20.03.2019

Carcassonne Safari


Endlose Steppen, wilde Löwen und Giraffen, die durch die Prärie traben…die Natur einfach so erleben, wie sie schon immer war, fernab der Zivilisation….das hat schon etwas ungemein Faszinierendes…. Aber dann mit einem Jeep querbeet fahren und mit lautem Motorendrönen alles in Aufruhr versetzen? Da bin ich jetzt ehrlich gesagt kein großer Fan von. Aber die Safari im Titel hat mit dieser Art der Umweltverschmutzung zum Glück auch nichts zu tun, vielmehr geht es hier um das Land…und die Tiere…und natürlich um Siegpunkte.

Carcassonne ist ja nun kein neues Spielprinzip und daher tue ich mich hier ehrlich gesagt etwas schwer, denn grundsätzlich ist auch die Safari-Variante im Herzen ein „echtes“ Carcassonne  nur eben etwas anders. Was kann ich also in Bezug auf den Spielablauf weglassen, was muss rein, damit auch Neueinsteiger das Spielprinzip verstehen? Ein schmaler Grat, ich versuche aber mal, nicht herunter zu fallen….


Aber fangen wir mal ganz seicht mit den Komponenten an. Wie vom Verlag gewohnt kommt alles in überaus ordentlicher Qualität daher. Die Box ist schwer und vollgepackt und das gesamte Design fühlt sich einfach nach Kalahari an. Sehr schön! Die einzelnen Plättchen wirken trotz des neuen Designs vertraut, was schonmal Mut macht. So viel anders kann die Safari also gar nicht sein. Und soviel vorweg: Wie wir gleich sehen werden, ist die Mischung aus „Neu“ und “Alt“ in Bezug auf die Regeln schonmal geglückt.
Neben den bekannten Landschaftsplättchen gibt es nun 50 neue Viertelkreise („Tierplättchen“ bzw. „Wasserlochteile“) auf denen je eins von 5 Tieren abgebildet ist und zwei Ranger (Meeples). Jeder Spieler erhält zu Beginn verdeckt 2 Tierplättchen und dreht diese um. Außerdem bekommt jeder 6 Meeples und einen Elefanten (für die Wertungstafel) in seiner Farbe.


Und los geht’s: Wer an der Reihe ist, zieht 1) ein Landschaftsplättchen und baut dieses an den bestehenden Plan an, darf 2) dann a) einen Meeple auf dieses Plättchen setzen oder b) einen Ranger versetzen oder c) ein Wasserloch beginnen oder erweitern, um anschließend 3) alle Wertungen auszuführen, die durch seine Plättchen ausgelöst wurden. Punkte gibt es für allerlei erreichte Meilensteine. Stelle ich beispielsweise meinen Meeple auf einen Tierpfad, so wird dieser Pfad dann gewertet, wenn irgendein Spieler ein Plättchen so anlegt, dass der Pfad „vollständig“ ist, also einen Anfang und ein Ende hat. Dann wird geschaut, wie viele verschiedene Tierarten an dem Pfad grasen. Je mehr, desto mehr Punkte bekommt man, zwischen 1 für eine Tierart und 15 bei 5 Tierarten. Um sein Ergebnis zu verbessern, darf man ein Tierplättchen abgeben, um eine zusätzliche Tierart in die Wertung einzubringen. Weitere Boni gibt es für Meeples in Büschen (ist ein Busch komplett gibt es Punkte für die Anzahl an Tierarten im Busch), Meeples bei Affenbrotbäumen (bringt neue Tierplättchen ein), Ranger verdrängen (3 Punkte, wenn man einen Ranger durch ein Plättchen verdrängt) und Eben für Wasserlöcher: Hat man ein plättchen angelegt, darf man statt einen Meeple einzusetzen ein Wasserloch beginnen. Man legt also ein eigenes Tierplättchen auf irgendeine Ecke irgendeines(!) Landschaftsplättchens. Auf das Wasserloch kommt dann noch ein eigener Meeple. Dies bringt schonmal direkt 3 Punkte. Nun kann jeder Spieler das Wasserloch in seinem Zug erweitern, also auf benachbarte Plättchen weitere Tierplättchen anlegen. Das neue Tierplättchen muss eine andere Tierart zeigen, als die bereits vorhandenen. Beim erweitern darf man jedoch keinen Meeple auf das Wasserloch stellen! Dafür gibt es 4,5 oder 6 Punkte, je nachdem, ob man das 2., 3. oder 4. Tierplättchen angelegt hat. Achtung: Legt man an ein einziges bestehendes Wasserloch diagonal ein anderes an, gilt dies erstmal als neues Wasserloch, bis die zwei verbunden sind. Ist ein Wasserloch komplett, bekommt der Besitzer des Wasserlochs 3 Punkte (auch wenn er mehrere Meeples darauf stehen hat).


Gespielt wird das Ganze, bis ein Spieler kein Landschaftsplättchen mehr ziehen kann. Zu guter letzt werden aber noch ein paar Punke für nicht vollständige Tierpfade, etc. vergeben. Gewonnen hat, wer die meisten Punkte einheimsen konnte.

Und wie spielt es sich? Nun ja, jetzt wird der Grat für mich noch schmaler. Ich habe Carcassonne sehr oft (und mit diversen Erweiterungen) gespielt und kann Safari daher einfach nicht nicht mit dem Original vergleichen. Aber vielleicht ist das gar nicht schlimm: Durch das neue Setting wurden vor allem die Punktverteilungen verändert, was ein taktisches Umdenken erforderlich macht (Straßen waren im Original nett, bringen nun aber verhältnismäßig viele Punkte, etc.). Dies fiel uns durch die neue Optik allerding nicht sonderlich schwer und der Klassiker fühlt sich einfach „frischer“ an. Der Kern – und eigentlich auch die Regeln - ist aber der gleiche geblieben. Die Ranger hätte ich persönlich nicht gebraucht und fand das fehlen der „Bauern“ etwas schade, aber das ist nicht ganz so schlimm, denn dafür gibt es jetzt ja Wasserlöcher.


Alles in allem also ein stimmig umgesetztes „Spin-Off“ des Kultklassikers, das sich vermutlich vor allem an Neueinsteiger und Carcassonne-Liebhaber sowie Sammler richtet. Kein Must-Have, aber eben auch keine Offenbarung: Wer das urspiel sein eigen nennt, braucht Safari eigentlich nicht. Spaß macht es natürlich aber trotzdem !


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Carcassonne Safari von Klaus-Jürgen Wrede
Erschienen bei Hans im Glück
Für 2 bis 5 Spieler in ca. 30 Minuten
Boardgamegeek-Link



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