09.12.2019

Star Wars: Outer Rim


Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis... Oh nee, bitte nicht noch ein Star Wars Spiel!! Jaaa, Star Wars ist und bleibt das Beste, es kann nicht genug geben!

Na, zu welcher Fraktion gehört ihr? Ich muss gestehen, ich bin ein Star Wars Fanboy und freue mich tatsächlich über jedes Star Wars Spiel mit erwachsenem Ansatz (also nicht Looping Chewie...). Rebellion und das LCG halten mich bis heute noch im Bann und kommen immer mal wieder auf den Tisch. X-Wing, Armada und Legion sind sicherlich interessant, aber mein Portemonnaie hat bisher die Freigaben verweigert. Nun geht es also in den Outer Rim und sind wir doch mal ehrlich, ist das nicht der Teil von Star Wars, den wir so lieben? Kopfgeldjäger, Schmuggler, zwielichtige Kreaturen... schauen wir doch mal was wir im Outer Rim so finden.

Das Spiel ist für 1-4 Spieler ab 14 Jahren (kann nur am Thema liegen, nicht an der Mechanik) und eine Partie dauert mindestens 2 Stunden...


[MATERIAL]

Spiele von Fantasy Flight Games sind Segen und Fluch zugleich. Die Qualität der Marker, Karten und der Double-Layer-Boards ist gut und zeigen keine Mängel, aber wie bei FFG so üblich gibt es absolut keine Sortierhilfe. Kaum Tütchen, der bekannte Einsatz, der einem absolut nichts bringt und das war es! Wenn man sich also nicht selbst behilft, klödert alles in der Box herum und bevor man ein Spiel beginnt, darf man erstmal mehrere Minuten lang sortieren. Liebes FFG-Team, liebes Asmodee-Team: überdenkt diese Politik! In der heutigen Zeit muss das nicht mehr sein! Ich weiß FFG entscheidet hier deutlich mehr, aber als Asmodee sollte man auch gewissen Einfluss ausüben können.

Illustrationen sind thematisch und sehr schön umgesetzt. Nochmal hervorheben möchte ich die Double-Layer-Boards, die einem guten helfen und zeigen, dass FFG schon mitbekommt, was Spieler mittlerweile erwarten. Alles in allem ist der Aufbau allerdings etwas fummelig, nicht nur durch fehlende Hilfen. Es gibt eine Menge Marker und Karten, die verteilt werden, was einiges an Zeit in Anspruch nimmt. 

[ABLAUF]

Zu Beginn einer Partie wählt jeder Spieler, eine bekannte Figur aus dem Star Wars Universum, wobei hier thematisch auf Schmuggler und Kopfgeldjäger wert gelegt wurde. Für Fans der Serie: folgende Charaktere gibt es: Han Solo, Lando Calrissian, Boba Fett, Jyn Erso, Bossk, IG-88, Ketsu Onyo und Doctor Aphra.

Dazu passend erhält man ein Papp-Standee sowie eine Charakterkarte. Jeder Charakter hat spezielle Fähigkeiten und ein persönliches Ziel. Durch erreichen des Ziels wird die Charakter-Karte auf die andere Seite gelegt und man erhält meist eine weitere Fähigkeit. Die Charakter-Karte gibt auch vor mit welcher Datenbank-Karte der Charakter beginnt. Diese gibt es z.T. mehrfach, ist dies der Fall, werden die gleichen gemischt und zufällig eine gezogen. Die Datenbank-Karten zu Beginn geben uns vor, auf welchem Planten wir starten und welchen Auftrag wir zu Beginn vorliegen haben. Neben dem Spielerboard gibt es noch ein Start-Raumschiff. Achtung: dies ist beidseitig bedruckt und man kann die Seite selbst wählen, es gibt hier geringe Unterschiede in den Werten.


Den genauen Ablauf werde ich nun etwas grober zusammenfassen, denn alles im Detail zu erklären, würde den Rahmen sprengen. Ziel des Spiels ist es als erster 10 Prestige-Punkte zu sammeln und damit das Spiel zu beenden. Prestige-Punkte erhalten wir durch erfüllen von Schmuggel- oder Kopfgeldaufträgen, aber vorsicht im Weltall patrouillieren Raumschiffe der Hutts, des Syndikats, des Imperiums und der Rebellen und je nach dem wie gut ich mich mit diesen Gruppen verstehe, kann es zu folgenschweren Begegnungen kommen.

Ist ein Spieler an der Reihe gibt es genau drei Schritte abzuhandeln:

1.) Planungschritt: hier wähle ich, ob ich mich bewegen, allen Schaden regenerieren oder 2.000 Credits (die Währung im Spiel und in der Welt von Star Wars) erhalten möchte. Ich kann nur eine Option wählen. 

2.) Aktionsschritt: ich darf so viele Aktionen ausführen, wie in der Lage bin. Ich kann mit anderen Spielern auf dem gleichen Feld handeln. Befinde ich mich auf einem Planeten kann ich den Markt nutzen und eine Karte von den verschiedenen Marktstapeln kaufen. Es gibt u.a. neue Aufträge, Ausrüstungen, Frachten und sogar neue Schiffe! Aber Achtung: viele Marktkarten führen dazu, dass Patrouillen sich auf euch zu bewegen! Zu guter Letzt kann ich in diesem Schritt auch meine Aufträge erfüllen und die Fracht bzw. den Gefangenen abliefern. 


3.) Begegnungsschritt: Ich spreche in meinen Rezensionen gerne vom Herzstück eines Spiels und das ist nun im Begegnungsschritt der Fall. Ich hab nun die Auswahl eine von verschiedenen Begegnungsoptionen zu wählen. Ich kann eine Begegnung mit einer Patrouille durchführen, mit einem Feld auf dem ich mich befinde (Planeten oder Springpunkte) und mit (zu Beginn verdeckten) Kontakten auf Planeten.

Begegnungen werden im Grunde immer in Form von Würfelproben abgehandelt. Bei Patrouillen nennt sich das dann Schiffskampf, aber im Grunde ist es auch eine Würfelprobe. Geworfen wird mit W8-Würfeln, es gibt leere Seiten, Seiten mit einem Auge (Fokus), Treffer und kritische Treffer. Bei manchen Proben hilft es wenn wir bestimmte Fähigkeiten haben, dies wir dann in der jeweiligen Probe genannt und schimpft sich im Allgemeinen "Kompetenzproben". Je nach meiner Kompetenz ist das erfüllen der Probe deutlich leichter.

Als Herzstück des Spiels sehe ich es, weil es Geschichten erzählt. Führe ich z.B. eine Begegnung auf einem Planeten aus, ziehe ich eine Karte vom passenden Planetenstapel und erfahre was mir nun auf diesem Planen widerfährt. Entweder hat diese Karte schon eine Probe für mich oder ich werde angewiesen eine vorgegebene Datenbankkarte zu nehmen und dort kann es zu ganzen Abhandlungen von mehreren Proben kommen. Es werden also relativ viel Würfel geworfen.

In den Begegnung kommt es, wie erwähnt, auch zu Kämpfen, sei es am Boden oder mit den Raumschiffen. Hier werden ebenfalls Würfel geworfen und die Anzahl der Schäden verglichen. Schäden vom Gegner erhalte ich als Treffer-Marker und übersteigt diese meine Max-Vorgabe (Hülle oder Ausdauer), muss ich im nächsten Planungsschritt auf jeden Fall regenerieren. 


Was möchte ich noch erwähnen? Durch Begegnungen mit Kontakten kann ich entweder auf potentielle Geisel-Opfer treffen oder auf potentielle Crew-Mitglieder, so versteckt sich z.B. Chewbacca in diesen Kontakten.
Viele Aktionen haben auch einen Einfluss auf den Ruf bei den vier Fraktionen im Spiel, was wiederum Einfluss auf manche Proben oder in meiner Bewegung hat. Treffe ich nämlich in einer Bewegung auf eine Patrouille bei der ich schlechten Ruf habe, kommt es auf JEDEN FALL zu einer Kampf-Begegnung! Auch in den vielen Begegnungskarten wird immer wieder Bezug zu eurem Ruf mit bestimmten Fraktionen genommen. 

Durch erfüllen von Jobs, Frachtaufträgen und sonstigen Ereignissen sammeln wir Prestige und wie eingangs erwähnt, gewinnt der Spieler, welcher zu erst 10 erreicht hat und somit als berüchtigtster "Halunke" der Galaxie gilt.

Das war jetzt alles recht stark zusammen gefasst, aber ich denke ihr habt daraus dennoch einen guten Eindruck gewinnen können, um welche Art von Spiel es sich hierbei handelt.

[FAZIT]

Puuuh, keine Frage! Star Wars Outer Rim wird die Spielegemeinschaft spalten, da bin ich mir recht sicher. Mechanisch gesehen ist das Spiel doch recht dünn. Wir bewegen uns über den Spielplan und erfüllen dann verschiedenste Arten von Würfelproben. Das war es auch mehr oder weniger. Ganz viel hängt dabei auch noch vom Glück ab. Befindet sich zufällig die gesuchte Person direkt neben meinem Planeten, puh Glück gehabt, dann wirst du ihn auch schnell geschnappt bekommen. Aber mit Pech suchst du das halbe Spiel lang eine Person, während andere Spieler schon fünf weitere Aufträge abarbeiten konnten. 


Es sind halt viele Komponenten zufällig: Kontakte, Begegnungen, Verteilung der Aufträge und Marktobjekte. PLUS jede Menge Würfelproben. 

Ich spüre schon beim schreiben, dass die Eurogame-Fans langsam Schnappatmung bekommen und sich fragen, wieso so ein Spiel überhaupt existieren kann. Klare Antwort: STAR WARS! Ja, so einfach kann es sein, denn als Star Wars Fan stört man sich an diesen Punkten deutlich weniger. Zumindest geht es mir so. Natürlich kann man Star Wars Fan sein und sich trotzdem an Glücksfaktoren stören, aber ihr wisst, glaub ich, was ich meine. 

Outer Rim schafft es eine Geschichte im Star Wars Universum zu erzählen und wenn man sich darauf einlässt, kann das eine Menge Spaß bringen. Und anders als bei Rebellion, Imperial Assault oder dem LCG gehen wir hier nicht im Regel-Klein-Klein unter, was ich ehrlich gesagt, auch mal ganz erfrischend finde. Gerade der Aspekt, dass man nicht soo viel grübeln muss, ist für mich ein Argument es auf den Tisch zu bringen. Und immer noch: ich liebe die Emotionen von geglückten oder missglückten Würfelwürfen! Ja, es stört bei Spielen in denen ich stundenlang etwas aufgebaut habe und dann nur durch so einen Wurf alles entschieden wird. Sehe ich genau so! Aber hier merkt man sofort, dass es zu einer Würfelschlacht kommen wird und wenn einem das vorher bewusst ist, kann man sich darauf einstellen.

Was mich sonst etwas stört ist die Länge des Spiels. Zwei Stunden ist alles in allem etwas zu viel, aber dem kann man Abhilfe schaffen und ein niedrigeres Ziel vorgegeben. Also für mich bleibt es ein wirklich spaßiges Spiel, gerade für Star Wars Fans. Allen Optimierern und Eurogame-Spielern sei geraten Abstand zu nehmen, denn es würde euch eh nur frusten. Fragt sich aber ja doch: wo bleibt das Gaia Project im Star Wars Gewand?!

Ach ja Tür und Tor für Erweiterungen sind natürlich offen, aber haben wir es bei FFG anders erwartet?

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Star Wars: Outer Rim von Corey Konieczka
Erschienen bei Fantasy Flight Games
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 145 Minuten
Boardgamegeek-Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Fantasy Flight Games)