07.11.2014

La Cosa Nostra - Nichts für schwache Nerven

Ein neues Mitglied in der Familie begrüßen -  10.000 $.
Es damit zu beauftragen eine Koksparty auszurauben und den Bargewinn abzustauben - gratis.
Dabei zusehen zu müssen, wie es in eine lang geplante Falle gerät und dabei ums Leben kommt - unbezahlbar!... zumindest für die Mitspieler.

Genauso dunkel wie mein Humor ist das Setting in La Cosa Nostra. Bereits im Vorfeld konnte ich den Designer Johannes Sich ein wenig zu seinem ersten Spiel ausquetschen. Prostitution, Drogendealerei, Attentate und korrupte Cops sind hier genauso an der Tagesordnung wie lose Versprechungen, Drohungen, Erpressungen oder die Eröffnung eines Stripclubs. Nichts also für schwache Nerven. Wem dass du heiß wird oder ein Spiel für die ganze Familie sucht, der braucht wohl garnicht weiter zu lesen, denn auch die Illustrationen sind in einem comicartigen, düsteren Stil gehalten mit reichlich Clichee-Bedienung. Wieso nicht einfach mal nen abgeschlagenen Pferdekopf ins Bett legen?


Ihr seid noch dabei und habt nicht weggeklickt? Wunderbar und richtig so, denn in La Cosa Nostra schlummert vermutlich ein echtes Juwel. Bis zu fünf Spieler übernehmen hier die Führung von rivalisierenden Mafiafamilien. Jeder fängt dabei klein aber schon ziemlich kriminell an. In vier Runden weisen wir unseren Laufburschen und Supergangstern Aufträge zu, die entweder eine Menge Kohle in die eigenen Kassen spülen oder den jeweils anderen Familien mal so richtig die Minestrone versalzen. Dass die Jobs mit zunehmender Rundenzahl immer gefährlicher, dreckiger und brutaler werden, sollte klar sein. Dann stirbt schonmal eben der gefeierte Star in der Verbrecherszene vom roten Don. Mund abputzen, weitermachen. Denn wir wissen alle: Rache ist wie Gazpacho und wird am besten kalt serviert.


Das Wichtigste jedoch in La Cosa Nostra ist die Verhandlung. Denn jeder muss dem anderen zwangsläufig ein Angebot machen, was dieser nicht ablehnen kann. Wer mit einer Massenabmahnung richtig Kohle kassieren will, der braucht eben einen Anwalt. Und wenn der alte Schulfreund Don Bosco zufällig einen auf seinem Gehaltsscheck hat umso besser. Wir teilen uns die Beute. 50/50. 2.000 $ jetzt und bei erfolgreichem Kassieren dann den Rest. Deal! Wir sind uns einig. Der Job geht schief. Wir sind in einen Hinterhalt geraten, denn Don Pedro hat den Braten gerochen und mal eben den Anwalt verprügeln lassen. Pech für uns beide, denn wir kassieren nicht ohne Anwalt. Aber da ist die Rettung. Rein zufällig hat Don Pedro auch einen Anwalt beschäftigt. für schlappe 10.000 $ lässt er ihn kurzzeitig mal unseren Deal durchziehen. Ich knirsche mit den Zähnen, aber sage mir "besser als nichts". Der Job gelingt. Ich kassiere 12.000 $. Davon gehen 10.000 $ an Don Pedro. Das wird er mir büßen.


La Cosa Nostra ist nichts für schwache Nerven. Zum Spiel gehört eine große Portion Glück (was für Aufträge ziehe ich und wie würfle ich), viel Verhandlungsgeschick (kann ich noch einen Tausender mehr aus den Rippen leiern?), ein gutes Pokerface (hoffentlich merkt keiner, dass ich das meiste Geld habe) und ein dickes Fell. Denn in La Cosa Nostra muss man damit zurecht kommen auch mal Staatsfeind Nummer 1 für die Mitspieler zu werden. Mache ich zu offensichtlich zu lukrative Jobs und kassiere ordentlich ab, dann muss ich vielleicht zusehen, wie meine Geschäftsleute Stück für Stück abgeworben oder ins Jenseits befördert werden. Aber kein Grund zur Sorge. Denn vielleicht findet man in genau dieser Situation dann seine Stärke. Bin ich ein vermeintliches Opfer geworden und habe zahlreiche Gangster und Gefolgsleute verloren, kann ich vielleicht in Zukunft wieder unbehelligt agieren und mich so doch noch unbemerkt nach vorne mogeln.

La Cosa Nostra fängt das Mafiathema perfekt ein. Ein Mafiaspiel muss düster sein, es muss gemein sein, es muss brutal und hinterhältig sein. Wie von selbst holt man am Spieltisch die alten "Der Pate I-III-Zitate" hervor und wundert sich anschließend, wie viel kriminelle Energie in einem selbst schlummert. Wer Spiele mag, bei denen man sich nur selbst der nächste ist und bereit ist, dass kurzfristig Freundschaften auf eine harte Probe gestellt werden, der wird La Cosa Nostra lieben. Sorry Leute, aber wer nicht zugreift, ist selbst schuld... Over and out.





La Cosa Nostra von Johannes Sich
Erschienen bei Hard Boiled Games
Für 3 bis 5 Spieler in ca. 90 Minuten
Boardgamegeek-Link


sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Hard Boiled Games)