21.08.2019

Draftosaurus


Was braucht man eigentlich, um ein spassiges gutes Spiel zu bekommen. Die Antwort lautet: Nicht viel. Draftosaurus kommt mit einer kleinen Schachtel, einer Hand voll Pappteilen, einem Holzwürfel und einem Stoffsäckchen voller bunter Holzdinosaurier. Richtig gelesen. Holzdinosaurier. Ist das das Verkaufsargument Nummer 1? Ich meine, ein Hingucker sind sie schon. Pinke, grüne, rote, blaue, gelbe, orangene Holzdinos in ganz unterschiedlichen Formen. Triceratops, Tyrannosaurus Rex und wie sie alle heißen. Ich erwische mich unweigerlich, wie das Kind in mir angesprochen wird. Der Aufforderungscharakter ist enorm.

Das Spielprinzip in Draftosaurus ist simpel und zugleich elegant. Nichts neues um ehrlich zu sein, aber es läuft wie eine gut geschmierte Maschine. Reihum draften wir einen Dino aus der Hand, die wir ursprünglich mal aus dem (ein wenig klein geratenen) Stoffsäckchen gezogen haben, und geben die restlichen an unseren Sitznachbarn weiter. Den gezogenen Dino platzieren wir im Dinozoo vor uns, um am Spielende möglichst viele Siegpunkte zu bekommen. 


In ein Gehege dürfen nur identische Dinos, in eins nur unterschiedliche. Im Liebesnest dürfen nur Pärchen rein, auf der einsamen Insel nur ein Unikat usw. Grundsätzlich gilt, dass jeder Dino in einem bestimmten Gehege bestimmt viele Punkte bringt. So muss ich in jeder Runde z. B. abschätzen, ob ich wohl möglichst viele blaue bekomme, um mein Gehege mit den identischen möglichst voll zu machen, oder ob vielleicht ein Mitspieler bereits einige blaue Dinos in seinem Zoo untergebracht hat; ergo die Wahrscheinlichkeit, dass sie bei mir nochmal im Draft ankommen recht gering ist.
Um die Platzierungsregeln noch ein wenig einzuschränken, kommt der Regelwürfel ins Spiel, der vor jedem setzen durch den aktiven Spieler geworfen wird. Der gibt zusätzlich an, wo die Dinos nun gesetzt werden müssen. Auf der linken Flusseite, im Wald, in ein leeres Gehege etc. Nicht an diese Regel muss sich der aktive Spieler halten, was durchaus eine willkommene taktische Freiheit im engen Setzkorsett ist.


Das wars? Im Grunde schon. Draftosaurus ist in 2 Minuten erklärt, in 10 Minuten gespielt und es bleibt nie bei nur einer Partie. Zu faszinierend ist die Einfachheit der Regeln und die Schönheit des Materials. Die quietschbunten Dinos sind nicht nur absolute Sympathieträger aus der Kindheit, sondern erinnern auf dem Brett auch unweigerlich an eine bunte Mischung Süßigkeiten. Nach jeder Partie will man unweigerlich andere Wege zum Highscore ausprobieren, denn in einer Partie kann man nie auf alle Gehege gleichzeitig gehen. Setze ich z. B. dieses Mal auf den T-Rex, der zwar Bonuspunkte bringt, aber am Ende den Tiebreaker gegen mich entscheidet?

Hat man erstmal den Zoo ausgiebig gefüllt, kann man auf der Rückseite auch noch einen alternativen Winterzoo ausprobieren, der mit leicht komplexeren Gehegen daherkommt und einen Tick mehr Taktieren zulässt. In unseren Runden blieb es dann aber schlussendlich immer bei der Sommerseite. Draftosaurus spielt sich locker, sieht gut aus und zeigt mal wieder, dass es nicht immer neue nie dagewesene Mechanismen braucht, um ein Spiel mit echtem Suchtfaktor zu generieren. Die Interaktion bleibt dabei auch nicht auf der Strecke. Ich muss nämlich nicht nur den eigenen Zoo managen, sondern muss auch die Konkurrenz im Blick haben, um abschätzen zu können, welche Dinos vermutlich im Draft liegen gelassen werden. Große Empfehlung!

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Draftosaurus von Antoine Bauza, Corentin Lepra, Theo Riviere und Ludovic Maublanc
Erschienen bei BoardgameBox
Für 2 bis 5 Spieler in ca. 15 Minuten
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier BoardgameBox)