13.09.2022

Tabannusi


Wenn ein neues “T-Spiel” angekündigt wird, gibt es viele Brettspiel-Enthusiasten, denen das Herz vor Freude gleich ein wenig höher schlägt. Was genau aber macht ein “T-Spiel” eigentlich aus? Ein Titel mit “T” meinen manche oder ein Autor dessen Nachname mit “T” beginnt meinen andere. Ach und irgendwie sollten Würfel dabei sein, oder? Aber was ist dann mit Tzolkin? Ihr merkt es, auch ich bin verwirrt - aber mit Tabannusi haben wir einen Titel, welcher mit “T” beginnt und einer der Autoren ist Daniel Tascini und Würfel sind auch dabei. Eindeutig also ein Titel aus der T-Reihe. Der andere Autor ist David Spada und das Spiel ist für 1-4 Spieler geeignet. Für eine Partie sollte man ca. 2 Stunden Zeit einplanen.

[THEMA & MECHANIK]

Willkommen im alten Mesopotamien, besser gesagt der Stadt “Ur”! Kennt ihr nicht? Nicht schlimm, ich bis dato auch nicht, ist auch eigentlich egal, man hätte das Spiel mehr oder weniger auch in jedes andere Setting setzen können. Nehm ich hier schon ein wenig die Beurteilung vorweg? Vielleicht!

In Tabannusi sind wir Erbauer dieser sagenumwobenen Stadt “Ur” und natürlich wollen wir der bester Erbauer von allen sein. Vor uns liegt also ein Spielbrett mit einem Stadtplan, welcher wiederum in 5 Distrikte eingeteilt ist, verdeutlicht mit jeweils einem Boot auf dem Fluss. In diesen Booten befinden sich Würfel, jeweils in einer anderen Farbe, die für die Rohstoffe stehen. Zu Beginn der Partie platziere ich meinen Architekten-Meeple zusammen mit einem Assistenten in einen Distrikt meiner Wahl und kann mir dann von dort einen Würfel nehmen, dieser gibt durch seine Augenzahl vor, an welchen Ort ich nun meinen Architekten platziere und somit dort meine nächste Aktion ausführen werde. Dann führe ich bis zu zwei Aktionen an dem aktuellen Ort aus und zum Abschluss wandert der Assistent zum Architekten.


Die Distrikte 1 bis 3 sind Orte in denen wir Gebäude bauen und Gärten anlegen können, Distrikt 4 hingegen ist der Hafen in dem man sich Vorteile über Schiffe holen kann und in Distrikt 5 folgen wir den stufenförmigen Tempeln (Zikkuraten) um uns Wertungsmöglichkeiten zu sichern.

In den Baudistrikten kommt ein gewisser Plättchenlege-Mechanismus hinzu, so muss ich zunächst “Projekt-Plättchen” in einer der drei Grundfarben (gelb, braun und weiß) legen, hierzu kommen noch einige Regeln, die man beachten sollte, um dann abschließend eine Scheibe in Spielerfarbe auf das Plättchen zu legen,so das jeder weiß, dass man dieses Projekt gestartet hat. Später kann man diese Projekte dann mit einem fertigen Gebäuden in der gleichen Farbe bebauen, sollte man dabei Scheiben der Mitspieler entfernen, dürfen diese wiederum in den Leisten der Tempel aufsteigen. Zum Abschluss wird ein Haus in Spielerfarbe auf das Gebäude gesetzt. Häuser entnimmt man vom eigenen Spielertableau wodurch Boni freigeschaltet werden (bekannt u.a. aus Terra Mystica).

Auch Gartenarbeit kann hier übernommen werden. Entweder man besorgt sich durch Abgabe passender Würfel ein Wasser- oder ein Gartenplättchen oder man platziert nun ein solches in dem Distrikt. Wobei Gartenteile nur auf Wasserfelder gelegt werden dürfen! Garten und Wasser erhöhen später die Werte der gebauten Gebäude die angrenzend dazu liegen.


Im Hafen-Distrikt kann ich ebenfalls Gebäude bauen um Boni zu erhalten oder ich darf nach Abgabe von zwei Gold ein Schiffssegel mit einem meiner Scheiben belegen, wodurch ich dauerhafte Vorteile erhalten kann. Und auch im Zikkuraten-Distrikt kann man Gebäude bauen, hier bekommen vor allem “schnelle” Bauherren einen Bonus und je häufiger man dort im Laufe des Spiels tätig war, umso mehr Punkte kann man am Spielende bei der Punkteauswertung für manche Dinge erhalten.

Es gibt aber auch Zwischendurch Möglichkeiten an Punkte zukommen und zwar immer wenn es in einem Distrikt keine Würfel mehr gibt, findet dort eine Wertung statt. Dann wird Gold von der Zeitleiste genommen und das Spiel endet wenn diese Zeitleiste leer ist. Es findet eine finale Wertung statt und der Spiele mit den meisten Punkten gewinnt.

[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG]

Die Qualität ist recht gut, Plastik- und Holzteile sind von guter Qualität, auch die Pappe ist vollkommen in Ordnung. Im Großen und Ganzen kann man hier nur wenig meckern, aber ein großes Manko ist die Art der Aufbewahrung innerhalb der Schachtel. Nämlich KEINE! Genau! Wenn es nach Board & Dice geht, schmeißen wir z.B. alle Karten, Pappteile etc einfach so in die Schachtel. Kein Inlay und die Tütchen kann man an einer Hand abzählen. Ehrlich?! So dauert allein der Aufbau samt Sortieren schon gefühlt eine Ewigkeit! Sorry, aber sowas geht in der heutigen Zeit einfach nicht mehr und ich bin gern bereit ein wenig mehr zu bezahlen, wenn ich dafür wertvolle Lebenszeit einsparen kann.


Und das nächste Manko wartet schon: wie scheusslich sieht das alles aus?! Das Brett ist gerade noch so erträglich, aber der Rest ist einfach hässlich. Klar, Geschmackssache, aber für Ästhetiker ist das nichts. Sei es Symbolik, Farbgebung und Übersichtlichkeit - alles wenig zufriedenstellend.

Die Anleitung deckt zwar alles ab, aber auch hier geht der Trend weiter, dass man zunächst über Seiten hinweg allgemeine Dinge vorstellt um dann irgendwo in der Mitte, den Ablauf eines Zugs zu erklären. Mir erschließt sich weiterhin kein Vorteil in dieser Vorgehensweise, gerade wenn man beim ersten Spielen lernen möchte, muss man zu viel hin und her blättern. Zum Teil gehen wichtige Infos auch mal unter, so zumindest meine Erfahrung.

[FAZIT]

Ich glaube ihr merkt es schon. Tabannusi konnte mich leider nicht begeistern und das obwohl spielerisch bzw. mechanisch hier keine groben Schnitzer vorhanden sind. Alles macht in gewisser Weise Sinn und baut aufeinander auf. Taktische und strategische Entscheidungen sind zu fällen, der Würfel-Mechanismus und dass ich so den nächsten Aktionsbereich wähle, fühlt sich neu und erfrischend an.


Aber auf der Gefühlsebene kommt bei mir nichts an. Alles fühlt sich sehr mechanisch an. Wie in der Einleitung schon erwähnt, ob nun Mesopotamien, Kolumbien oder der Binnenhafen von Duisburg, eigentlich egal. Da helfen auch die Plastikgebäude nicht oder das Zikkuraten-Distrikt. Zu keinem Zeitpunkt fühl ich mich in Mesopotamien oder als großer Architekt. Gerade der Hafen und der Tempelbereich sind sehr mechanisch und was dort passiert schon 1000mal gesehen. Klar, das ist teilweise typisch für Eurogames, aber wir wissen alle, dass es mittlerweile auch gute Beispiele vom Gegenteil gibt.

Belangloses Thema gepaart mit unterdurchschnittlicher Optik erzeugen bei mir kein Hochgefühl, nichts wird dazu führen, dass ich voller Vorfreude Tabannusi als nächsten Titel vorschlagen würde. Und so geht Tabannussi unter, so wie das große Vorbild Mesopotamien…

[FAKTEN-CHECK]

Thema: 2 von 5 (Binnenhafen Duisburg hätte mehr Begeisterung entfacht…)
Mechanik: 4 von 5 (Mechaniken funktionieren und bringen z.T. auch Spaß)
Material: 4 von 5 (alles in Ordnung)
Regal-Präsenz: 3,5 von 5 (die Schachtel ist recht schön geworden)
Tisch-Präsenz: 2,5 von 5 (die komplette Optik kann mich leider nicht überzeugen)
Anleitung: 3 von 5 (für mich die falsche Reihenfolge)

Zielgruppe:

Das Spiel richtet sich eindeutig an gehobene Kenner- und Expertenspieler. Evtl. finden auch Geschichtsinteressierte daran gefallen, wobei dafür dann doch zu wenig vom Thema durchkommt.

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Tabannusi von David Spade & Daniele Tascini
Erschienen bei Board & Dice
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 120 Minuten ab 14 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Board & Dice)