01.05.2020

A War of Whispers


Fünf Häuser kämpfen in einer Fantasiewelt um Einfluss und Ländereien. Das Volk mit dem Wolfsbanner kämpft sich aus dem eisigen Norden gen Süden, die Löwen verteidigen hoheitlich ihre Mitte und ein Volk, dessen Banner ein Pferd ziert, fällt aus seinen weitläufigen Landen von der Seite ins Reich ein.

Klingt nach der Einleitung zum neusten Game of Thrones Brettspiel? Fast. A War of Whispers eroberte mein Spielerherz genau so rasend, wie es die TV-Serie des geistigen Bruders damals tat – aber ganz ohne schreckliches Ende, sondern vielmehr mit dem guten Gefühl noch eine Runde dranzuhängen.

„Game of Thrones in 60 Minuten“. So oder so ähnlich könnte man das Spielgefühl von A War of Whispers in Kürze beschreiben. Fünf Häuser kämpfen um die Vorherrschaft im Land. Wir selbst sind dabei die Personen im Schatten, die wie Marionettenspieler versuchen die Häuser zu unseren eigenen Gunsten zu beeinflussen. Dabei spielen unsere zu Beginn einer Partie zufällig zusammengewürfelten Vorlieben zu den einzelnen Häusern eine bedeutende Rolle. Während Spieler A versucht die Pferdelords am Spielende zu möglichst vielen Städten zu verhelfen, muss Spieler B vielleicht gerade das verhindern. Da kein Spieler vom jeweilig anderen Spieler weiß, wen er denn nun ganz vorne haben will, entwickelt sich eine herrliche Dynamik von Bluff und Gegenbluff.


A War of Whispers spielt sich dabei äußerst flott. In bester Worker-Placement-Manier besetzen wir in jeder der vier Spielrunden mit unseren Agenten Posten in den jeweiligen Gremien, die im Anschluss nacheinander abgehandelt werden und somit unmittelbaren Einfluss auf das Brett und den Spielverlauf ausüben. So werden Armeen produziert, über die Karte verschoben und Städte eingenommen. Der Kampf unter den Häusern wird dabei ganz simpel ausgetragen. Einzelne Truppen werden einfach gegenseitig vom Brett genommen. Diese simple Mechanik verkrampft das Spiel an dieser Stelle nicht unnötig, da die eigentliche Partie A War of Whispers eher im Großen und Ganzen liegt. Welches Volk nimmt welche Regionen ein. Ein klein wenig fühlt man sich da schon wie ein General im Krieg.

Ein spannendes Zusatzelement im Spiel sind die Aktionskarten, die man auf bestimmten Plätzen des Worker-Placement-Teils erhält. Diese biegen und brechen diverse Regeln des Spiels und sind unheimlich mächtig, da sie bestimmte Spielsituationen völlig auf den Kopf stellen können. Hat man aber erstmal alles gesehen und weiß, was auf einen zukommen kann, entwickelt sich dieses Element schnell zu einem weiteren taktischen Element im ohnehin bereits tollen Konzept.


A War of Whispers ist locker eins der Highlights der letzten Zeit. Die große Stärke ist meiner Meinung nach die angenehme Spieldauer und die zwar reduzierten aber auf den Punkt gebrachten Mechanismen, die auch nach mehreren Partien noch umfassende Möglichkeiten zum grübeln und ausprobieren bieten. Da wäre z. B. nicht nur die feste Abhandlungsreihenfolge der Häuser, sondern auch das Tauschen der Sympathietokens nach den Runden und noch vieles mehr. Einziger Schwachpunkt sind die Materialien, die leider während der Kickstarterkampagne nicht vollständig finanziert wurden. Somit wirkt die Basisvariante für ihren Preis sehr teuer und die Deluxe-Variante eher wie eine halbfertige Version. Besonders ärgerlich sind die spielerisch hoch wichtigen, aber auf der Karte kaum sichtbaren, Farmen und Türme. Da wird aber sicherlich die Reprint-Kampagne Abhilfe schaffen. Der spielerische Eindruck wird dadurch aber keinsfalls getrübt. Empfehlung!

Will ich ein ähnliches Spielgefühl nur deutlich umfangreicher, dann greife ich zum A Game of Thrones Brettspiel von Fantasy Flight Games. Will ich ein ähnliches Spielgefühl mit ebenso interessanten Entscheidungen als Schattengremium, dann sollte ich mir auch mal Dogs of War von CoolMiniOrNot ansehen.

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A War of Whispers von Jeremy Stolzfus
Erschienen bei Starling Games
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 60 Minuten ab 14 Jahren
Boardgamegeek Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Starling Games)