29.04.2019

Lords of Rock


Die Götter müssen verrückt sein... verrückt nach handgemachter Musik mit Schlagzeug, Gitarre, Bass und Gesang! Denn anders lässt sich nicht erklären, warum man den Weg der Musik bestreitet, um herauszufinden, welche Götter die Macht über unsere Welten erhalten. Es treten die griechischen, die ägyptischen, die chinesischen, die nordischen, die aztekischen sowie die alten (Cthulhu) Götter gegeneinander an und versuchen die meisten Seelen auf ihre Seite zu bringen. Und wie jeder weiß, geht Musik direkt in die Seele und so ergattert man die meisten Seelen mit der besten Setlist seiner Götterband. Wow...darauf muss man erstmal kommen...

Bei Lords of Rock handelt es sich um ein erfolgreiches Kickstarter-Kartenspiel für 2 bis 5 Spieler ab 8 Jahren und besticht zunächst durch sein etwas anderes Setting. Hinzu kommen wirklich schöne Kartenmotive für die Götter und Veranstaltungsorte, wobei die Götterkarten hin und wieder ein wenig sehr wild und bunt gestaltet sind, aber das ist auch alles eine Frage des Geschmacks.
Jeder Spieler entscheidet sich zunächst für eine Götter-Gruppe oder auch Pantheon genannt und stellt aus zwölf vorhandenen Göttern eine Band zusammen, hierbei unterscheidet man zunächst zwischen Band Leader und normalen Bandmitgliedern, zur Auswahl stehen jeweils zwei Leader und 10 restliche. Jeder Gott hat ein bevorzugtes Instrument und ein Zweitinstrument und jedes Instrument sollte einmal als bevorzugtes in der Band verwendet werden. Nachdem man also einen Sänger, Gitarristen, Bassisten und Schlagzeuger gefunden hat, kann es theoretisch schon losgehen. Zu jedem Pantheon gibt es auch noch zwei Power-Karten, die im Spiel verwendet werden können.


Nebst den Götter-Band-Karten, gibt es noch 37 Venue-Karten , dort findet ihr tolle Orte wie z.B. Atlantis, Circus Maximus oder Machu Picchu. An diesen Orten werden die Konzerte gespielt und die Seelen eingesammelt. Hierbei wird in verschiedenen Größen eingeteilt, so gibt es kleine, mittlere, große und sehr große Areale, davon abhängig sind dann wieder die Anzahl an Seelen, die ich hier sammeln kann.
Zu Beginn erhält jeder Spieler vier Venue Karten sowie sieben Setlist-Karten. Die Setlist Karten sind Songs die gespielt werden und dadurch Boni bringen oder dem Gegner Schaden zufügen. Der Spieler welcher zuletzt ein Konzert besucht hat wird Headliner und da Headliner ja zum Schluss spielen, darf dieser Spieler auch erst zuletzt seine Karten spielen. 

Der Spieler links vom Headliner startet und wählt eine seiner vier Venue Karten aus, diese gibt nun vor welche Instrumente von Bedeutung sind und gewertet werden. Aufgrund eines erfolgreichen Stretch Goals gibt es ein kleines Papp-Tableau in Form eines Verstärkers und jeder Reglerknopf ist ein kleines Plättchen mit dem Logo des jeweiligen Pantheon. Auf diesem kann ich nun die ersten Punkte auf Basis der vier Band-Mitglieder festhalten. 
Ein z.B. kleiner Veranstaltungsort gibt meistens nur ein Instrument vor nun schau ich mir den Wert des Instrumentes beim Gott an, bei dem dieses primär ist und überprüfe dann noch, ob das gleiche Instrument bei anderen Göttern als sekundäres Instrument dabei ist. Falls das primäre nicht berücksichtigt wurde, kann ich nun den Wert des sekundären dazu addieren. Diese Wer halte ich auf demTableau fest und jeder kann nun sehen mit welchem Wert die jeweilige Band an den Start geht und daraufhin entscheiden welche Setlist-Karten man noch spielen möchte. 


Setlist-Karten geben manchen Instrumenten extra Boni, manche noch mehr in Verbindung mit einer bestimmten Venue-Größe. Die Setlist-Karten sind Songs, die gespielt werden und sind an bekannte Rock Songs angelehnt, die aber passend zu den Göttern abgeändert wurden (aus "Highway to Hell" wird dann "Highway to Ragnarök" usw.). Wähle ich eine für mich positive Setlist-Karte, lege ich diese verdeckt vor mir ab und der nächste Spieler entscheidet. Möchte er keine Karte legen, kann er passen, sollte ein anderer Spieler danach noch entscheiden eine Karte zu spielen, darf er als Reaktion darauf, auch noch eine Karte spielen. Setlist-Karten die meine Mitspieler ärgern (kein Sound-Check, kaputtes Kabel, etc), muss ich offen vor diesen auslegen. Rin Spieler darf allerdings nicht mehr als zwei negative Karten vor sich liegen haben. 

Haben alle Spieler entschieden keine Karte mehr zu spielen, deckt man die gelegten Setlist-Karten auf und addiert/subtrahiert die Bonuspunkte von den bisherigen Punkten. Die Spieler erhalten dann, je nach Platzierung, ihre Seelen.

Je nach Größe der Venue, gibt es eine unterschiedliche Anzahl an Seelen für die jeweiligen Plätze. Bei einer kleinen Venue erhalten nur die beiden ersten Bands Seelen, bei sehr großen Venues hingegen alle fünf Bands. Die Seelen gibt es dann in Form von Seelensteinen (Plastiksteine), kleine himmelblaue Steinchen für je 1 Million Seelen und größere dunkelblaue für je 5 Millionen Seelen. Hat jeder Spieler zwei Venue Karten gespielt (bei 2 Spielern jeder 4 Venue Karten) endet das Spiel und der Spieler mit den meisten Seelen(steinen) gewinnt. 
Zu verschiedenen Zeitpunkten kann ich noch eine von beiden Power Karten spielen, die mir stets in gewisser Weise einen Vorteil bringen. Jede Karte darf nur einmal gespielt werden und geht dann aus dem Spiel. 


Ich bin hin und her gerissen. Sei es spielerisch wie optisch. Die Götter- und Venue-Karten sehen überwiegend toll aus und sind stimmungsvoll, die Setlist-Karten hingegen sind ein Graus und gerade mit diesen spielt man am meisten. Alle Songs sehen absolut indentisch aus und unterscheiden sich nur durch die Songtitel und die Instrumente, welche sie unterstützen. Wo es bei den Göttern mit viel Liebe zum Detail zugehen, so wenig Mühe hat man sich bei den Setlist-Karten gegeben. Selbst Sonderkarten wie z.B. der „Guest-Keyboarder“ sind eher hässlich geraten... Das Verstärker-Tableau hingegen ist toll und stimmig, wenn auch etwas fummelig mit den doch sehr kleinen Plättchen. 

Die Seelensteine erschließen sich mir nicht ganz... ich habe das Gefühl, man wollte den Backern unbedingt Stretch-Goals bieten und da macht es sich ja dann immer gut, mit haptischen Spielereien zu locken. Für mich in diesem Fall zu gewollt, kleine Meeples oder Plättchen mit verschiedenen Völkern, hätten es auch getan.


Auch das Spiel ist für mich nur als solide zu bezeichnen. Es artet schnell in einfaches Abspielen von passenden Setlist Karten aus und gravierend große Veränderungen lassen sich nur selten umsetzen, so dass eine deutliche Führung zu Beginn, sich kaum oder nur sehr schwer einholen lässt. Und so hat man eigentlich nach 1-2 Runden alles schon gesehen, die Varianz in den Setlist-Karten ist gering und allein die Power-Karten bieten ein wenig Abwechslung. Es ist wirklich schade, dass hinter diesem doch recht ungewöhnlichen Thema, leider ein recht eintöniges Spielerlebnis steckt. Ein wenig spannender und lustiger wird es erst bei 4-5 Spielern, aber das dann auch nur als kleines Spielchen zwischendurch, wobei sich 8-10 Runden auch ziemlich ziehen können. Spaß für eine schnelle Runde: Ja. Spaß auf lange Sicht: Nein.

Als kleines Schmankerl gibt es auch noch ein Mikro-Kartenspiel mit insgesamt 10 Karten und 6 Plättchen. Lords of Rock: Mosh Pit! Passend zu den Konzerten, will man bei diesem Spiel nun die Fan-Gruppe seines Pantheons direkt vorne und mittig vor die Bühne platzieren. 


Jeder Spieler wählt verdeckt ein Plättchen und erfährt damit, welches Pantheon man vertritt und somit auch welche Fan-Gruppe man nach vorne bringen muss. Nebst den 6 Pantheon-Fan-Gruppen, gibt es noch 3 allgemeine Fan-Gruppen, die keinem Pantheon angehören.

Die Stage-Karte wird ausgelegt und davor kommen verdeckt die 9 restlichen Karten im 3x3 Raster. Wenn man am Zug ist, darf man sich zunächst eine Karte heimlich ansehen und danach eine Karte wählen, umdrehen und die beschriebene Aktion auf der Karte ausführen. Mit Hilfe dieser Aktionen versuche ich nun meine Fan-Gruppe direkt vor die Stage zu bringen. Das Spiel endet sobald alle 9 Karten offen ausliegen.

Ihr seht, wirklich ein kleines und seichtes Spielchen für zwischendurch. Es ist natürlich superschnell erklärt. Als Beilage zum Hauptspiel eine wirklich nette Idee, als alleinstehendes Spiel, natürlich etwas zu wenig, aber es gefällt mir schon fast besser als das Hauptspiel. Wahrscheinlich gerade, weil ich mir nicht viel versprochen habe, bin ich doch positiv überrascht, denn es macht schon Spaß, dem Gegner seinen sicher geglaubten Sieg kurz vor Ende wegzuschnappen. LoR: Mosh Pit würde ich als Absacker oder Einsteig eher mal auf den Tisch bringen, als Lords of Rock selbst.

Schade, dass mich das Spiel nicht wirklich mehr fesselt, denn Potential hat es bestimmt. Aber gerade in Anbetracht, der reichlichen Konkurrenz, vermag Lords of Rock nicht wirklich zu überzeugen.
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Lords of Rock von Dave Killingsworth
Erschienen bei SolarFlare Games
Für 2 bis 5 Spieler in ca. 30 Minuten
Boardgamegeek Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier SolarFlare Games)