23.03.2017

Ice Cool - Frostiges Vergnügen


Hallo, mein Name ist Andreas und ich bin brettspielsüchtig. Ich habe oft versucht von dieser Sucht wegzukommen, aber ich werde doch immer wieder schwach. Das permanente Angebot an Neuem reizt mich immer mehr. Immer wieder bringen die Verlage neue Kniffe heraus. Wer soll da noch widerstehen? Schaut doch mal z. B. Schnickspiele. Da dachte ich, dass ich alles gesehen habe. Mal schnicke ich Köche auf Zutaten, mal schnicke ich blaue Bohnen durch eine Wildwest-Szenerie. Und jetzt das? Gerade dann, wenn ich wieder clean war, mir vorgenommen habe, dass es aufhören muss mit dem stetig Neuen. Jetzt kommt ein Schnickspiel mit sich ganz speziell zu schnickenden süßen Pinguinen. Wie konnte ich da nein sagen?


Ice Cool macht seinem Namen in zweierlei Hinsicht alle Ehren. Erstens: Es spielt in einer vereisten Schule, in welcher wir über die Flure schlittern und versuchen dem Hausmeister zu entkommen und zweitens, da es verdammt cool ist. Ich meine, wer hat nicht schonmal in seinen feuchten Brettspielträumen davon geträumt seinen Pöppel mit geschickten Schnicksaktionen nicht nur quer durch das Spielbrett, sondern auch drüber hinweg zu befördern? Richtig, vermutlich keiner. Toll ist es trotzdem! Und irgendwie auch innovativ. Möglich wirds durch die physikalisch clever gesetzten Schwerpunkte in jedem Pinguinpöppel. So sieht das Ganze nicht nur so aus, als ob die kleinen Kerle relativ gut genährt sind, sondern sorgt auch dafür, dass sie für den Anfänger unerwartete Kurven fliegen, für den Profi aber sogar milimetergenaue Huppser hinlegen.


Thematisch hab ich es ja schon anklingen lassen. Wir sind Pinguine in einer Schule und haben nichts besseres zu tun, als über die Flure zu huschen. Ziel dabei ist es, durch möglichst alle Durchgänge des modularen Planes  einmal durchgefluppt zu sein. Und da Verrätermechanismen ja derzeit groß im kommen sind, spielt einer der Pinguinpöppel den Hausmeister, der versucht die Schüler zu erwischen und dafür als Belohnung deren Schülerausweis zu kassieren. Klingt simpel? Ist es auch! Regeltechnisch zumindest. Die wahre Aufgabe in einem Schnickspiel liegt halt im Schnicken. Das Ganze hat etwas extrem wettbewerbsartiges. Was anfangs noch nach einem Häufchen Elend aussieht, kann sich - viel Training und Fingerfertigkeit vorausgesetzt - irgendwann einmal zu echten Kunststückchen mausern.


Ice Cool ist dahingehend besonders, als dass das Schnicken noch deutlich mehr im Vordergrund steht, als bei anderen Vertretern seiner Zunft. Bei Flick em Up! beispielsweise habe ich noch das tolle Thema und muss meine Männer geschickt platzieren. Bei Safranito habe ich die Setcollection. Bei Ice Cool habe ich nicht viel mehr als den reinen Mechanismus des Schnickens. Darin besteht einerseits zwar die reduzierte Schönheit des Spiels, damit ist Ice Cool aber gerade für Einmalspieler beispielsweise als Vorführstück (für das Schnickspiele gerade gerne hervorgeholt werden) eher ungeeignet, da es doch sehr viel Übung braucht, um die kleinen Racker dahin zu befördern, wo sie auch hinsollen.


Macht das Ice Cool jetzt zu einem guten oder schlechten Titel? Ice Cool macht Spaß. Durch die langwierige Lernkurve (zumindest bei Bewegungslegasthenikern wie mir) ist es für den gelegentlichen Absacker mit Eventcharakter bei Neulingen eher ungeeignet. Die Stärke liegt hier im Dauerbrennen. Habe ich eine Gruppe die regelmäßig fest zusammenspielt und sich darauf einlässt Ice Cool als Absacker/Aufwärmer regelmäßig auf den Tisch zu bringen, so kann sich hier schnell eine Art Wettbewerb entwickeln mit wahren Kunstschüssen. Darin liegt die wahre Stärke.

__________________________________________________________________________________ 


Ice Cool von Brian Gomez
Erschienen bei Amigo
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 20 Minuten
Boardgamegeek Link

sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Amigo)