30.05.2023

Abgetaucht


 

Mit dem Titel Abgetaucht haben Eleonore Ulbrich und Philipp Kretzschmar eine Escape-Spiel für daheim ersonnen. Die Expertise dafür bringen sie als Mitarbeiter des Rätselraum Ruhrpott Bochum mit. In dessen Obscurious-Reihe erscheint das Spiel und kommt wie alle anderen Spiele dieser Reihe auch in einer bunt bedruckten Pappversandtasche daher. Für 22,50€ inkl. Versand kann man es direkt beim Verlag erwerben. Wie es bei Rätselspielen eben üblich ist, kann man das Spiel nur einmal spielen. Man kennt ja nach dem ersten Durchgang die Lösung. Abgetaucht lässt sich aber problemlos weiterverschenken. Beim Spielen wird nämlich kein Material zerstört. Der neue Besitzer muss auf der Seite des Rätselraumes nur für 1€ einen neuen Code kaufen. Jedem Spiel liegt so ein Code bei und man benötigt ihn um das Spiel zu starten.




Voraussetzung um Abgetaucht zu spielen ist, dass internetfähige Endgeräte zur Verfügung stehen. Eines würde im Grunde ausreichen. Ein wenig angenehmer wäre, wenn jede mitspielende Person ein eigenes Gerät hätte. Gespielt wird Abgetaucht nämlich in Verbindung mit einem Chat. Dies kann ein Telegram-Chat sein oder auch ein Web-Chat. Hier interagiert man mit einem Bot und erhält viele wichtige Informationen. Weiterhin kommt man auch nur weiter, wenn man dem Bot die gefundenen Lösungen nennt. Lösungshilfen zum Spiel gibt es ebenfalls über den Chat. Weiterhin erhält man auf diesen Weg auch am Spielende die Punktwertung und erfährt wie gut man abgeschnitten hat.




Doch machen wir einen Schritt zurück und schauen uns am um was es thematisch bei Abgetaucht geht: Gunther Waldgraf musste vor 10 Jahren im Ausland untertauchen und seine geliebte Frau Sieglinde in Deutschlang zurücklassen. Mittlerweile fühlt er sich ein wenig sicherer und will Sieglinde nachholen. Doch ganz offen kann er noch nicht agieren. Dementsprechend sendet er die Informationen zu seinem Aufenthaltsort verschlüsselt an Sieglinde. Leider ist diese aber keine wirklich gute Rätslerin. Als alte Freunde von Gunther und Sieglinde kommen wir so ins Spiel. Sieglinde weiß, dass wir dies gut können und diskret sind. Somit bittet sie uns um Hilfe. Da können wir natürlich nicht nein sagen.



Im engeren Sinne ist Abgetaucht eigentlich kein Escape-Spiel. In einem Raum sind wir ja nicht eingeschlossen. Ich würde das Spiel eher der Kategorie der Rätselspiele zuordnen. Durch Sieglinde erhalten wir im Chat viele Informationen und bekommen dazu auch noch drei Schlösser gezeigt, welches es zu öffnen gilt. Haben wir diese geknackt, so gilt es noch ein finales Rätsel zu lösen. Um an die Kombinationen für die Schlösser zu kommen gilt es den Umschlaginhalt zu durchforsten und die damit verbundenen Rätsel zu lösen. Hierin finden wir Dinge wie Postkarten, Briefe, Landkarten, einen Reiseführer und vieles mehr. Die Informationen, welche man durch die gefundenen Gegenstände erhält, gilt es zusammenzuführen und damit dann die Rätsel zu lösen. Dies hat dann schon ein wenig Ähnlichkeit zu einem klassischen Schlösser-Escape-Room. Der Unterschied an dieser Stelle: Die Schlösser gibt es nur digital und alle „Realgegenstände“ sind aus Papier.



Wirklich gut hat mir gefallen wie die Möglichkeit des Chats genutzt werden. Man interagiert mit dem Bot/Sieglinde über Schlagworte bzw. auch über ein Menü mit vorgegebenen Optionen. Im Chat werden auch Voice-Nachrichten abgespielt und einmal zu einer externen Seite verlinkt. Hier kann man dann ein Schloss ganz „haptisch“ öffnen. Klasse ist in meinen Augen auch, dass die eingebaute Hilfefunktion innerhalb des Chats geregelt ist. Man kann Sieglinde zu jedem Rätsel um Hilfe bitten und braucht nicht noch eine externe Seite anzusteuern. Wenn man zu mehreren Menschen und mit mehreren Endgeräten spielt, so läuft dies dann über einen Gruppenchat. Sprachnachrichten sollte dann immer nur eine Person am Tisch abspielen aber um etwas nachzulesen braucht man dann nicht immer um das eine Endgerät bitten, sondern kann dann einfach auf dem eigenen Gerät nach oben scrollen. Dies ist ganz praktisch. Es wird nämlich recht viel Text über den Chat wiedergegeben. Kommt er zum ersten Mal, dann macht es sicher Sinn, wenn eine Person vorliest. Später ist es aber angenehmer, wenn alle am Tisch individuell nachlesen können.



Von der Schwierigkeit der Rätsel her würde ich Abgetaucht eher auf einem Einsteigerniveau einordnen. Was passiert ist nicht banal, für eingefleischte Rätselfüchse dürfte aber vielleicht ein bisschen zu wenig Fleisch dran sein. Wenn es einmal haken sollte und man nicht weiterkommt, kann man sich wie gesagt auch gut von Sieglinde helfen lassen. Wirklich gehangen haben wir nur bei einem der drei Schlösser. Viele der Hinweise hatten wir dort erkannt aber es nicht korrekt auf den Lösungsweg übertragen können. Im Nachhinein war das Rätsel aber gut nachvollziehbar. Dies gilt im Übrigen für alle Rätsel des Spieles. Ein wenig schade fanden wir, dass das Abschlussrätsel im Vergleich zum Rest sehr leicht war. Der Verlag empfiehlt das Spiel für 1-4 Personen. In jeder dieser Konstellationen sollte das Spiel gut spielbar sein. Es liegt auch genug Spielmaterial bei damit sich alle zeitgleich auch einbringen können. Bedenken sollte man allerdings, dass das Spiel mit mehr Personen leichter wird und die Spieldauer sinkt. Zu zweit haben wir gemütliche 2h gebraucht, ohne uns dabei groß zu stressen. Da bei Abgetaucht im Hintergrund auch kein Timer läuft, kommt beim Spielen auch keine Hektik auf und man rätselt entspannt vor sich hin. Bei der Altersempfehlung von ab 12 Jahren kann ich gut mitgehen. Dies ist meinem Empfinden nach sowohl der Rätselschwierigkeit, als auch der Thematik des Spieles entsprechend angemessen. Sehr einsteigerfreundlich ist auch, dass Abgetaucht im Grunde ein "Losspiel-Spiel" ist. Die Spielregel beschränkt sich auf wenige Sätze und führt dann über einen QR-Code in den Chat wo sich dann alles andere über das Spiel selbst ergibt.



Mit Abgetaucht erwirbt man meines Ermessens ein gut funktionierendes Escape-Spiel für daheim, welches besonders durch seine Chat-Begleitung besticht. Vom Anforderungsniveau her richtet es sich meiner Meinung nach eher an Einsteigergruppen. In der Box erwartet die Spielenden keine Materialschlacht, sondern vielmehr einiges an Papier. Die Qualität der Materialien finde ich dabei dem Zweck angemessen. Nicht High-End aber vollkommen ausreichend um stimmungsvoll zu spielen. Sehr gut gelöst finde ich es weiterhin, dass das Spiel durch günstigen Erwerb eines neuen Codes von anderen Gruppen noch einmal gespielt werden kann. So können dann noch mehr Rätsel-Freunde Sieglinde und Gunther helfen.


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Abgetaucht

Autor: Eleonore Ulbirch & Philipp Kretzschmar

Erschienen bei Rätselraum Ruhrpott Bochum

Für 1-4 Spieler*innen ab 12 Jahren.

Spieldauer etwa 90 Minuten



sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Rätselraum Ruhrpott Bochum)