Ein Mörder geht um in unserer Stadt und eine unschuldige Person nach der anderen fällt ihr oder ihm zum Opfer! Zeit für die Polizei, ihre besten Detektive auszusenden, um herauszufinden, um wen es sich handelt und welche Motive hinter den Taten stehen! Intent to Kill ist ein intensives Deduktions-Duell zwischen einem gerissenen Mörder und einem erfahrenen Detektiv, das sich durch die Straßen einer dunklen Stadt im Detective Noir-Stil zieht. Die Rollen könnten dabei unterschiedlicher kaum sein: Während der Mörder, dargestellt durch eine von 20 Personenkarten in der Stadt, seine Identität verschleiert und ein verstecktes Motiv verfolgt, muss der Detektiv Hinweise sammeln, Zeugen befragen und geschickt Aktionen nutzen, um das Spiel zu gewinnen.
Spielablauf: Mörder > Detektiv > Stadt
Intent to Kill entfaltet seine spannende Krimi-Atmosphäre über fünf Runden die sich in drei Hauptphasen gliedern: die Mörder-Phase, die Detektiv-Phase und die Stadt-Phase. In der Mörder-Phase kann der Mörder bis zu zwei der auf dem Stadtplan liegenden Zivilisten einschüchtern. Die Karten dieser eingeschüchterten Zivilisten werden auf die Rückseite gedreht und können vom Detektiv in dieser Runde nicht befragt werden. Anschließend wählt er oder sie ein Opfer, welches bestimmten Bedingungen entsprechen muss: Es darf sich nicht im gleichen Stadtblock wie der Detektiv befinden und muss dem Motiv des Mörders entsprechen. Die Zivilisten im Spiel besitzen verschiedene Merkmale wie Alter, Geschlecht und soziale Gruppe, und das Motiv des Mörders legt fest, welche Opfer in seine Mordserie passen. Der Maniac bspw. tötet nur Opfer eines Geschlechts, die Opfer des Killers müssen sich alleine in ihrem Stadtviertel aufhalten, der Radical tötet innerhalb weniger sozialer Gruppen.
In der anschließenden Detektiv-Phase versucht dieser, dem Mörder auf die Spur zu kommen und die Mordserie zu durchbrechen. Seine Phase gliedert sich ebenfalls in zwei Schritte: Initiale Reaktion und Ermittlung. Zunächst begibt sich der Detektiv zum Tatort des aktuellen Mordes, um direkt vor Ort Hinweise zu sammeln. Er entfernt alle Zivilisten aus dem Tatort-Stadtviertel und versetzt sie in benachbarte. Nun beginnt die eigentliche Ermittlungsarbeit. Der Detektiv kann zwei Aktionen durchführen, um Hinweise zu sammeln und potenzielle Verdächtige ausfindig zu machen. Dabei stehen zwei Bewegungspunkte zur Verfügung, die es ermöglichen, die Aktionen in unterschiedlichen Stadtvierteln durchzuführen.
Clever Aktionen nutzen als Detektiv
In Intent to Kill stehen dann folgende zentrale Aktionen zur Verfügung. Der Detektiv kann Zivilisten in seinem Stadtblock befragen, solange diese nicht eingeschüchtert sind. Dabei darf er eine gezielte Frage aus einer vorgegebenen Liste stellen, z. B. ob der Mörder männlich oder weiblich ist, ob er einer gewissen Altersklasse angehört und ob er eine bestimmte Größe und Statur hat. Der Mörder muss diese Fragen aus der Perspektive der Zivilisten ehrlich beantworten – außer, wenn der Befragte der Mörder selbst oder einer seiner Unterstützer ist. Unterstützer sind eine der 9 sozialen Gruppen, in die die Personenkarten eingeteilt sind. Zu Beginn des Spiels wählt der Mörder eine dieser Gruppen aus und alle befragten Personen dieser Gruppe können das ganze Spiel über lügen. Befindet sich der Detektiv in einem Stadtblock mit einem Gebäude, kann er als weitere Aktion die spezielle Fähigkeit des Gebäudes nutzen. Diese reichen von der Platzierung einer Überwachungsmarke zur Beobachtung eines Zivilisten (Polizeistation) bis hin zum Beruhigen eines eingeschüchterten Zivilisten (Krankenhaus), um weitere Hinweise zu erhalten.
Bewegung in der Stadtphase
In der abschließenden Stadt-Phase kommt Bewegung in die Stadt. Der Mörder und der Detektiv beeinflussen das Verhalten der Zivilisten und versuchen, die Ermittlungen voranzutreiben oder zu verschleiern. Wenn eingeschüchterte Zivilisten im gleichen Block wie der Detektiv stehen, kann dieser sie beruhigen und auf die farbige Seite zurückdrehen, sodass sie in der nächsten Runde wieder befragt werden können. Anschließend ziehen der Mörder und der Detektiv jeweils eine soziale Gruppe und bewegen Zivilisten dieser Gruppe in benachbarte Blöcke. Diese zufällige Bewegung bringt Dynamik ins Spiel und zwingt die Spieler dazu, flexibel zu bleiben. Außerdem gibt es dem Detektiv wertvolle Hinweise, welche soziale Gruppen nicht durch den Mörder als Unterstützer gewählt wurden, wem er also (ziemlich) sicher vertrauen kann.
Intuitionsmodus für noch mehr Abwechslung
Wenn nach fünf Runden Intent to Kill alle fünf Morde geschehen sind, muss der Detektiv final seine Theorie präsentieren und den Mörder sowie dessen Motiv korrekt benennen, um zu gewinnen. Liegt er falsch, gewinnt der Mörder. Erfahrene Spieler können sich zudem an den Intuitionsmodus wagen, in dem zusätzliche Karten und Komponenten ins Spiel kommen. Diese bieten dem Mörder raffinierte Ablenkungen und erlauben es dem Detektiv, detaillierte Beweise zu sammeln und auszuwerten. Für den Intuitionsmodus stehen außerdem einige Szenarios zur Verfügung, die das Spiel abwechslungsreicher machen.
Asymmetrische Dynamik und kleinteilige Notizen
Intent to Kill ist ein knallhartes logisches Deduktionsspiel, das sich am besten eins gegen eins oder im Detektiv-Team gegen den einzelnen Mörder spielen lässt. Mit einer Vielzahl an Mordmotiven und sozialen Gruppen, die dem Spiel hinzugefügt werden, ist jede Partie einzigartig. Die asymmetrische Dynamik macht das Spiel zudem zu einer echten Herausforderung – der Detektiv muss Geduld und Scharfsinn beweisen, während der Mörder durch geschickte Täuschung einen Schritt voraus sein muss. Die beiden Rollen wirken dabei gut balanciert und es ist eine wirkliche Herausforderung für den Detektiv, in nur 5 Runden den Mörder zu finden. Vor allem, wenn dieser sein Motiv geschickt verschleiert. Die Ergebnisse der Befragungen werden auf einem Notizblock festgehalten, der für meinen Geschmack ein wenig zu klein und dunkel geraten ist und etwas übersichtlicher gestaltet sein könnte. Ansonsten ist die grafische Gestaltung aber außerordentlich gut gelungen.
Disclaimer: KI-Gestaltung und russischer Verlag
Schaut man in die Bewertungen von Intent to Kill bei BoardGameGeek fallen noch zwei Aspekte auf, die nicht unerwähnt bleiben sollen. Die Illustrationen sind KI-generiert oder mit KI-Unterstützung entstanden. Für viele Spielende ist dies ein absolutes Ausschlusskriterium, das ich nachvollziehen kann. Mich persönlich stört es aber nicht und das Resultat ist wirklich ein Hingucker! Weiterhin handelt es sich beim Verlag Hobby World um den größten Brettspielvertrieb Russlands mit Sitz in Moskau. Diese Tatsache stößt mir weitaus mehr auf, wo in Russland kaum erfolgreich Geschäfte zu machen sind, wenn man nicht Putins Unrechtsstaat stützt. Mit den Steuern auf die Einnahmen an Intent to Kill werden also zwangsläufig Krieg und Unrecht mitfinanziert. Dieses Bewusstsein sollte beim Kauf des Spiels vorhanden sein.
Fazit: Absolute Empfehlung für Deduktions-Fans!
Rein auf das Spiel bezogen aber hier nun das Fazit: Intent to Kill ist ein Muss für alle, die sich in einem tiefgehenden, strategischen Krimispiel verlieren wollen und logische Deduktion mögen. Für mich fühlte es sich dabei mit der Vielzahl an Informationen, aus denen ich die Schlussfolgerung ableiten musste fast an wie eine heruntergebrochene Partie Blood on the Clocktower. Durch den Aspekt des (beschränkten) Lügens wird hier eine zweite Ebene eingezogen, die andere Deduktionsspiele nicht bieten. Das Spiel ist dabei fordernd und entfaltet seine wahre Tiefe erst nach einigen Partien – eine Empfehlung daher besonders für erfahrene Spieler, die den Reiz eines wirklich intensiven Duells genießen und in einer festen Gruppe oder im eins gegen eins vermehrt gegeneinander antreten möchten. Wer als Kind "Wer ist es?" mochte, wird als Erwachsener mit Intent to Kill auf jeden Fall glücklich werden! Einen Gärtner habe ich im Spiel übrigens bis zuletzt nicht entdeckt…
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Intent to Kill von Arthur Hodzhikov
Erschienen bei Hobby World
Erschienen bei Hobby World
Für 2-4 Spielende in ca. 60 Minuten ab 16 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Hobby World)