07.08.2014

Concept - Als Partyspiele aufhörten mich zu langweilen


Neulich beim Spieletreffen (frei nach der Sesamstraße)

Mann mit langem Mantel (M): Hey Du.
Spieler (S): WER ICH??
M: Pssssssssst!
S: Wer ich?
M: Genau! Hast Du Lust auf ein Partyspiel? Ein echt gutes?
S: EIN PARTYSPIEL?
M: Psssssssssssssssssssssssssssssssssssssst!
S: Ein Partyspiel? Ein echt gutes?
M: Genauuuuu! Ich gebe es Dir. Einfach so.
S: EINFACH SO??
M: Pssssst!
S: Einfach so? Das ist ja toll. Vielen Dank lieber Mann mit langem Mantel.

Wer kennt es nicht? Man sitzt gemütlich mit ein paar Freunden auf einer Party und irgendwann kommt dann unweigerlich der Vorschlag: Hey, lasst uns doch ne Runde (austauschbares Partyspiel) spielen. Die Stimmung kocht.... Ein Grund mehr, warum ich Partyspielen gegenüber mehr als skeptisch bin. Meistens ist es dann doch einfach die hundertste Abwandlung von Pantomime oder Begriffe raten. Aber jetzt habe ich die Lösung für Euch: Concept!


Wie ja mittlerweile dem durchschnittlich informierten Brettspieler aufgefallen sein sollte, war Concept sogar nominiert für das Spiel des Jahres 2014. Auch bekannt sollte sein, dass es sich leider nicht gegen die starke Konkurrenz hat durchsetzen können. Das ist aber auch nicht schlimm. Denn ich bin trotzdem froh, dass es Concept gibt. Hat es mich durch schon mehrfach vor der 1000sten Partie Tabu gerettet.

Concept ist einfach. Das Prinzip schnell verstanden. Eine Gruppe zieht eine Karte und versucht einen Begriff anhand von Piktogrammen dar zu stellen. So finden sich auf dem mitgelieferten Spielbrett unzählige Bildchen, mit Hilfe derer, zumindest nach den selbstbewussten Aussagen der Autoren, sich alle Begriffe des täglichen Lebens darstellen lassen. Hund, Katze, Maus, Brettspiel, Dampfschifffahrtsgesellschaft, Kernschmelze oder auch Sesamstraße. Zur Verfügung stehen uns dabei kleine farbige Klötzchen und Fragezeichen, mit Hilfe derer wir Hauptkategorie und Nebenaspekte eines Begriffes definieren können. Beispiel: Mann + Ohr + Schere + Pinsel = van Gogh. Logisch, oder?
Ganz so einfach bleibt es da natürlich nicht. Die Anleitung demonstriert eindrucksvoll die Möglichkeiten, die Concept bietet. Kreativität ist gefordert. Das macht Spaß, aber nicht jedem.


Und einen Wertungsmechanismus gibt es dann natürlich auch noch. Dafür gibts sogar extra kleine Glühbirnentokens, falls den Spielern ein Licht aufgeht (Licht aufgehen, Glühbirne.... Ihr versteht?...Die Stimmung tobt.). Die Anleitung gibt aber bereits vor, dass der Wertungsmechanismus bei vielen Testrunden außen vor gelassen wurde. Er ist wohl nur etwas für die ganz Genauen unter uns. Und die haben bei Concept eigentlich nichts verloren. Denn Concept ist Kreativität pur. Spaß am Knobeln und am "Um-die-Ecke-Denken". Da wirkt ein Wertungsystem nur aufgesetzt. Kein Wunder also, dass bei mir die Glühbirnen auch nur noch im Kasten bleiben. Ist ja auch viel umweltfreundlicher und so!

Concept bereichert den Markt um ein Partyspiel, was mal so ganz anders ist und hat allein dafür Lob und Anerkennung verdient. Ich kann aber verstehen, wenn manche Spieler Concept nicht mögen. Für viele ist dann doch zu wenig Spiel dahinter. Der kreative Freiraum, der genau das ist, was viele Spieler an Concept anzieht, ist wohl auch die größte Schwäche des Spiels. Viele fühlen sich überfordert, können nichts mit dem Prinzip anfangen. Und warum spiele ich überhaupt ein Spiel, wenn es am Ende keinen Gewinner gibt, weil die Wertung weggelassen wird?


Dennoch: Concept bleibt ein Unikat und eine Erfrischung in einem Spielesegment, das ich eigentlich für mich persönlich schon als uninteressant abgetan hatte. Danke dafür!

Achja: Ich wollte zur Vorbereitung auf meinen Artikel mal eben schnell BoardgameMonkeys darstellen. Kann mir da jemand helfen? Ich war beim Wort Affe total überfordert.

Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!


Concept von Gaetan Beaujannot und Alain Rivollet
Erschienen bei Repos Production vertrieben durch Asmodee
Für 4-12 Spieler in ca. 40 Minuten
Boardgamegeek-Link


sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Asmodee)