26.05.2022

Wald der Wunder


„Ah! Ein Plättchen-Puzzler! Bestimmt von….“ Halt, nein, nicht weiterdenken. Denn das neue Puzzlespiel aus dem Hause Schmidt stammt aus der Feder von Ikhwan Kwon. „Aha?!“ denkt Ihr Euch nun vielleicht, aber das ist nicht schlimm.

Lustigerweise heißt das Spiel im Englischen „Alice’s Garden“ und beschreibt mit diesem Titel das Setting dann doch deutlicher, als der deutsche Titel: Wir sind im Wunderland und müssen diverse Polyominos in bester Tetris-Manier zusammenpuzzeln. Wobei „Tetris-Manier“ das falsche Wort dafür ist. Wäre das Spiel bei Pegasus erschienen, würde es vermutlich eher „Der Kartograph: Das Plättchen-Puzzlespiel“ heißen. Denn genau wie beim Kartographen kommt es hier darauf an, ein bestehendes Feld so schlau und vorausschauend mit den Polyominos zu füllen, dass man am Ende die meisten Punkte aus einer von Anfang an festgelegten Punktwertung bekommt. Doch, soviel sei schonmal verraten, hat der Wald der Wunder durchaus seine Daseinsberechtigung.


Zunächst legt man sich auf eine Seite des Spielfeldes sowie auf eine der beiden möglichen Punktwertungen (jeweils leicht/schwer) fest. Dann geht es auch schon los. Wer am Zug ist, schnappt sich eins der (schicken) Beutelchen, in welchen die begehrten Puzzleteile sortiert gelagert werden und zieht so viele Teile daraus, wie Menschlein mitspielen. Alle suchen sich reihum ein Teil aus und bauen es in ihren Wunderwald. Die Einzelteile weisen dabei verschiedene Symbole auf: Spielkartenmännchen (Alice lässt eben grüßen), Pilze, Bäume, Rosen und Schachfiguren. Legt man eine Spielkarte an eine bestehende Spielkarte an, bekommt man ein Bonusplättchen (ein 1x1-Teil zum Lückenfüllen, das man erst ganz am Ende verbauen darf). Kann jemand mal nichts mehr bauen, dann wird gewertet. In der leichten Wertungsvariante gibt es Punkte für Schachfiguren, die auf Schachfeldern stehen, bei Zeilen mit min. zwei Bäumen zählt der Abstand dieser zueinander, bei Pilzen bekommt man fixe Punkte für Spalten mit min. zwei davon und bei den Rosen gibt es die zusammenhängenden Felder im Quadrat als Punkte. Bei der schwierigeren Wertung gibt es dann stärker ausdifferenzierte (Minus-)Punkte und auch 0 Punkte, wenn ein Rosenfeld mal zu groß wird. In jeder Wertung gibt es dann natürlich noch Minuspunkte für nicht verbaute Bonusplättchen oder Lücken im Puzzle.


Je nach Spielerzahl und Entscheidungsfreude bei den Beteiligten läuft eine Runde zwischen 10 und maximal 30 Minuten (und da muss schon einer seeehr lange am Grübeln sein). Simple Regeln, schnell erklärt, eine Aufbauzeit von wenigen Sekunden, Pappteile in Standardqualität und tolle Beutel fürs Spiel bzw. zum Verstauen sowie eine flotte Spielzeit. Check, klingt nach einem schönen Spiel für Zwischendurch. Und der Spielspaß? So locker und leicht wie es bis hierhin scheint, so hirnschmalzfordernd ist dann das eigentliche Puzzeln. Leg ich das Teil lieber so herum und kassiere ein Bonusplättchen oder lieber so, dass ich eine große Baumreihe hinbekomme? Aber halt, da ist ja auch ein Pilz und die Rose könnte ich ja auch anlegen…Wald der Wunder fordert die grauen Zellen. Und es machte uns einen riesen Spaß. Da blieb es selten bei einer Runde. Und das mit der ganzen Familie. Unsere 7jährige fand das Spiel genauso gut wie wir Eltern und so wurden schnell einige 2er-, 3er-, 4er-Partien gespielt. Auch reine Erwachsenenrunden haben Spaß am Spiel – natürlich immer vorausgesetzt, dass man Puzzlespiele dieser Art mag. Da man aber alle paar Züge selbst entscheiden darf, welche Form man wählt, fühlt es sich nicht ganz so willkürlich an, wie andere Vertreter in dieser Sparte. Natürlich spielt es sich aber durchaus sehr solitär, denn „Monster“ oder ähnliches, gibt es hier nicht. Braucht es meiner Meinung nach aber auch nicht.


Was bleibt ist also ein sehr schön gestalteter und gut durchdachter Puzzler für Zwischendurch und für alle Spielendengruppen, der nichts wirklich neu oder einzigartig macht aber für jede Menge Spielspaß in kleinen Dosen sorgt.
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Wald der Wunder von Ikhwan Kwon
Erschienen bei Schmidt Spiele
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 20 Minuten ab 8 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Schmidt Spiele)