Bienen im Weltall. Ein Thema, dass die Brettspielenden zu spalten scheint. Manche finden es albern, andere mutig und wieder anderen ist es schnuppe, denn bei den Astrobienen handelt es sich um ein Eurospiel und da steht ja nicht das Thema im Zentrum, sondern die Mechaniken. Ich persönlich finde es ganz lustig. Denn warum sollten Drachen und Orks besser sein, als Bienen? Natürlich finde ich auch, dass es mit der Vermenschlichung von Tieren, nur um Debatten um politische Korrektheit bzw. das ein oder andere Fettnäpfchen zu umgehen, allmählich reicht, aber eigentlich auch nur dort, wo ganz uninspiriert und langweilig auf alte Fabelwesen zurückgegriffen wird und eben Tiere im Wald wie Menschen handeln. Dementsprechend finde ich Astrobienen einen recht frischen, kreativen Ansatz, der noch dazu dadurch verstärkt wird, dass sich das Thema hier unmittelbar in den Spielmechaniken niederschlägt. Besser geht es eigentlich nicht.
Aber genug vom Metathema zum Setting, rein in die Box. Doch halt, noch einmal kurz ins andere Metathema abgerutscht: Ich sage es gleich vorweg: Für mich persönlich gehören die Astrobienen auf die Nominierungsliste zum Kennerspiel des Jahres 2025. Werden sie vermutlich nicht schaffen, da es größere „Publikumslieblinge“ gibt, aber verdient hätten sie es allemal! So, aber nun zurück auf den Tisch. Wer mitspielt hat zwei eigene Playerboards: Ein Raumschiff, das wir mit Plättchen ausbauen werden und ein kleines Board zur Organisation der eigenen (anfangs drei) bereiten sowie gelandeten Arbeiterinnen. Das Spielbrett teilt sich im Kern in sechs Arbeiterinneneinsetzfelder auf: Das Weltall zum Erkunden mit dem Mutterschiff und Einstreichen von Rohstoffen und anderen Boni, den Schiffsausbaubereich in dem wir Plättchen für unser Raumschiff bekommen – die uns neben Siegpunkten am Ende im weiteren Spielverlauf Einkommen oder besondere Fähigkeiten verleihen -, ein Wachsen-Feld über das wir Arbeiterinnen (zurück-)bekommen oder unser Raumschiff vergrößern können, ein Forschen-Feld um Karten zu bekommen (diese bringen Ressourcen oder einmalige Aktionen oder können für einen Siegpunktbonus ans Schiff angedockt werden), ein Umwandlungsfeld zum Ressourcen-Umwandeln und ein Rühmen-Feld für besondere Schiffsplättchen, die uns am Ende persönliche Wertungen bringen. Auf das Weltall und den Schiffsausbau passen je zwei Worker, auf die anderen Felder je eine. Dazu gesellt sich ein Tiefschlafabteil zu dem wir ebenfalls gleich noch kommen.
Der Spielablauf ist im Kern - rein regeltechnisch gesehen - recht simpel: Bin ich dran, darf ich eine meiner Bienen auf ein Feld setzen und die damit verbundene Aktion durchführen. Ist auf dem Feld schon eine Biene (egal ob eigene oder fremde), verdränge ich diese. Gibt es in dem Bereich zwei Einsetzfelder, schubse ich sie um ein Feld zur Seite. Gibt es nur ein Feld, schubse ich sie vom Spielbrett und sie fliegt zu ihrem Raumschiff zurück. Das gleiche passiert mit der Biene auf dem ggf. vorhandenen zweiten Feld. Wurde ein Biene vom Spielfeld geschubst, hat ihre Besitzerin unterschiedliche Aktionsmöglichkeiten, je nachdem, wie stark die geschubste Biene ist. Alle Bienen verfügen nämlich über einen Stärkewert von 1 bis 4, der auf jeweils einer Seite der quaderförmigen Biene aufgedruckt ist. Hat die Biene eine Stärke von 1, 2 oder 3 darf man wählen, ob man diese Biene um 1 stärker macht und in den aktiven Bereich des eigenen Board legt (man sie also gleich wieder einsetzen möchte) oder ob man sie in den Landebereich setzt ohne sie stärker zu machen (und sie nicht ohne weiteres wieder einsetzen kann). Hatte die Biene bereits eine Stärke von 4, wird sie in den Tiefschlaf gelegt. Die Biene geht in den allgemeinen Vorrat zurück und ich darf eines meiner Tiefschlaf-Plättchen in das Tiefschlafabteil legen und mir dort einen verfügbaren Bonus aussuchen. Das Abteil ist wiederum in drei Abschnitte geteilt. Wer am Ende des Spiels je Abschnitt die meisten Tiefschlafplättchen hier liegen hat, bekommt einen Punktebonus.
Kann oder möchte ich keine Arbeiterin einsetzen, muss ich alle meine Arbeiterinnen zurückrufen. Ich sammle diese also vom Spielfeld und meinem Landebereich ein, ohne ihre Zahlen zu ändern. Dann wird geschaut: Pro Arbeiterin mit Stärke 1-3 erhalte ich von einem grünen Plättchen meines Raumschiffs das dort abgebildete Einkommen, wobei ich jedes Plättchen nur einmal nutzen darf. Dann wird die Arbeiterin um eins stärker. Arbeiterinnen mit Stärke 4 werden nicht auf die 1 gedreht, sondern direkt in den Tiefschlaf versetzt. doch Stärke 4 Bienen sind wichtig: Jedes Einsatzfeld bringt nämlich einen Bonus, wenn eine Arbeiterin mit Stärke 4 draufgelegt wird. Das Rühmen-Feld, dass die Sondersiegpunktplättchen bringt, kann sogar nur mit einer 4er-Biene besetzt werden.
Und dadurch ergibt sich der eigentliche Kniff des Spiels: Ich möchte unbedingt Arbeiterinnen haben, die Stärke 4 sind, auch wenn ich weiß, dass ich diese danach in den Ruhestand schicken muss und sie erst wieder zurückbekomme, wenn ich eine Arbeiterin auf das Wachsen-Feld lege (und diese möglichst stark ist, denn pro Stärkewert der eingesetzten Arbeiterin darf eine Biene zurück). Und das war es im Kern auch schon mit den Regeln. Schön übersichtlich und gefühlt durchaus im untere Kenner-Bereich. Durch die einzelnen Plättchen, die unterschiedlichen Rohstoffe und die tolle Verzahnung des Ganzen, sind die Möglichkeiten, die man in jedem eigenen Zug hat, aber durchaus sehr zahlreich und es ist nicht immer ganz leicht, an alles zu denken und alles zu überblicken. Und hierdurch kratzt Astrobienen dann doch eher am gehobeneren Ende der Kennerspielskala. Das ist aber gar nicht schlimm, da sich das Spiel immer belohnend anfühlt, alle Möglichkeiten irgendwie „richtig“ sind und man sich nie ins Aus spielen kann. Denn selbst wenn man alle Bienen in den Ruhestand geschickt hat, bekommt man eine „gratis“ zurück. Dadurch spielt es sich eben doch irgendwie fluffig leicht und ist ein echtes Wohlfühlspiel. Und wer sich den Kopf zerbrechen mag, darf das eben tun. Bauchspielende können hier aber problemlos mithalten.
Und so gelingt Astrobienen in meinen Augen ein fast perfekter Spagat: Einsteigerfreundlich und doch mit Anspruch, nicht überfordernd aber auch nicht zu seicht, belohnend und nie bestrafend, aber doch mit wirksamen und interessanten Entscheidungen. Mit einer tollen Anleitung samt Anhang mit Erklärung der einzelnen Fraktionen, toller Spielübersicht und getrennter Solo-Anleitung garniert. Wie ich schon sagte: Besser geht's nicht. Her mit dem grauen Pöppel!
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Astrobienen von Connie Vogelmann
Erschienen bei Feuerland Spiele
Erschienen bei Feuerland Spiele
Für 1 - 5 Spielende in 60 - 90 Minuten ab 14 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Feuerland Spiele)
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