13.11.2016

XenoShyft - Kooperativer Deckbauer


XenoShyft ist ein Deckbauer. Ich konkretisiere: XenoShyft ist ein Deckbauer in einer riiiiiiiiesigen Box. Gute Wahl, denn da kommen sicherlich die ganzen Erweiterungen mit rein, die es ja bekanntlich bei Deckbauspielen gibt und insbesondere bei Spielen von CoolMiniOrNot, die über Kickstarter finanziert wurden. Das stimmt auch soweit fürs Original. Doof nur, dass die deutsche Version bis dato keine Erweiterung bekommen hat. Was bleibt? Eine riesige Box mit kaum Ausnutzung, dafür aber einem unverhältnismäßig großen Platzverbrauch im eh schon knappen Spieleregal.

Zum Inhalt: In XenoShyft sehen wir uns einer sich steigernden Bedrohung durch Alienangriffe ausgesetzt. Wir selbst schlüpfen dabei in die Rollen von Truppen, die zur Verteidigung der gemeinsamen Basis beitragen müssen. Das Ziel ist einfach: Wir müssen drei Runden Überleben.


Wir? Richtig, wir. XenoShyft ist ein kooperativer Deckbuilder, d. h. wir basteln zwar alle individuell an unserem Kartendeck, haben aber die Möglichkeit unsere Mitspieler bei deren Verteidigung zu helfen. Wie muss man sich das nun vorstellen? Sagen wir einfach, dass jeder Spieler quasi ein Tor zur Basis verteidigt. Meine eigenen Truppen spiele ich nun entweder aufs eigene Spielfeld, oder helfe den Kollegen aus der Patsche, wenn ich merke, dass diese vielleicht nur wenig Truppen auf die Hand gezogen haben. Dann gibt es noch Waffen, die die Feuerkraft erhöhen und Ausrüstung, die so allerlei macht.


Was ist das Besondere an XenoShyft? Ganz klar, das kooperative. Es spielt sich wie eine Art Tower-Defence Spiel mit Deckbau. Das ist für mich einzigartig und neu, eröffnet aber auch interessante Entscheidungen. So können sich gewisse Mitspieler beispielsweise ganz bewusst auf einzelne Dinge in ihrem Deck spezialisieren und möglichst gut ihre Spezialfähigkeit einsetzen.
Ein auf Heilung spezialisierter Trupp kann so beispielsweise das Augenmerk auf den günstigeren Erwerb von Medikits legen und dabei verwundete Truppen der Mitspieler am Leben halten. Der Waffenkonzern versorgt die Mitspieler mit der nötigen Feuerkraft usw.


XenoShyft hat aber noch ein ganz anderes Alleinstellungsmerkmal: Es ist sauschwer! Ehrlich jetzt. Ich bin ein Freund von komplizierten kooperativen Spielen. Eines ,welches bereits beim ersten Durchspielen geschafft werden kann, hat meiner Meinung nach ganz erhebliche Balancingprobleme. Ich will Scheitern und aus meinen Fehlern lernen. XenoShyft hat es vielleicht einen Tick übertrieben.
Dadurch, dass die angreifenden Wellen der Aliens zunächst verdeckt sind und erst Stück für Stück aufgedeckt werden, ist eine 100%ige Planungssicherheit bei der Truppenbereitstellung quasi nicht möglich. Der gewisse Glücksanteil bleibt also auch hier. Es ist dadurch aber auch nicht einzuschätzen bei welchem Tor jetzt der große Alienboss auftritt. Und schwupps, sind ein paar Lebenspunkte der Basis futsch! Das geht einmal gut, das geht mit Glück noch ein zweites Mal gut, aber zu einem Dritten Mal kommt es nicht. XenoShyft verzeiht nicht.


Dennoch, XenoShyft gefällt mir. Es verfolgt einen interessanten Ansatz und fordert die Kommunikation. Problematisch ist für mich aber in der Tat das Fehlen der Erweiterungen auf deutsch. Nicht allein aufgrund der großen Box und der wenigen Karten, nein auch, weil ich gefühlt zu wenig Möglichkeiten habe. Mit jeder Welle im Spiel erhalte ich erst Zugriff auf neue Truppen. Das resultiert darin, dass ich in den ersten Runden mein Deck lediglich mit zwei unterschiedlichen Truppen bestücken kann. Die Entscheidungen sind also nicht so umfangreich, wie sie sein könnten. In Welle 2 sind es ebenfalls gerade mal zwei neue Truppentypen, die fast vollständig die ersten ablösen (also im Endeffekt wieder nur eine Wahl aus zwei unterschiedlichen).
XenoShyft ist, und das merkt man, auf Erweiterungen ausgelegt. Die gibt es - nur nicht auf deutsch. Dahingehend leider verschenktes Potential.

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XenoShyft von Keren Philosophales und Michael Shenall
Erschienen bei CoolMiniOrNot
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 60 Minuten
Boardgamegeek Link

sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier CoolMiniOrNot)