12.10.2021

My Gold Mine


Wenn ihr den Insta-Storys unseres Silberrückens folgt, habt ihr vermutlich schon mitbekommen, dass Andreas My Gold Mine so richtig gut findet. Und vielleicht habt ihr Euch dabei gefragt, wie es denn bitte ein scheinbar harmloses kleines Kinderspiel geschafft hat, mit epischen Strategietiteln wie Imperial Struggle mitzuhalten. Zugegeben, das ist jetzt vielleicht etwas hoch gegriffen und die beiden Titel lassen sich auch ehrlicherweise überhaupt nicht vergleichen. Und: Das hat My Gold Mine, wie ihr gleich sehen werdet, auch gar nicht nötig. Sollte ihr von unserem Silberrücken bislang nichts zum Spiel mitbekommen haben, dann ist das auch nicht schlimm. Ich erzähle Euch einfach mal etwas:


My Gold Mine kommt in einer gut durchdachten, tollen Packung samt Magnetverschluss daher. Klappt man diesen auf, strahlen einen aus der Innenseite schon Ablagefelder für Karten und Gold entgegen. Sehr schick. Ein Blick auf die Komponenten zeigt dann, dass die enthaltenen Minen-Karten eigentlich ordentliche Papp-Plättchen sind, die Spielkarten eine mehr als ordentliche Qualität mit sich bringen und dann auch noch Plastik-Goldnuggets und Holzscheiben in der kleinen Box drin sind. Qualitativ wird hier also für den kleinen Preis wirklich ganz groß aufgefahren. Das bezieht sich übrigens auch auf die Optik des Spiels, denn diese entspricht durchgängig dem Coverbild. Man kauft hier also mal wirklich, was man sieht und das Setting ist Programm.


Zunächst werden die 9 Minenkarten auf den Tisch gelegt. Links das Ziel, dann drei Minenkarten, dann eine Lore (= Startkarte), dann nochmal drei Karten und dann der Drache. Die Spielkarten werden nach Exitkarten und Schürfkarten getrennt, jeder bekommt einen Holzmarker als Spielfigur auf die Lore gestellt und los gehts: Reihum darf nun jeder eine offene Schürfkarte nehmen und oder eine verdeckte Exitkarte aufdecken und diese abhandeln. Schürfkarten zeigen in erster Linie Gold an. Dann darf man die Karte zu sich nehmen. Manche sagen einem aber auch zusätzlich noch, dass man einen Schritt Richtung Ausgang oder in Richtung des Drachen machen soll. Das fiese: Nimmt man sich eine Karte und erscheint darunter eine Drachenkarte, bewegt sich der Drache sofort auf die Zwerge zu. Schönes Gimmick: der Drache wird dann mit der vor ihm liegenden Minenkarte getauscht. Letztere wandert nicht auf einen Ablagestapel, sondern wird umgedreht und kennzeichnet damit die Spur der Verwüstung, die der Drache hinterlässt. Nicht spielentscheidend, aber was fürs Auge (und die Kids am Spieltisch, die das echt toll finden). Die Exitkarten wiederum lassen entweder einen selbst, aber mitunter auch alle Mitspielenden in Richtung Ausgang laufen, oder man tauscht einfach schnell den eigenen Platz mit einem Gegenspieler, wenn es die Karte erlaubt. Am besten natürlich dann, wenn man den Hauch des Drachen schon im Nacken spürt. 


Doch Vorsicht! Es geht nicht darum, möglichst schnell den Ausgang zu erreichen, sondern mit den meisten Goldnuggets aus der Mine zu entkommen, auch wenn diese zunächst nur auf den Karten zu finden sind. Wird man vom Drachen erwischt, sind alle in diesem Durchgang gesammelten Karten nämlich futsch und hat man einmal den Ausgang erreicht (auch wenn andere das für einen erledigt haben), darf man in dieser Runde kein Gold mehr sammeln. Sind alle Zwerge im Ziel oder vom Drachen erwischt worden, endet eine Runde. Die drei Spieler mit dem meisten Gold auf ihren Karten bekommen ein paar Plastik-Nuggets und die nächste Runde wird begonnen, die genauso abläuft wie die erste. In der dritten Runde findet dann das Finale statt. Auch diese läuft exakt wie die beiden Runden zuvor. Wer danach das meiste Gold (hier dann aber bestehend aus Plastik-Nuggets und Karten) besitzt, gewinnt.


Was sich nach einem fröhlich lockeren und nicht sehr tiefgreifenden Kartenspielchen anhört, offenbart im Spiel selbst dann durchaus einen zwar seichten, aber dennoch vorhandenen taktischen Reiz. Riskiere ich es, auf den Drachen zuzulaufen und genau einen Schritt vor ihm zu stehen, um zwei Nuggets abzugrasen, oder nehme ich doch lieber eine Extikarte und laufe mal ein oder zwei Schritte in Richtung Sicherheit? Was, wenn dann aber doch jemand den Platz mit mir tauscht oder mich ins Ziel schubst? Ungefähr so laufen die Gedanken konstant im Lauf des Spiels ab. Und während man die ersten beiden Runden noch durchaus als kleines Geplänkel runterspielt, will man spätestens in der letzten Runde niemandem mehr was schenken und so viel wie möglich selbst einsacken. Dabei spielt natürlich das Kartenglück eine große Rolle. Riskiert man einen Schritt auf den Drachen, sodass man direkt vor ihm steht und ist dann die nächste Karte eine Drachenkarte…ist für den betroffenen Zwerg sofort Schicht im Schacht. Und genau von dieser Art der Spannung lebt das Spiel.

My Gold Mine hat aus meiner Sicht etwas geschafft, dass man nicht allzu häufig findet: Kinder fast jeden Alters finden es toll und können es problemlos ohne Eltern spielen, auf dem Familienspieletisch haben Groß und Klein gemeinsam eine spaßige Zeit in der Goldmine und die Vielspielerrunde bekommt einen schicken Absacker, der sich schnell auspacken und spielen lässt und bei dem man einfach noch schnell eine Revanche spielen muss. Ein schickes, kleines Spiel für so ziemlich jede Zielgruppe also. Nichts Weltbewegendes vielleicht, aber eben durchaus Spaßiges zum kleinen Preis. Bei uns wird es sicherlich noch öfters auf den Tisch kommen.

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My Gold Mine von Dr. Hans Joachim Höh, Michael Loth und Christof Schilling
Erschienen bei Kosmos
Für 2 bis 6 Spieler in ca. 25 Minuten ab 7 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Kosmos)
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