01.04.2020

Die Inseln im Nebel


Die Flamme über unseren Köpfen rauscht beständig und erwärmt die Luft in der gigantischen Ballonhülle. Wenn sie dann doch einmal schweigt, gleiten wir lautlos durch die Lüfte. Unter uns erkennen wir mit etwas Mühe die Umrisse einer Insel. Doch was sich genau auf dieser befindet vermag niemand direkt zu sagen, da die Insel in schwere Nebelschwaden gehüllt ist. Auf einmal tut sich was! Der Nebel beginnt sich zu lichten und durch unsere Okulare erkennen wir eine traumhafte Berglandschaft. Doch nachdem uns der Wind stark nach Südwesten abgetrieben hat, verändert sich auch die Landschaft schlagartig. Unter uns erstrecken sich nun unweiten von Sand. Eine Wüste, soweit das Auge reicht. Da nun hier der Wind recht zaghaft ist, sind wir auf die balloneigene Energie angewiesen, um auch den Norden der Insel erkunden zu können. Auf geht’s! Wir haben noch viel zu entdecken!


In Die Inseln im Nebel erkunden zwei bis vier BallonfahrerInnen eine eigene, im Nebel liegende Insel. Erdacht von Volker Schächtele, veröffentlicht von Schmidt-Spiele, bringt uns Die Inseln im Nebel eine Mischung aus Entdeckungs- und Puzzle-Spiel. Indem man mit seinem Ballon über die Insel fährt (Ballonfachsprache!), kann man Landschaftsplättchen platzieren und durch gutes Platzieren letztlich die meisten Punkte machen. Denn in welchem Spiel geht es auch mal nicht um Punkte. Die Schwierigkeit besteht nun darin, dass der Wind, zufällig durch einen Würfel bestimmt, einem immer wieder einen Strich durch die Rechnung machen kann und den Ballon schnell mal ans andere Inselende bläst. Um das zu verhindern, muss man die Energie seines Ballons weise nutzen, um schließlich an den richtigen Stellen zu stehen, wo die Landschaftsplättchen für mich die meisten Punkte bringen.


Hält man die Box in den Händen, fällt zunächst das traumhaft schöne Cover auf. Hier hat man sich wirklich Mühe gegeben und das Flair einer Ballonfahrt eingefangen. Die Qualität derselben und des Materials bewegt sich im gesunden Mittelfeld. Box und Pappteile sind etwas dünn, aber auch nicht zu sehr. Hingegen zu loben sind die schönen Holzspielsteine. So gibt es beispielsweise tolle Holzwürfel mit eigenen Symbolen oder kleine Holzballons, mit denen man über seine Insel fährt. 

Auch sind dem Spiel direkt Erweiterungen, hier Module genannt, beigefügt. So betrachtet sich das Grundspiel als Modul eins, in welchem man schlicht über die Insel fliegt und sie entdeckt. Im zweiten Modul kommt ein sogenannter Wolkenhafen hinzu, in dem man gesammelte Landschaftsplättchen tauschen kann und somit eine größere Auswahl bekommt. Im dritten Modul spielen dann noch spezielle Gebäude eine wichtige Rolle, welche besondere Fähigkeiten bringen oder einfach ordentlich Punkte.


Gerade diese Module sind recht schön, erhalten den Spielwert und gleichzeitig erleichtern sie den Einstieg. Denn mit Modul eins befinden wir uns irgendwo zwischen Familien- und Kennerspiel, mit Modul drei wird es dann jedoch schon etwas umfangreicher. Die Regeln an sich sind nicht wirklich schwer, jedoch etwas kleinteilig, gerade was die Bedingungen des Fahrens mit und gegen den Wind betreffen. Hierbei ist es von Vorteil, das Spiel erklärt zu bekommen und es sich nicht selbst zu erarbeiten. 

Wenn es dann auf dem Tisch ist, macht es Spaß. Es ist schön, mit dem Ballon die Insel zu erkunden und Plättchen zu legen. Mich hat dabei stellenweise eine tiefe Befriedigung erfüllt. Es gibt auch fast kein hektisches Gegeneinander, außer beim Wegschnappen der Plättchen. Letztlich bin ich für eine gute Kombination meiner Landschaften verantwortlich. Dabei kann mir eigentlich nicht reingepfuscht werden. Den einen mag das stören, wieder andere empfinden es als schön, dass muss jeder selbst beurteilen. 


Interessant an diesem Spiel ist vor allem der Verlag: Schmidt-Spiele. Wie schon mit Tavernen im Tiefen Thal, stechen auch Die Inseln im Nebel sehr aus dem sonstigen Kindersortiment heraus. Das mag den Verlag wohl für manchen Erwachsenen wieder interessanter machen. Ich denke, dass wir gespannt sein dürfen, was es von Schmidt-Spiele in den nächsten Jahren zu entdecken gibt.

Alles in allem sind Die Inseln im Nebel schön. Es ist ein unaufgeregtes, seichtes Kennerspiel, in welchem einem maximal die Haare vom Winde verweht werden.


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Die Inseln im Nebel von Volker Schächtele
Erschienen bei Schmidt Spiele
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 60 Minuten ab 10 Jahren
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Schmidt Spiele)