31.07.2014

Romans Go Home! - Was würde Asterix sagen?

Dass die Römer ja bekanntlich spinnen, dass wissen wir spätestens seitdem ein kleiner gelbhaariger Gallier und sein Freund mit der Liebe für Wildschweine sich Comic für Comic ihren Weg durch die römischen Befestigungen geschlagen haben. Die Römer bei den besagten Comics waren ja zumeist richtige Angsthasen. Verschanzten sich hinter ihren Mauern und unter ihren Schildern und zitterten bereits beim Anblick der wilden Gallier.
Anders ist es bei Romans Go Home! auch nicht. Die Frage lautet nicht etwa "Können wir römische Kastelle erobern?", sondern "Wie viele römische Kastelle können wir erobern?". Bis zu vier Spieler schlüpfen in die Rollen von Stammesältesten. Unser einziges Kapital: Eine Ansammlung von neun unterschiedlich starken Kriegerinnen und Kriegern. Nachdem wir nun einige Zeit über heißem Wasser, Kräutern und Weihrauch über unseren Schlachtplan nachgedacht haben, blasen wir zum Angriff. Das Ziel: Möglichst viele Kastelle erobern oder zumindest die mit den hohen Punktzahlen.


Das Prinzip ist simpel. Ich plane nicht allein einen einzigen Angriff, sondern gleich einen ganzen Siegesfeldzug. Denn wer gibt sich schon mit einzelnen Schlachten zufrieden? Gegner dabei sind weniger die Römer an sich, sondern viel mehr die ebenfalls zur Schlacht erschienen Gallier-Nachbarn. Setze ich mich zahlenmäßig gegen meine Mitbewerber durch, erhalte ich das Kastell und verliere meinen Krieger. Falls jemand Thema braucht: Er setzt sich in seinen neu eroberten Ländereien zur Ruhe. Bin ich zahlenmäßig unterlegen, kämpfe ich so lange weiter, bis ich etwas erobere und schließe mich kurzer Hand meinen Nachfolgekarten stärketechnisch an. So kann ich bewusst auf spätere ausliegende wertvollere Kastelle hinarbeiten und mir eine große Angriffsarmee basteln. Prinzip verstanden! Meinung?

Romans Go Home! ist schnell von der Hand gespielt. Aber auch in der Kategorie der schnellen Absackerkartenspiele gibt es Konkurrenz, die einfach deutlich die Nase vorn hat. Zu gering sind die Möglichkeiten Einfluss auf den Spielverlauf zu nehmen. Dadurch, dass ich bereits zu Beginn festlegen muss, wen ich wo angreifen lassen will, und die Möglichkeiten an dieser vordefinierten Einstellungen noch etwas zu ändern, minimal sind, entwickelt sich Romans Go Home! viel mehr zum Glücksspiel. Hat ein anderer Spieler beispielsweise eine ähnliche Idee und eine Karte bleibt zu Beginn der Runde wider Erwarten bereits nicht liegen, so kann eine Planung bereits früh zerstört werden. "Den Spieler lesen" schön und gut. Aber wenn der gesamte Erfolg eines Spiels davon abhängt zu glauben zu denken, was die anderen denken und dabei nicht zu glauben, dass sie sich etwas dabei gedacht haben, dann ist mir das einfach ein bisschen zu dünn.


Romans Go Home! ist mehr Spieluhr als Spiel. Voll Neugier ziehe ich meinen neuen Schatz auf und bin aufgrund der Neuheit zunächst interessiert dabei. Doch dieses Interesse ebbt all zu schnell ab, sobald ich feststelle, dass es doch immer und immer das gleiche Lied ist, was ich höre - das gleiche Lied, ohne Einflussmöglichkeit, ohne Abwechslung.
Bei einem Brettspiel - auch bei einem schnellen Absacker - will ich jedoch Einfluss ausüben. Ich will gegenlenken, wenn ich merke, dass ein Plan nicht funktioniert. Aber eben jenes Werkzeug gibt das Spiel dem Spieler nicht an die Hand. Und so entwickelt sich eine Partie Romans Go Home! leider schnell zur bloßen Abhandlung von Kartenreihen. In den ersten paar Minuten vielleicht noch interessant, obgleich der Neugier auf das was noch kommen mag, verpufft dieser Effekt dann doch eben schnell und unspektakulär mit der Feststellung, dass Romans Go Home! dann doch der besondere Kniff fehlt, um es bei der starken Konkurrenz vom Mittelmaß abzuheben.

Bleibt die Frage, was Asterix wohl dazu sagen würde. Vermutlich: "Die spinnen die Römer!"

Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!


Romans Go Home! von Eric B. Vogel
Erschienen bei Vainglorious Games und Lui-meme
Für 2-4 Spieler in ca. 15 Minuten
Boardgamegeek-Link


















 














sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek.com bzw. vom jeweiligen Verlag (hier Asmodee)