19.07.2013

Die Tribute von Panem - Gewagter Mix aus Euro und Trash

Die Tribute von Panem ist ein Lizenzprodukt von Kosmos, welches auf den bekannten Büchern und hier speziell auf seiner Verfilmung basiert. In diesem Titel wird eine gewagte Mischung aus klassischen Euro-Mechanismen und finalem Trash-Element gewagt. Ob das Experiment gelingt, erfahrt Ihr im folgenden Review.

Spielverlauf und Spielziel

Der Spielverlauf der Tribute von Panem stellt sich verblüffend einfach dar. Zwei bis vier Spieler kämpfen dabei in gut 30-40 Minuten (eher 30) um das Überleben im Distrikt 12. Überleben bedeutet hierbei erstens: Nicht für die Hunger-Spiele am Ende des Spiels ausgewählt zu werden und zweitens: So viel Ressourcen wie möglich zu horten.
Der Spielmechanismus selbst ist klassisches Euro-Game - Worker-Placement mit Kartenhandoptimierung. Runde für Runde besuchen die Spieler reihum Orte im Distrikt, um mit diesem zu interagieren. Einzige Voraussetzung hierbei ist, dass noch eine Position auf dem Ort frei ist und der selbe Ort nicht in der Runde zuvor besucht wurde. Die Interaktion bietet Möglichkeiten Ressourcenkarten zu erhalten oder diese auszutauschen.
Ziel hierbei ist es möglichst hohe Ressourcenkarten am Spielende auf der Hand zu halten, und somit die meisten Siegpunkte zu erzielen. Leider behält man einmal gewonnene Ressourcen nicht zwangsläufig, denn hier greift das Haupt"problem" des Spiels. Denn zu Beginn einer jeden Runde rückt der Ereignis- bzw. Rundenmarker ein Stückchen näher in Richtung des Spielendes. Hierbei werden nicht nur Ressourcen den Orten hinzugefügt, sondern hauptsächlich auch die Spieler gezwungen Ressourcen abzulegen. Will ein Spieler dies nicht (um am Ende möglichst viele Siegpunkte zu haben) oder kann er dies nicht (da er diese Ressource einfach nicht auf der Hand hat), so muss er eine Charakterkarte in die so genannte Glaskugel des Spielplanes legen. Diese gewinnt insofern an unglaublicher Bedeutung, als dass am Spielende vor der Siegpunktzählung eine Karte aus diesem Stapel gezogen wird (so ganz nebenbei: Zu Beginn des Spiels wird grundsätzlich von jedem Spieler eine Karte in den Stapel gemischt unabhängig vom Spielverlauf). Der Betroffene Spieler wird auserwählt an den Hunger-Spielen teilzunehmen und kehrt niemals zurück - ergo verliert unabhängig seiner Siegpunktzahl. Kein Scherz!

Resume

Uff! Dieses Spiel kann schon für ein ganz gehöriges Frustpotential sorgen, weshalb verbissene Spieler hier garnicht erst an den Tisch gelockt werden sollten. Zu deprimierend ist es einfach, wenn man taktisch clever, riskoarm und konservativ spielt und schlussendlich die eine Karte gezogen wird und man trotz allem verliert. Zu allem Überfluss lacht dann vielleicht gerade der Spieler, der zuvor stets nie etwas zur Gemeinschaft beigetragen hat und dessen Anzahl von Karten in der Glaskugel die der anderen Mitspieler fast schon verdreifachte. Nochmal Uff! Ich frage mich weshalb überhaupt grundsätzlich eine Karte eines jeden Spielers zu Beginn in den Stapel gemischt wird?
Die Tribute von Panem ist in diesem Punkt zwar herrlich thematisch, aber diese Thematik hilft spielerisch leider kaum weiter. Nur schwerlich passt der sonst recht klassische Worker-Placement Mechanismus und die Optimierung der Kartenhand mit diesem völlig losgelösten Glücksfaktor zusammen. Hierbei werden gleich zwei Spielergruppen enttäuscht. Die Taktikfans, welche sich über den Spielverlauf freuen können, aber vom glückslastigen Ende enttäuscht werden, aber auch die Themaspieler, welche zwar das Ende als thematisch dicht empfinden, aber mit den abstrakten Euro-Mechanismen nichts anfangen können.
Der Vorteil der Tribute von Panem ist die kurze Spieldauer, sodass man leichter über etwaige Schwächen hinwegsehen kann. Und zumindest für alle - außer einem - sorgt der finale Mechanismus ja schließlich für Schadenfreude. Auch die Illustrationen der Karten, welche sich an der Verfilmung orientieren, lassen das Thema wieder kurz aufflackern. 
Die einzelnen Stationen auf dem Spielbrett bieten allerdings ebenfalls spielerisch zu wenig Abwechslung. Zu oft gleichen diese sich in ihren Funktionen und bieten dadurch auch zu wenig Interaktionen. Diese entsteht höchstens indirekt, wenn man ein Platz besetzt ist. Durch die ähnlichen Funktionen der Orte, gibt es aber fast immer eine oder gar mehrere sinnvolle Alternativen. Schade.
Für Fans der Bücher oder des Films ist Die Tribute von Panem sicherlich das ein oder andere Mal ein angenehmes kurzweiliges Spiel - alle anderen werden wohl eher enttäuscht werden, denn das Produkt lebt allein von seiner Lizenz.

Hier geht es zum Unboxing.

Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

 
sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek.com bzw. vom jeweiligen Verlag (hier Kosmos)