13.07.2019

Hochspannung


Es gibt ja Kartenklassiker, die irgendwie jedem ein Begriff sind, die aber oftmals nicht in die aktuelle Playlist schaffen. Für mich ist ein solcher Klassiker Ligretto. Schnell, hektisch, irgendwie kennt’s jeder, und hat man erstmal ein paar Runden gespielt (was durchaus Spaß macht), hat man aber wieder für die nächsten Jahre genug davon. Woran das liegt, kann vielfältige Gründe haben. Manchen ist es vielleicht zu hektisch, anderen zu langweilig, wieder anderen fehlt vielleicht der Tiefgang. Für letzte Gruppe hat Amigo mit Hochspannung vielleicht eine Lösung in petto. Worum geht’s da also?


Die Karten werden gemischt und zu gleichen Teilen an die Spieler ausgeteilt. Die letzte Karte wird offen in die Tischmitte gelegt. Von seinem Stapel zieht nun jeder vier Handkarten. Und los geht’s: Alle Spieler versuchen nun gleichzeitig ihre Karten loszuwerden. Dafür müssen sie die Multiplikationsaufgabe der ausliegenden Karte schnell lösen und eine Zahl aus dem Ergebnis ablegen. Beispiel: steht auf der liegenden Karte 3 x 5, kann eine 1 oder eine 5 abgelegt werden. Die abgelegte Karte stellt ihrerseits eine neue Multiplikationsaufgabe, die es zu lösen gilt. Hat man nichts passendes, darf man jederzeit eine weitere Karte vom eigenen Stapel ziehen. Wer als erstes keine Karten mehr hat, gewinnt. Für’s bessere Balancing hat jede Karte dabei nicht nur eine, sondern zwei Zahlen abgedruckt. Dies erschwert natürlich etwas den Überblick, scheint aber auch gewollt zu sein, denn die Karten kommen noch dazu in sämtlichen Farben des Regenbogens daher.


Da eine Runde entsprechend schnell rum ist, bietet es sich an (und wird auch innerhalb der Regeln angeboten), die übrigen Handkarten als Minuspunkte zu notieren und einfach mehrere Runden zu spielen. Wer am Ende die wenigsten Minuspunkte auf dem Konto hat, gewinnt.
Das Spiel lässt sich zudem noch mit dem Spiel „Unter Spannung“ kombinieren und es werden eigene Regeln dafür mitgeliefert. Da wir „Unter Spannung“ jedoch nicht besitzen, konnten wir dies leider nicht testen.


Was bleibt als? Ein Ligretto-Abklatsch mit Multiplikations-Erweiterung? Jein. Hochspannung vermittelt ein ähnliches Stressgefühl und kann mitunter genauso hektisch und frustrierend sein, wie der Klassiker. Die Sache mit der Multiplikation erfordert jedoch eine völlig andere Hirnleistung. Und da liegt ein wenig der Knackpunkt: Erwachsene haben mit dem Spiel viel Spaß, da es durchaus fordernd (wenn auch nicht schwer) ist, ganz schnell von 4x8 auf 7x9 auf 4x7 umschalten und dann auch noch die jeweils passenden Zahlen auf der Hand suchen zu müssen. Grundschüler unter sich können das Spiel ebenfalls gut spielen (die Altersempfehlung 10+ ist da eigentlich schon zu hoch gegriffen!), da sich das Tempo hier automatisch etwas entschleunigt. Als Familienspiel taugt es allerdings nicht wirklich, außer man hat ein kleines Mathegenie in der Familie oder die Kinder sind alt genug, um das kleine 1x1 im Schlaf hinunterbeten zu können. Ansonsten aber wie immer, ein wirklich schickes kleines Fillergame, dass die Altherrenrunde mal etwas aufwecken kann.

Ein letztes Wort zu den „Komponenten“: Amigotypisch finden wir eine kompakte, gut geschriebene Anleitung und qualitativ hochwertige Karten mit zweckentsprechendem Design. Hier gibt es wie immer nichts zu meckern!

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Hochspannung von Maureen Hiron
Erschienen bei Amigo Spiele
Für 2 bis 6 Spieler in ca. 20 Minuten


sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Amigo Spiele)