09.10.2014

Machi Koro - Siedlopoly

Dass Machi Koro japanisch ist und so viel wie "Stadt würfeln" bedeutet, das dürften hinlänglich diverse selbsternannte "Japan-Experten" klargestellt haben. Daher gibts bei mir mal eine neue Vokabel: Uma. Uma bedeutet Pferd. Was das jetzt allerdings mit Machi Koro zu tun hat, da bin ich mir selbst noch nicht so sicher. Fakt ist allerdings, dass ich damit die, aktuell anscheinend feststehende, Einleitung zu Machi Koro Rezensionen mit Bravour durchbrochen habe. BAM! Und jetzt zum Sport mit Peter.


In Machi Koro sind wir frischgebackene Bürgermeister einer aufstrebenden kleinen Gemeinde. Während unsere Bürger von Dingen wie einem Bahnhof, einem Einkaufszentrum, einem Funkturm oder sogar einem Freizeitpark träumen, haben wir alle Hände voll zu tun, um aus diesen Träumen Realität werden zu lassen. Doof nur, dass uns aktuell dafür lediglich ein Weizenfeld, eine Bäckerei und ein kleiner Holzwürfel zur Verfügung stehen. Auch doof, dass wir unsere Nachbardörfer im Auge haben müssen. Denn mittlerweile ist ein inoffizieller Wettbewerb unter uns Bürgermeistern ausgebrochen, möglichst schnell, möglichst alle Wünsche der Bürger zu erfüllen. Da geht es doch bestimmt insgeheim um die Verteilung von irgendeinem Fördertopf, oder?
Was dann passiert simuliert den Politikalltag in einer 100-Seelen-Gemeinde vermutlich perfekt. Ich nehme den kleinen Holzwürfel, werfe ihn und schaue dann was passiert. Verschiedene Gebäude haben - wie wir alle wissen - verschiedene Zahlen und die Leute darin produzieren auch nur Geld, wenn eben genau diese Zahl gewürfelt wird. Klingt komisch - ist aber so! Aber Obacht! Auch im Zug meines Mitspielers kann etwas für mich abfallen. So gibt es Gebäude die immer Zahltag haben, Gebäude, die nur bei meinem Zug Zahltag haben, Gebäude die meinen Zahltag durch andere Spieler finanzieren und Gebäude, die meine Zahltage verbessern.
 


Habe ich gewürfelt und meine Finanzen erledigt, geht es über zum Investment. Neue Gebäude braucht die Stadt. Brauchen wir ein Restaurant oder doch lieber ein zweites Weizenfeld? Fächere ich mich breit oder konzentriere ich mich auf meine Glückszahl? Hier werden aus ehemals ähnlichen Gemeinden Stück für Stück individuelle Städte. Und wer zuerst die vier Spezialgebäude gebaut hat, gewinnt das Spiel und freut sich (vermutlich über eine Wiederwahl).

Machi Koro ist klein und schnell gespielt. Kaum dauert eine Runde länger als 30 Minuten. Würfeln, Geld nehmen / geben und kaufen. Fertig. Nächster. Das lässt keine Langeweile aufkommen. Geschickt gelöst dabei ist, dass man auch beim gegnerischen Zug aufpassen muss, da sonst wertvolle Taler des Restaurants flöten gehen. Das ist schön. Nicht so schön ist die Vielfalt. Anfangs entwickeln sich die einzelnen Städte zwar deutlich in unterschiedliche Richtungen, aber später scheint es mir oft eine gute Idee zu sein, sich breit aufzustellen. Hinzu kommen die dann doch sehr stark beschränkten Gebäudetypen. Hier ist Luft für Erweiterungen und die werden ja bekanntlich kommen.
Ansonsten ist die Einfachheit Machi Koros seine größte Stärke. Machi Koro kann als "Einstiegsdroge" für Neulinge in der Szene dienen. Ich kann das Prinzip in ca. zwei Minuten sowohl einem 7-jährigen Kind erklären, als auch einem 88-jährigen rüstigen Rentner. Zudem orientiert sich der Spielverlauf an zwei Klassikern: Die Siedler von Catan und Monopoly. Ich habe die glückslastige Ertragsphase aus dem Teuber-Klassiker und dann das klassische rudimentäre Investmentprinzip aus Monopoly - nur eben das Ganze in einer knackigen Zeit. Geschickt.
Aber auch für Vielspieler ist Machi Koro etwas. Zwar nicht als ganz großer Happen, aber dann doch als Absacker, als Zwischengang, Vorrunde oder eben als Mitbringsel zu den Familienfesten, um bekennende Nichtspieler in die wundervolle Welt der Brettspiele einzuweihen. Machi Koro bietet die Grundlagen, der Rest ergibt sich von ganz allein.





Machi Koro von Masao Suganuma
Erschienen bei Kosmos
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 30 Minuten
Boardgamegeek-Link


Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!
sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Kosmos)