04.11.2018

Mars Open: Tabletop Golf


Der rote, heiße Wüstensand bläst einem ins Gesicht, die Hände zittern ein wenig. Nur noch diesen einen Schlag und dann ist es entschieden. Der Sieg ist so nah. Ausrichten. Anvisieren und ZACK... nein, was ist das?! Der Ball touchiert leicht die Stuhllehne und ändert damit seine Flugbahn und schwupps ist alles vorbei. Ich kann nun nicht mehr meinen Gegner schlagen und ich muss mich wohl oder übel mit dem zweiten Platz zufrieden geben... MIST... aber egal, gleich nochmal von vorn und dieses Mal verbessere ich mein Handicap!

Hä? Wüstensand? Stuhllehne? Ok, jetzt ist es soweit: Roy ist vollends durchgeknallt, könntet ihr jetzt denken, aber dem ist nicht so, denn der Roy spielt nur eine Partie Mars Open und hat ordentlich Spaß dabei. 


Mars Open bezeichnet sich selbst als Tabletop Golf und ich denke, die Umschreibung trifft es auf den Punkt. Denn das Spiel spielt sich wirklich wie ein Mini-Mini-Golf auf dem Tisch und glücklicherweise braucht man keinen Schläger und keinen Ball, sondern einfach nur einen Finger zum Schnipsen und der "Ball" ist lediglich aus festem Papier. Mars Open ist ein Spiel von Dennis Hoyle und wurde erfolgreich über Kickstarter finanziert und ist offiziell für 1-4 Spieler ab 8 Jahren geeignet, In-Offiziell kann ich euch sagen: auch meine fast 6jährige Tochter kann es spielen und hat ihren Spaß und rein theoretisch gibt es nach oben keine Grenze für die Anzahl der Mitspieler schließlich bietet das Spiel, dank erfolgreicher Stretch Goals, 10 "Golfbälle" in verschiedenen Farben. 

Das Spiel selbst ist fast schon selbst erklärend, denn man baut einen vorgegebenen Parcour auf, setzt den Ball in die vorgegebene Startzone und versucht nun mit so wenig Versuchen wie möglich den Ball ins Loch zu bugsieren. In der Anleitung gibt es ingesamt 6 Golfplätze mit je 9 Bahnen, also kommen wir auf insgesamt 54 Bahnen, die man spielen kann. Dabei kommen die mitgelieferten Pappteile zum Einsatz, die einem in den Weg gestellt werden (unterschiedliche Größen und Formen, die z.T. auch kombiniert werden könne), die Schachtel, das Inlay der Schachtel, das Inlay-des-Inlays (quasi unser Loch) und der Deckel der Schachtel können ebenfalls alle zum Einsatz kommen. Nicht nur das, hin und wieder gibt es auch Löcher, bei denen noch weitere Tische oder Stühle benutzt werden und man quasi vom Tisch das Loch auf dem Stuhl treffen muss. 


Die "Bälle" zu umschreiben fällt mir etwas schwer, am Ende, handelt es sich hier um festes, verstärktes Papier, welches an den Ecken unterschiedlich geknickt wurde und somit aufrecht liegend hingelegt werden kann und somit eine Fläche zum Schnipsen bietet. Seht euch am Besten die Bilder in diesem Beitrag an und ihr seht was ich meine. Schön ist es, dass man zu jedem Ball auch ein Token in gleicher Farbe bekommt und falls man immer abwechseln schnippt, kann man den Ball mit dem Token austauschen, damit die Bälle den anderen nicht stören. Ich muss aber sagen, dass ich dass quasi wie Mini-Golf gespielt habe, also jeder spielt die Bahn komplett und dann ist der nächste dran. Liegt einem völlig frei, wie er das handhaben möchte. 

Die vielen vorgegebenen Löcher bieten viel Abwechslung und natürlich ist der Kreativität freien Lauf gegeben, denn man kann die Hindernisse ja auch stellen, wie man möchte, also für ausreichend Varianz ist gesorgt und reichen die mitgelieferten Pappteile nicht aus, kann man immer noch sehen was der Haushalt so hergibt. Des Weiteren gibt es noch ein spezielles Pappteil, welches flach liegt und eine Sandfläche darstellt. Landet der Ball auf dieser Fläche darf ich diesen nicht neu ausrichten, sondern muss ihn genau so liegen lassen, wie er dort gelandet ist. Witzige Idee, hätte gern noch ein weiteres Exemplar enthalten sein dürfen, aber auch hier kann man sich ja mit anderen Dingen behilflich sein. 


Die Optik des Spiels ist sicherlich Geschmacksache, mein Fall ist es nicht wirklich, auch wenn es natürlich zum Thema Mars und der Art Spiel passt. Ich glaube aber dass ich im Laden jetzt nicht unbedingt zur Schachtel gegriffen hätte. Die Qualität der Pappteile und Papierbälle würde ich als ausreichend bezeichnen. Gerade die Aufsteller nutzen schon recht schnell ab, da man bei Auf- und Abbau hin und wieder auch die Füße wechselt oder manche über Verbindungspappen miteinander verbunden werden, gerade an diesen Stellen merkt man das schon schnell. Auch haptisch merkt man schnell, dass es nicht auf allerhöchstem Niveau ist. Die "Bälle" hingegen find ich überraschend stabil und das schnippen funktioniert einwandfrei, auch die Trick-Shots mit Kurve gelingen einem recht schnell. 

Was soll ich sagen? Wer ein Party- und Schnips-Spiel sucht, welches sofort jeder versteht und den eigenen Ehrgeiz weckt, der wird mit Mars Open auf jeden Fall eine Menge Spaß haben. Die bisherigen Runden haben mir auf jeden Fall Spaß gemacht und egal ob Groß und Klein, jeder wollte gleich noch eine Runde probieren um sein Handicap zu verbessern. Das Schnipsen klappt erstaunlich gut und mit ein wenig Übung sind wirklich tolle Flugbahnen möglich, wenn diese auch noch zum Erfolg führen ist die Freude umso größer. 


Kleiner Wermutstropfen für mich wäre noch die Anleitung bei denen die Bahnen vorgegeben sind, so ist es nicht immer ganz leicht, die korrekten Abstände auf den eigenen Tisch zu adaptieren. Würde man sich daran 1:1 halten, so hätte man, zumindest bei meinem Tisch, häufig zu weite Abstände und manche Hindernisse würden keinen Sinn machen, so heißt es gerade zu Beginn im Kopf die Abstände auf den eigenen Tisch abzuändern, damit so mancher Aufbau auch Sinn ergibt, aber sobald man den Bogen raus hat, geht es auch schnell von der Hand. 

Jeder der eine Affinität zu solcher Art Spielen hat, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren, wobei es aktuell wohl etwas schwer wird, an ein Exemplar zu kommen. Vielleicht hat man auf der SPIEL in Essen Erfolg. Vielleicht findet sich ja auch noch ein Verlag, der es auch in Deutschland herausbringen möchte und dabei gleich die Pappqualität noch steigert.
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Mars Open: Tabletop Golf von Dennis Hoyle
Erschienen bei Bellwether Games
Für 1 bis 8 Spieler in ca. 30 Minuten
Boardgamegeek Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Bellwether Games)