20.07.2018

Gorus Maximus


Es gibt viele Stichkartenspiele da draußen. Warum sollte man also ein ganz spezielles kaufen? Richtig, weil es etwas anders macht. Gorus Maximus ist ein solcher Andersling. Das fängt beim Thema und der Grafik an. Zugegebenermaßen ist das viele Blut nicht gerade familientauglich, aber irgendwie ist die Grafik in einem solchen comichaften Grafikstil gehalten, sodass Gorus Maximus es irgendwie schafft, grotesk auszuschauen. Grotesk in einem positiven Sinn. Schaut Euch aber die Kartengrafiken lieber selbst mal an, dann wisst Ihr, was ich meine.

Anders an Gorus Maximus ist aber auch der Mechanismus. Fangen wir aber doch lieber mal ganz vorne an. In Gorus Maximus erleben wir in einem Stichkartenspiel für 1-8 (!) Spieler einen Gladiatorenkampf der besonderen Klasse. Hier treten nicht nur Gefangene, Söldner und Ehrenmänner in der Arena gegeneinander an, sondern auch Löwen, Bären oder ein Strauß. Ein Strauß? Ja, Ihr habt richtig gelesen. Die können auch verdammt aggressiv sein. Ziel des Spiels ist es, nicht etwa, wie in vielen Stichspielen, eine möglichst hohe kumulierte Punktzahl über verschiedene Runden zu bekommen, sondern einfach genau 3 mal die Gunst des Publikums zu gewinnen. Dass ich ggf. ein paar mal ganz knapp in einer Spielrunde zweiter war, bringt mir nichts. Ich muss Runden gewinnen. Egal ob knapp oder deutlich.


Gespielt wird in (Kampf-)Runden, in denen jeder Spieler eine Handvoll Gladiatoren zugeschustert bekommt. Grundsätzlich gibt es 5 Kampfarten (Farben), die bestimmen, was gerade beim Publikum angesagt ist (was Trumpf ist). Manchmal hat das Publikum Lust auf Axtkämpfer, dann dominieren die eine Kampfrunde, dann hat das Publikum diese aber satt und verlangt plötzlich nach Schwertkämpfern. Ihr seht, der Trumpf kann in Gorus Maximus in einer Runde wechseln - und das unter Umständen häufig. Das erfordert unter Umständen eine gehörige Portion Taktik, macht das Spiel aber schön dynamisch.

Unterscheiden muss man in Gorus Maximus aber auch zwischen der Trumpffarbe und der derzeit angespielten Farbe. Wie es halt so ist in Stichspielen, wird eine Farbe angespielt, die bedient werden muss, sofern man dies kann. In GGorus Maximus besteht nun aber auch die Möglichkeit den Trumpf zu wechseln. Dies gelingt, indem ich nicht die angespielte Farbe bediene, sondern eine Karte mit dem gleichen numerischen Wert der zuvor ausgespielten Karte, spiele. Eben jene gespielte Karte definiert den neuen Trumpf. Weitergespielt im selben Stich wird aber in der angespielten Farbe - sofern ich das kann. 


Wie Ihr seht, kann ich den Trumpf und somit einen einzelnen Stich also sehr schnell und einfach für mich entscheiden. Warum mache ich das? Punkte gibts in Gorus Maximus nicht für die Anzahl der gesammelten Stiche, sondern für Publikumspunkte auf den gesammelten Gladiatoren in den Stichen. Manche Gladiatoren bringen Pluspunkte beim Publikum, andere dicke Minuspunkte - die gilt es also zu vermeiden. Wer am Ende einer Runde die meisten Punkte gesammelt hat, kriegt einen Publikumsmarker. Und wenn ich drei davon habe, habe ich - wie eingangs erwähnt - gewonnen.

Gorus Maximus ist ein tolles Stichspiel. Das bewusste wechseln des Trumpfes erlaubt allerlei Schabernack. Wechselt ein Spieler plötzlich den Trumpf und wird damit vielleicht den Stich gewinnen, kann ich beispielsweise ihm nochmal in der angespielten Farbe fette Minuspunkt-Gladiatoren reinwürgen (natürlich sofern ich welche habe). Das sorgt für einen gehörigen Ärgerfaktor. Ein sicherer Stich mit vielen ausliegenden Pluspunkten, kann also ganz schnell später nix mehr wert sein.


Interessant ist auch die große Reichweite der Spieleranzahl. Ja, Ihr habt richtig gelesen. Gorus Maximus geht sogar mit bis zu 8 Spielern und - haltet Euch fest - es kann sogar in Teams gespielt werden, bei dem die Mitglieder Stiche gemeinsam sammeln, bzw. thematisch gemeinsam in der Arena antreten. Klar, mit zunehmender Spieleranzahl werden die Stiche tendenziell unübersichtlicher, aber nennt mir mal ein Stichspiel, was so viele Spieler am Tisch mitspielen können. Außerdem waren Gladiatorenkämpfe thematisch gesehen wohl auch eher chaotisch.

Noch ein paar Worte zum Artwork. Ich mag es. Der Comiclook lässt das Artwork - auch wenn es sehr blutverspritzt ist - irgendwie süß aussehen, da es einfach so herrlich überzeichnet ist. Aber das ist wohl Geschmacksache und das muss jeder für sich entscheiden. Ich persönlich jedenfalls mag Artwork, was sich vom gewohnten Einheitsbrei abhebt. Auch spielerisch ist Gorus Maximus so ein Abheber, das seinen Platz in der Sammlung, neben anderen Stichspielen, durchaus verdient.

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Gorus Maximus von Conor McGoey
Erscheint bei Inside Up Games
Für 1 bis 8 Spieler in ca. 30 Minuten
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sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Inside Up Games)