26.12.2023

Banish the Snakes: A Game of St. Patrick in Ireland


Gleich bei meiner Einführung als Redakteur bei den BoardgameMonkeys schlug mir Andreas vor, ich könne mir doch einmal Banish the Snakes von GMT Games anschauen. Immerhin sei ich Solo-Spieler und das sei doch sehr geeignet für mich. Vom Spiel hatte ich noch nichts gehört, vom Verlag nur im Zusammenhang mit War Games und der Twilight Struggle-Reihe und die Bilder einer ersten kurzen Recherche hauten mich nicht vom Hocker.

Mein erstes GMT-Spiel also und als ich den Deckel lüftete, wartete der nächste Kulturschock auf mich. Zwei volle Bögen mit kleinen Stickern galt es auf 150 Holz-Komponenten zu kleben. Das schreckte mich zunächst davon ab, das Spiel gleich auf den Tisch zu bringen, aber sei es drum. So schnell wollte ich nicht aufgeben. Die nächste Hürde ließ allerdings nicht lange auf sich warten und beim Lesen der Regel verstand ich erst einmal nur Bahnhof. Erst mit der Lektüre des beiliegenden Play Books, in dem eine Beispielpartie erklärt wird, einem Regelvideo und etwas gesundem Menschenverstand wurde mir das Spielprinzip vollends klar. Einige Details, vor allem die Regeln der gegenseitigen Beeinflussung, werden dabei tatsächlich in der Regel nicht ausdrücklich erklärt und müssen anhand der gegebenen Beispiele und Übersichten selbst erschlossen werden.


Nachdem ich dann schließlich verstanden hatte, wie es geht, konnte ich mich dem Spiel selbst widmen. Banish the Snakes ist ein kooperatives Spiel, das die Christianisierung Irlands durch St. Patrick und seine Heiligen-Kollegen im 5. Jahrhundert simuliert. Dabei tauchen wir durchaus tief in die äußerst interessante Geschichte ein. Immerhin steht das Schicksal der Welt auf dem Spiel! Wäre es St. Patrick nicht gelungen, Irland zu christianisieren, während das restliche Europa von Heiden überrannt wurde, hätten irische Missionare einige Zeit später die dort bewahrten Kulturgüter der Kunst, Literatur, Schrift und Geschichtsschreibung niemals wieder nach Europa bringen können.


Bei Banish the Snakes spielen wir solo oder kooperativ mit 1-6 historischen Heiligen auf einer sehr großen und schön gestalteten Irland-Karte. Dort bewegen wir uns von Provinz zu Provinz und versuchen durch das Ausgeben von Aktionspunkten, die Bevölkerung zum Christentum zu bekehren. Die Bekehrung erfolgt mit einem Würfelwurf und jeder Bevölkerungsmarker zeigt eine Zahl an, die das Würfelergebnis beeinflusst. Möchte ich also einen -3 Heiden bekehren, muss ich mindestens eine 4 würfeln, damit mir das gelingt. Bevor wir uns aber an die Bevölkerung wagen, lohnt es sich, die örtlichen Druiden, Provinzführer und Könige vom Christentum zu überzeugen. Diese beeinflussen sich alle gegenseitig und so kann es sein, dass ich mehrere Einflüsse geltend machen muss, bevor ich meinen Würfelwurf auswerte. 


Wir starten mit 4 Aktionspunkten, die mit sinkendem Eifer - mehr oder weniger unseren Lebenspunkten - weniger werden. Aktionspunkte können nicht nur verwendet werden, um Marker zu bekehren, wir bewegen uns auch so, bauen Kirchen, die unsere Chance zur Bekehrung erhöhen, geben Karten an unsere Mitspieler weiter und bereiten uns auf die bevorstehenden Bekehrungen vor, wodurch wir ihre Erfolgswahrscheinlichkeit erhöhen.

Zwischen den Zügen der Spieler wird bei Banish the Snakes immer eine Ereigniskarte gezogen, die uns Steine in den Weg legt (bspw. überfallen heidnische Horden eine Provinz, der König wird durch einen Heiden ersetzt und unsere mühsam bekehrte Bevölkerung wieder entchristianisiert) oder auch positive Auswirkungen hat. So kann sich im Stapel auch ein neuer Heiligen-Charakter befinden, der einen alten ersetzt, dem langsam aber sicher der Eifer ausgeht. Diese Mechanik ist eines meiner Highlights des Spiels. Stirbt nämlich einer der Heiligen im Laufe des Spiels, scheidet der Spieler keinesfalls aus. Vielmehr wird der Heilige durch einen neuen ersetzt und zum Märtyrer ausgerufen. Sein Grab lässt sich zur Reliquie umwandeln, die uns bei künftigen Bekehrungsversuchen unterstützt.


Vom Spielablauf erinnert Banish the Snakes sehr an die Pandemic-Reihe. Ereigniskarten verändern die Ausgangssituation und in meinem Zug nutze ich Aktionspunkte, um mich über eine Landkarte zu bewegen und mit dem Spiel zu interagieren. Dabei können wir Karten austauschen und uns absprechen, wer sich um welche Aufgabe als nächstes kümmert. Bei aller anfänglicher Skepsis hat mir dieses Gameplay durchaus gut gefallen. Hat man erst einmal die Druiden aus dem Weg geräumt und die Anführer auf seiner Seite, geht es mit der Bevölkerung teilweise wie von alleine und dieser Fortschritt fühlt sich sehr belohnend an. Dazu noch der ausladende Spielplan und die historisch illustrierten Karten und man kann wunderbar eintauchen in das unverbrauchte Setting.


Mit der Zeit stellt sich aber leider das Gefühl ein, dass jede Partie von Banish the Snakes sich in etwa gleich anfühlt und abläuft. Zwar haben die Heiligen alle unterschiedliche Spezialfähigkeiten und es gibt Möglichkeiten, das Spiel in seiner Schwierigkeit zu skalieren. Dies ändert aber nichts daran, dass es auf dem Weg zum Sieg eine klare Strategie gibt, die durch das System der gegenseitigen Beeinflussung vorgegeben wird. Zunächst sollten wir natürlich die Figuren bekehren, die am meisten Einfluss auf die anderen Figuren haben, und so weiter. Nach wenigen Partien hatte ich daher das Gefühl, es gibt hier nicht mehr viel Neues zu entdecken.

Banish the Snakes ist ein absolutes Special-Interest-Spiel. Wer sich für das historische Thema interessiert und dabei die Geschichte durch sein Spiel vorantreiben möchte, ist hier genau richtig aufgehoben. Ich für meinen Teil bereue meinen Erstkontakt mit GMT Games überhaupt nicht. Nachdem die beschriebenen Einstiegshürden genommen waren, hatte ich schöne Spielerlebnisse. Ein Dauerbrenner wird das Spiel aber nicht werden.
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Banish the Snakes: A Game of St. Patrick in Ireland von Kevin McPartland und Jerry Shiles
Erschienen bei GMT Games
Für 1-6 Spielende in ca. 65-120 Minuten ab 14 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier GMT Games)