26.01.2018

Nations: The Dice Game und Unrest


Vor einigen Jahren kam von den Finnen von Lautapelit ja bekanntlich das Spiel Nations auf den Markt. Nations wollte in die Fußstapfen von Im Wandel der Zeiten treten. Selbiges griffiger, zugänglicher und schneller machen. Obwohl ich unzählige Partien von Im Wandel der Zeiten hinter mir habe, musste ich schnell zugeben, dass Nations für mich das bessere Spiel war. Es schaffte eben nahezu perfekt das gute Gefühl von Im Wandel der Zeiten aufzugreifen und zu kondensieren. Ich gehe sogar soweit, dass ich sage, dass es für mich dann schlussendlich vollkommen den "großen Bruder" ersetzt hat.



Wie es sich gehört, kommt zu einem erfolgreichen Spiel heutzutage auch immer entweder ein Karten- oder ein Würfelspiel raus. Bei Nations ist das auch nicht anders gewesen. Mit Nations: The Dice Game soll das Spielgefühl von Nations nun also noch kondensierter werden? Dazu dann noch die Leichtigkeit eines Würfelspiels? Geht das gut?

In Nations: The Dice Game übernehmen wir die Führung über eine Nation. Wer jetzt aber glaubt, dass sich diese voneinander unterscheiden, liegt daneben. Ziel ist es, wie beim großen Bruder, über vier Zeitalter (vier Runden) die meisten Siegpunkte zu generieren. Wir starten dabei alle mit einer Gebäudesammlung, die uns allen bestimmte Würfel liefert. Wir starten mit weißen Standardwürfeln und würfeln erstmal los. Dann geht es abwechselnd mit jeweils einer Aktion rundum, bis alle gepasst haben.




Die erwürfelten Ergebnisse spiegeln meine Aktionsmöglichkeiten wieder. Grundsätzlich habe ich in Nations: The Dice Game exakt drei Aktionsmöglichkeiten, wenn ich am Zug bin: Plättchen kaufen, Wunder bauen, neu würfeln.

Beim Thema Plättchen kaufen, entwickle ich meine Zivilisation. In einer allgemeinen Auslage werden pro Runde die jeweiligen Gebäude, Kolonien, Wunder und Anführer des entsprechenden Zeitalters ausgelegt. Plättchen der untersten Reihe sind am günstigsten, Plättchen der obersten Reihe sind am teuersten. Bezahlt werden neue Gebäude mit erwürfelten Goldmünzen. Kolonien werden mit erwürfelten Schwertern erobert.



Gönne ich mir ein neues Plättchen, so bringt mir das kurz- und auch langfristig Vorteile und ersetzt meistens ein bereits bestehendes Gebäude auf meinem Spielertableau. So kommen dann auch die restlichen farbigen Würfel ins Spiel. Baue ich beispielsweise ein Finanzgebäude, so erhalte ich beispielhaft einen gelben Würfel, der einen meiner weißen Standardwürfel permanent ersetzt. Jeder Farbwürfel ist natürlich in eine gewisse Richtung spezialisiert. Gelbe bringen mehr Geld, rote mehr Schwerter, blaue mehr Kultur etc. Die Würfel in Nations: The Dice Game sind so ganz nebenbei von ziemlich geiler Qualität. Daumen hoch.

Grundsätzlich ist auch spielerisch nicht mehr hinter Nations: The Dice Game  Es geht schlussendlich darum mit seinen Würfelergebnissen neue Gebäude, Wunder oder ähnliches zu kaufen, um sich neue, bessere Würfel in seinen Pool zu holen. Siegpunkte werden zum Ende einer jeden Runde vergeben, sofern man ausreichend Nahrung erwürfelt hat, um eine Hungersnot abzuwehren oder genügend Schwerter, um einen Krieg zu gewinnen. Kultur bringt natürlich auch noch Siegpunkte. Passen mir meine Würfelergebnisse nicht sonderlich, kann ich Reboll-Plättchen dafür ausgeben, um mein Glück erneut auf die Probe zu stellen. Da helfen dann auch häufig gekaufte Anführerplättchen.



Nations: The Dice Game ist in der Tat eine kondensierte Version des großen Brettspiels. Viele Details wurden auch hier übernommen und in das entsprechende Format passend eingebaut. Mit dem "passenden Format" meine ich, dass natürlich in einem Würfelspiel Abstriche gemacht werden müssen. So sind die Mechanismen natürlich sehr weit runtergebrochen. Etwas enttäuschend empfand ich auch, dass sich die Nationen in feinster Weise voneinander unterschieden haben (es gab nicht mal eine alternative Rückseite, wie im Brettspiel).

Vom Spielgefühl hat mir Nations: The Dice Game jedoch sehr gut gefallen. Die optische Aufmachung hat das natürlich auch nochmal unterstützt. Der große Vorteil ist sicherlich das äußerst schnelle und dadurch sehr kurzweilige System. Ich mache eine Aktion, nächster Spieler. Eine Downtime ist quasi nicht vorhanden. Ich empfand es auch stets als sehr befriedigend, sobald ich einen meiner Standardwürfel gegen einen aufgewerteten austauschen konnte. Das ist schon ein cooles Gefühl.



Dass jetzt wirklich ein Zivilisationsfeeling aufkommen würde, kann ich nicht wirklich sagen. Dadurch ist das Spiel zu schnell und komprimiert. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn ein Würfelspiel muss unterhalten. Das tut Nations: The Dice Game zweifelsfrei und bietet sicherlich noch massig Platz für Erweiterungen...


Nations: The Dice Game - Unrest (die Erweiterung)


...hat da jemand Erweiterung gesagt? Unrest gehört wohl in die Erweiterungskategorie "muss man haben, wenn man das Basisspiel mag". Diese Erweiterung macht nämlich genau all das richtig, dass eine Erweiterung tun sollte: Das Grundspiel nicht auf links drehen, sondern sinnvoll ergänzen und neue Optionen bieten.

Zuerst einmal gibt es tolle individuelle Startvoraussetzungen für die Zivilisationen. Manche können mehrere Wunder gleichzeitig bauen, andere haben extra Startwürfel oder mehr Goldplättchen. So will ich das haben. Endlich bekommt mein Volk ein Gesicht!


Neben kleinen Zwischenzielen, die extra Siegpunkte generieren und einem neuen Mechanismus, dass man Vorteile hat als erster zu passen, gibt es aber in erster Linie eine neue Würfelfarbe: Grün. Und nicht, dass grün allein schon toll wäre, sondern die grünen Würfel geben der Erweiterung Unrest nämlich auch ihren Namen. Habe ich durch diverse Gebäude nämlich die grünen Würfel in meinem Besitz, habe ich Fluch und Segen zugleich. Diese bringen auf 5 der 6 Seiten nämlich einerseits tolle Doppelsymbole und sind ziemlich gut, aber zeigen auch auf einer der Seiten ein Revoltensymbol. Würfele ich das, lähmt das meine Zivilisation. Ich habe nämlich in meinem Zug nun die Option kostenfrei den Würfel neuzuwürfeln und meine Runde dadurch zu verschenken, oder ich schlage die Revolte blutig nieder, gebe den grünen Würfel diese Runde auf und kann wie gewohnt weitermachen. Da Zeit in Nations: The Dice Game Geld wert ist, da es ein ewiges Wettrennen um die ausliegenden Plättchen ist, kann so ein ungenutzter Zug schon mal entscheidend sein. Ich empfand diese Mechanik nicht nur als äußerst thematisch, sondern auch als ziemlich spannend und cool. Hier werden dem Betroffenen interessante Entscheidungen abverlangt.

Kurzum: Unrest ist ein Muss für jeden Liebhaber des Basisspiels. Es ergänzt es sinnvoll und an den richtigen Stellen. Ein Spielen ohne die Erweiterung kann ich mir nicht mehr vorstellen.


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Nations: The Dice Game von Rustan Hakansson
Erschienen bei Lautapelit
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 25 Minuten


sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Lautapelit)