16.01.2019

The Grimm Forest


Als damals die Kickstarterkampagne zu The Grimm Forest lief, war ich bereits von der bloßen Optik des Materials fasziniert. Dennoch bin ich nicht eingestiegen. Damals war der Verlag Druid City Games noch ein unbekannter. Würde das in 3D-Animationen dargestellte Material wirklich so toll aussehen? Noch dazu gab es keine Kickstarter-Exklusives. Ich konnte also locker warten.

Seitdem liebe Leute ärgere ich mich nicht mitgemacht zu haben. Das Spiel wurde irgendwann ausgeliefert und erfüllte wohl seine Erwartungen. Zumindest habe ich von allen Seiten nur gutes gehört. Schwer zu bekommen war es nun aber doch irgendwie. Bzw. nur teuer. Gut, dass nun die Spieleschmiede das ganze auf deutsch bringt, wozu ich die Möglichkeit nutze Euch von meinen Spielerfahrungen mit The Grimm Forest zu erzählen.


The Grimm Forest ist - wie es der Name bereits erahnen lässt - ein Spiel, was sich im Märchenbereich angesiedelt hat. Dabei nehmen wir es dem Verlag mal nicht übel, dass neben klassischen Märchengestalten der Gebrüder Grimm wie z. B. Aschenputtel, die drei kleinen Schweinchen oder Rotkäppchen, nun auch der Protagonistenkreis um andere fabelhafte Wesen erweitert wurde. Es finden sich nun auch Robin Hood, Cinderella oder der Lebkuchenmann. Das tut dem Thema aber keinen Abbruch.

Hauptprotagonist von The Grimm Forest sind die kleinen Schweinchen, von denen wir jeder eins übernehmen. Ziel ist es - wie im Märchen - Hütten zu bauen. Dabei gibts Stroh-, Lehm- und Holzhütten, wobei sich nur die Lehmhütte spielerisch unterscheidet, denn sie kann erstens nicht gut vom Wolf weggeblasen werden und zweitens ist sie so stabil, dass sie den Tie-Braker entscheidet.


Ziel des Spiels ist es als erstes Schweinchen drei Hütten (egal welcher Sorte) gebaut zu haben. Die Mechanismen, die dabei The Grimm Forest zu Grunde liegen sind denkbar einfach und lassen sich am ersten mit dem Begriff „Ich denke, dass Du denkst, dass ich denke-Mechanismus“ beschreiben. Für unsere wundervoll ausmodellierten Hütten müssen wir nämlich Rohstoffe sammeln, die sich im Laufe einer Partie sukzessive auf den jeweiligen Orten in der Tischmitte ansammeln. Dabei wählen wir jede Runde im geheimen, zu welchem Ort unser Schweinchen fährt und sammelt. Wähle ich als einziger einen Ort, bekomme ich alle dort befindlichen Rohstoffe. Treffe ich auf Widersacher, teilen wir die Beute. Es entwickelt sich ein Gedankenspiel, welches selbstverständlich zum großen Teil von Glück getrieben und gerne mal als das „Schere-Stein-Papier-Prinzip“ bezeichnet wird.


Das Prinzip klingt zunächst wenig spannend, wären da nicht die Fabelkarten und die Freunde und Monster. All jene Karten bringen Freunde und Feinde der Märchenwelt auf den Spielplan (teilweise in Form von ebenso tollen Miniaturen) und geben The Grimm Forest Taktik und ein gehöriges Take-That-Element. So kann ich beispielsweise den großen bösen Wolf auf einen Mitspieler loslassen, um dessen Haus kaputt zu pusten oder ich lasse Robin Hood für mich die reicheren Mitspieler bestehlen. Die Charaktere, Freunde und Monster sind dabei nicht nur höchst unterschiedlich in ihrer Wirkungsweise, sondern auch äußerst thematisch und auch bei Zeiten herrlich unbalanciert. In The Grimm Forest sage ich bewusst „herrlich unbalanciert“, was ja normalerweise ein Gegensatz in sich selbst wäre bei einem Brettspiel. The Grimm Forest ist aber in der Gesamtaufmachung so locker und leicht, dass man es als simples gute Laune Spiel annehmen muss.


Alles passt zusammen in The Grimm Forest  Angefangen von der putzigen Grafik (wer auf die Grafik von Everdell steht, ist hier glücklich), über die locker leichten Mechanismen, bis hin zu den Sonderfähigkeiten der Karten. The Grimm Forest ist kein Vielspielerhighlight und man muss definitiv mit einer lockeren Einstellung an eine Partie herangehen, aber es unterhält wunderbar für die Dauer einer Partie am Abend. Dabei ist es nicht nur familientauglich, sondern kann auch durchaus Vielspieler in lockerer Runde begeistern. Für mich füllt es dabei eine ähnliche Lücke wie der Evergreen King of Tokyo. Einfach drauf losspielen, das ganze nicht zu ernst nehmen und Spaß haben.

The Grimm Forest sieht dabei auch noch wunderschön aus. Die Miniaturen fordern förmlich dazu auf, sie zu bemalen, können aber auch im unbemalten Zustand mit jedem Miniaturenspiel mithalten. Das Inlay ist erste Sahne und auch die restlichen Materialien (Häuser, Grafiken, Playerboards) sind mit viel Liebe zum Detail produziert. Ich war lange auf der Suche nach einem Brettspiel mit Märchenthema für meine Sammlung. The Grimm Forest füllt diese Lücke bravourös. Definitiv ein Hingucker!
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The Grimm Forest von Tim Eisner
Erschienen bei Druid City Games
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 60 Minuten
Boardgamegeek Link

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sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Druid City Games)