jüngers von uns weg, so dass wir nicht wissen welche Jünger-Karten wir auf der Hand halten. Auf der Rückseite der Jünger-Karten sind verschiedene Symbole aufgezeigt, die die möglichen Informationen über die Jünger-Karten wiedergeben. Die Informationen werden durch Tipps der Mitspieler weitergetragen und können direkt auf der Rückseite der Jünger-Karten notiert werden. 


Abwechselnd gibt jeder Spieler einen Tipp über die Kartenhand eines Mitspielers ab, ordnet die Karten nach der Reihenfolge oder erratet eine Jünger-Karte. Für jede Aktion muss ein Schlüssel-Plättchen abgegeben werden, außer für eine richtig erratene Jünger-Karte. In diesem Fall wird kein Plättchen abgegeben, sondern ein abgegebenes Plättchen zurück in den eigenen Vorrat gelegt. Muss das letzte Schlüssel-Plättchen abgegeben werden, dann ist das Spiel verloren. Schafft ihr es jedoch alle Jünger-Karten zu erraten, gewinnt ihr das Spiel.
Disciple Detective kann sowohl kooperativ, als auch kompetitiv gespielt werden. 


Fazit:

Welcher der Jünger ist es? Simon, Andreas, Johannes, Judas.... ? Wer an dieser Stelle nicht weiter weiß, muss sich keine Sorgen machen. Disciple Detective ist zwar ein Brettspiel mit biblischen Hintergrund, aber um das Spiel spielen zu können wird kein Hintergrundwissen benötigt. Wer jedoch sein Wissen über die Jünger etwas auffrischen will, der findet am Ende der Spielanleitung ein kurzes Glossar. 


Wem das nicht genügt, der möge sich doch einmal mehr die Bibel an die Hand nehmen und sich zum nachdenken anregen lassen. 
Das ist es nämlich, was Disciple Detective ausmacht, das Nachdenken. Das ganze Spiel über befinden wir uns im Grübel-Modus. "Was will er mir mit diesem Tipp sagen?", "Welche Jünger kann ich ausschließen?" "Welcher Hinweis ist sinnvoll?" 
Die ersten Tipps werden meist noch ohne Strategie gegeben. Doch die Schlüssel-Plättchen sind schneller leer, als man denkt und schnell kommt die Notwendigkeit auf, dass eine Jünger-Karte erraten werden muss um nicht zu verlieren. Das heißt, es muss gezielt nach Tipps bzw. Erkenntnissen geforscht werden. Hier wird klar warum das Spiel Disciple Detective heißt. 
Funhil Games hat es geschafft die Karten und Eigenschaften so auszutarieren, dass man oft sehr knapp am verlieren ist ehe man die erste Jünger-Karte erraten kann. Dadurch ergibt sich ein schöner Spannungsbogen. 


Sind die ersten Jünger-Karten identifiziert wird es zunächst einfacher, weil mehr Karten ausgeschlossen werden können. Da für jede erratene Jünger-Karte eine neue nachgezogen wird und wir von dieser noch keine Infos (Tipps) haben, hält die Schwierigkeit zunächst an. 
Sehr interessant sind die unterschiedlichen Fähigkeiten der Jünger, die dafür sorgen, dass die Zuordnung der Jünger-Karten schwieriger wird. Beispielsweise wird der Jünger, Thomas immer angetippt, wenn ein Mitspieler einen Tipp abgibt, auch wenn Thomas die entsprechende Fähigkeit nicht besitzt. Er täuscht somit vor Jemand anderes zu sein.
Sehr kompliziert wird es, wenn viele Jünger mit im Spiel sind, die die Fähigkeiten von Jünger-Karten beeinträchtigen z.B. verändert Paulus die Fähigkeit von Markus, wenn beide Karten auf der Hand sind. 
Wer sich ein wenig mit dem biblischen Hintergrund der Jünger auskennt, wird auch den einen oder anderen Bezug zu den Fähigkeiten erkennen. So sollen Paulus und Markus eine gute Beziehung zueinander gehabt haben und Lukas, der als Fähigkeit den Paulus heilen kann, soll Arzt gewesen sein. 


In den ersten Partien ist es nicht so einfach all diese Fähigkeiten im Überblick zu haben. Aus diesem Grund sind im Grundspiel einige Jünger-Karten aussortiert, die nur im
schwierigen Modus eingesetzt werden. 
Disciple Detective spielt sich außerdem einfacher in größeren Gruppen und wird zur Herausforderung im Zweispieler Modus. 
Zudem hat uns der kooperative Modus besser gefallen, als der kompetitive Modus, bei dem unter Zeitdruck gerätselt wird. 

Zuletzt möchte ich noch ein paar Hinweise zum Material geben. Alle Karten haben einen Folienüberzug (kein Sleeven mehr nötig ;-)), um mit den beiliegenden Filzstiften beschriftet und wieder abgewischt werden zu können. Die Karten sind relativ groß gehalten und liegen sehr gut in der Hand. 
Störend empfanden wir jedoch, dass es keinen Aufsteller für die Karten gibt und beim Auffächern der Karten auf der Hand, immer ein Teil der Symbolik abgedeckt wird. Jedoch kann diese auf dem Referenzblatt nachgeschaut werden. 


Insgesamt sind wir von Disciple Detective positiv überracht. Ein Spiel mit außergewöhnlichen Thema, welches in interessanter Weise verschiedene Spielmechanismen zusammenbringt. (Rätselspiel, Kartenspiel, Karten zeigen von sich weg, Karten beschriftbar, kooperativ oder kompetitiv) 
Simo, Lukas und Co. haben bei uns zwar keinen Hype ausgelöst, aber den einen oder anderen Missionstag werden sie bei uns noch auf dem Spieltisch verbringen.


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Disciple Detective von Lance Hill
Erschienen bei Funhill Games
Für 2 bis 5 Spieler in ca. 15 Minuten ab 14 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Funhill Games)