06.04.2020

Miyabi


Japaner sind bekannt für ihre toll gestalteten Gärten, die fast schon wie Kunstwerke angelegt werden. In Miyabi übernehmen wir nun die Rolle eines Gärtners, der die Miyabi-Gartenkunst am punkteträchtigsten umsetzen möchte. Wie man sich denken kann, handelt es sich dabei um ein Legespiel aus dem Hause HABA für 2-4 Spieler ab 8 Jahren. Auch der Autor ist kein Unbekannter mit Michael Kiesling, der u.a. mit Azul zuletzt für Furore sorgte. Ob auch dieses Legespiel aus seiner Feder etwas taugt, schauen wir uns nun genauer an.

[MATERIAL]

HABA scheint mehr und mehr zu versuchen, dass die Spielmaterialien einen natürlich, nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Die Garten-Spielpläne bestehen aus dickerem Öko-Papier, woran man sich erstmal gewöhnen muss. Pappe hätte mir, glaube ich, besser gefallen. Ansonsten gibt es noch jede Menge Tetris-artige Pappteilchen und hübsche Laternen-Meeple. Die Qualität hiervon ist gut und macht einen hochwertigen Eindruck. Für eine enthaltene Mini-Erweiterung gibt es Frosch-Marker, die wiederum etwas billig daher kommen und zum Teil schon den Druck vermissen lassen.
Alles in allem also eher durchschnittliche Performance was das Material angeht. Die Optik hingegen ist hübsch und stimmig, mehr aber auch nicht.


[ABLAUF]

Zunächst sortiert man die Pappteilchen nach Ihrer Form bzw. Farbe (auf der Rückseite), je nach Spieleranzahl kommen jeweils zum Start einer neuen Runde, in unterschiedlicher Anzahl davon welche in die Mitte. Nebst den farbigen Rückseiten, haben die Teile auf ihrer eigentlichen Seite Wiesen und jeweils ein Gartenbestandteil, wie z.B. Karpfenteiche, Hibiskusbüsche oder Sträucher.
Auf den Gartenplänen finden wir ein Raster, in der jede Reihe für eines dieser Gartenbestandteile vorgesehen ist. Über jede Spalte stellen wir unsere Laternen-Meeple. 

Der aktive Spieler darf sich ein Plättchen aus der Mitte aussuchen und dieses in sein Garten legen. Natürlich sind dabei ein paar Regeln zu beachten. Das Quadrat mit dem Gartenbestandteil muss in die dafür vorgesehene Reihe platziert werden. Da man im Laufe der Partie auch stapelt, muss gesichert sein, dass die komplette Fläche einen Untergrund hat und keine Lücken aufweist. Danach setzt man einen seiner Laternen-Meeple an den oberen Rand der Spalte in der sich das Quadrat mit dem Gartenbestandteil befindet. Je Runde darf jede Spalte nur einmal verwendet werden. 


Direkt nach dem Setzen, gibt man sich sofort Punkte für dieses Teil und multipliziert dabei die Höhe des Plättchens mit der Anzahl des Gartenbestandteils auf diesem Plättchen. Ein Beispiel: Ein Karpfenteich mit 3 Fischen in der 3. Ebene bringt 9 Punkte. 
Für jedes dieser Gartenbestandteile gibt es noch ein Punkteplättchen, welches man erhält, wenn man zuerst dieses in die fünfte Ebene gebracht hat. Diese Punkte kann man sich dann sofort geben. Ist man nicht in der Lage ein Plättchen in seinem Garten unterzubringen, ist die Runde für denjenigen sofort beendet. 

Zum Start einer neuen Runden füllt man die Auslage der Plättchen wieder auf und setzt seine Laternen-Meeple zurück, der Startspieler wandert weiter und weiter geht's. Nach der vorgegebenen Anzahl an Runden, gibt es dann noch eine Endwertung. Bei dieser wird in jeder Reihe geprüft, wer die höchste Anzahl dieses Bestandteils in seinem Garten sichtbar untergebracht hat. Die Spieler mit den meisten und mit den zweitmeisten erhalten dann Punkte, der Rest geht leer aus. Klar, der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt das Spiel.


In der Box enthalten sind auch schon kleine Erweiterungen. Drei davon erweitern schlichtweg die Endwertung, so bekommt man dann u.a. noch Punkte für die größte Gruppe an Gartenbestandteilen oder für die größte leere Wiesenfläche. Spielerisch eingreifen tun die Erweiterung "Zen-Garten" und "Der Frosch". Beim Zen-Garten gibt es noch weitere Plättchen, die man nehmen darf, auf diesen darf aber nicht gestapelt werden und man erhält Punkte, sobald diese einmal komplett von anderen Plättchen umschlossen wurden. Der Frosch ist ein kleiner Holz-Marker, welcher auf einem frei gewählten Feld im Garten startet und in jedem Zug ein Feld bewegt werden darf. Er darf aber nur auf der gleichen oder eine Ebene höher bewegt werden. Nicht runter! Punkte erhält man, wenn er eine neue Ebene erreicht. Auch der Frosch darf nicht überbaut werden.

Die ingesamt fünf Erweiterungen können beliebig kombiniert hinzugefügt werden.

[FAZIT]

Miyabi ist eindeutig ein Spiel, welches mich positiv überrascht hat. Wahrscheinlich auf der Basis, dass ich nicht viel erwartet habe, auch wenn der Autor Herr Kiesling ist. Aber Miyabi bringt mir Spaß und sogar sehr viel. Kaum ein Spiel habe ich in den letzten Tagen häufiger gespielt. Woran liegt es? Schwer zu sagen. Das puzzlen in diesem Fall ist herausfordernd und man möchte den Mitspieler und sich selbst toppen. Man möchte den bestmöglichsten Weg finden die Teile zu legen und so viele Punkte wie möglich sammeln. Der Ehrgeiz wurde in diesem Spiel bei mir einfach geweckt.


Gerade das mit den Ebenen und Spalten, die man nur einmal je Runden belegen darf, bringen noch einen gewissen Kniff mit sich. Michael Kiesling beweisst einmal mehr, dass er das Genre des Plättchen-Legens bestens beherrscht und immer etwas neues herauskitzeln kann. 
Auch die Möglichkeit der Erweiterungen sind toll und bringen zum Teil ein anderes Spielgefühl mit sich, gerade der Frosch. 

Zugegeben, es ist vielleicht nicht das innovativste Thema und auch die Mechanik ist nichts neues, aber einfach sehr gut umgesetzt. Jede Partie bringt eine neue Spannung mit sich und dauert nicht zu lang, so dass man schnell 2-3 Partien spielt oder Miyabi als Auftakt eines Spieleabends verwendet. 


Ich vermisse allerdings ein wenig die Interaktionen mit den Mitspielern, außer dass man diesen bestimmte Teile wegschnappen kann. Hier hätte ich noch Möglichkeiten gesehen, um den Mitspieler zu ärgern. Das mag nicht jeder, ich weiß, aber als weitere Erweiterung hätte ich es toll gefunden.

Am Ende bleibt ein wirklich sehr schönes Familienspiel, welches Fans von Azul und den Rosenberg-Lege-Spielen zu empfehlen ist. Alle anderen evtl. mal Probe spielen oder gleich die Finger davon lassen.


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Miyabi von Michael Kiesling
Erschienen bei HABA
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 45 Minuten ab 8 Jahren
Boardgamegeek-Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier HABA)