04.05.2020

Alubari: A Nice Cup of Tea


Es gibt Brettspiel-Themen, die schon fast ein eigenes Genre bilden, so z.B. das Thema Züge und Schienenbau. Ein beliebter Vertreter mit diesem Thema in Verbindung mit Workerplacement ist Snowdonia, welches zur Spiel 2019 mit einer riesigen Deluxe-Box ausgestattet wurde. Vom gleichen Autor (Tony Boydell) gibt es nun ein Mash-Up aus Schienenbau und Teeanbau mit dem Namen Alubari: A nice Cup of Tea. Im Original erschienen beim neuen Verlag Studio H und auf deutsch bei den ebenfalls noch recht frischen Leuten von der BoardgameBox. Das Spiel ist für 1-5 Spieler ab 14 Jahren und eine Partie dauert ca. 1-2 Stunden.

[MATERIAL]

Das Spiel bietet eine Menge Material, wie Meeple, Karten, Token und Holzwürfelchen. Dazu gibt es noch ein kleines Säckchen und ein schönes Spielbrett, welches ausgeklappt schön groß ist. Die Qualität ist sehr gut und lässt kaum Wünsche offen.
Die optische Gestaltung ist ebenfalls gelungen, wenn Sie einen auch nicht besonders vom Hocker reißt. Thematisch passt das allerdings alles gut ins Bild. Als echten Hingucker würde ich allerdings die Box selbst bezeichnen, die mir persönlich außerordentlich gut gefällt und im Laden, mich auf jeden Fall ansprechen würde.


[ABLAUF]

Wie eingangs schon erwähnt, handelt es sich bei Alubari um ein Workerplacement Spiel. Wir befinden uns in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und möchten die Darjeeling Himalayan Railway bauen, die Siliguri mit Darjeeling verbindet. Alle zusammen arbeiten hierbei am Schienenverlauf, möchten aber schon den größten Anteil daran haben. Dabei versucht jeder Spieler auch die ertragreichsten Tea Estates zu besitzen.

Das Spiel läuft über mehrere Runden je 5 Phasen und zwar so lange bis die komplette Strecke gebaut wurde oder im 2-Spieler-Spiel ein Spieler keine Besitzplättchen mehr hat.

Die ersten zwei Phasen je Runde sind eher verwaltungstechnisch, in dem wir die Auftragskarten, die ausliegen, auffüllen und das aktuelle Wetter anpassen. Beim Wetter gibt es drei Felder, das unterste zeigt an, welches Wetter für die Runde gilt. Es gibt Sonne, Regen und Nebel. Die oberste, verdeckte Auftragskarte, zeigt an welches Wetter-Plättchen wir auf das oberste Feld legen. Mit jeder Runde wandern die Wetterplättchen ein Feld nach unten.


Das Wetter hat Auswirkungen, wie gut bzw. schlecht kommende Aktionen ausgeführt werden. So bringt Sonnenschein besseren Aushub und mehr Schienenausbau, bei Nebel fallen diese Aktionen hingegen komplett weg. Auch die Tee-Ernte kann dadurch ausgelöst werden.

In Phase 3 werden die Rohstofflagerplätze aufgefüllt, in dem eine bestimmte Anzahl an Rohstoffwürfel aus dem Sack gezogen werden. Es gibt Eisenerz, Stein und Chai. Nebst den Rohstoffen befinden sich auch weiße Ereigniswürfel im Beutel, wenn diese gezogen werden, kommen diese aufs Ereignisrad und die jeweiligen Ereignisse werden ausgeführt. Dadurch kann es passieren, dass Tea Estates, Schienen oder Stationen nicht mehr von Spielern gebaut werden können.

Phase 4 und 5 sind dann das Herzstück des Spiels. Wir platzieren unsere Worker auf die ausliegenden Aktionen. Jedem Spieler stehen nur zwei Worker zur Verfügung. Die Einsatzfelder sind allerdings wirklich rar, zum Teil kann eine Aktion nur von einem Spieler ausgeführt werden und so beginnt der Kampf um die Aktionen in jeder Runde neu. Ebenfalls zu beachten: die Aktionen werden dann von links nach rechts ausgeführt.


Welche Aktionen gibt es ? 

1.) Der Lagerplatz: hier kann ich mir bis zu drei Rohstoffwürfel aus den Lagerplätzen nehmen, allerdings max. 1 Chai je Runde. Belegt man mit dem Worker den letzten Platz auf dieser Aktion wird man Startspieler in der kommenden Runde.

2.) Aushub: basierend auf der Aushub-Leiste darf man die braunen Schuttwürfel von den Tea Estates Karten nehmen. Wurde dabei der letzte Schuttwürfel von einem Feld genommen, darf der Spieler ein Besitzplättchen seiner Farbe auf das Feld legen. Für jedes Feld mit seinem Plättchen erhält man bei der Tee-Ernte mehr Tee.

3.) Die Gießerei: hier kann man bis zu 3 Mini-Aktionen ausführen. Zur Auswahl stehen 3 Eisenerz in eine Schiene zu tauschen, 2 Schutt in 1 Stein bzw. 1 Stein in 2 Schutt zu tauschen.

4.) Schienenbau: je nach Wert der Schienenbau-Leiste kann ich Schienen abgeben. Für jede Schiene, die ich abgebe, kann ich ein Besitzplättchen auf den nächsten Streckenabschnitt legen, dies sind Stadtfelder, einfache Felder und Flussfelder. 


5.) Gebäude bauen: ich kann entweder an Stationen bauen oder ein Betriebsmittel kaufen. Beim Stationenbau stehen mir alle Baufelder bis zum nächsten unbesetzten Flussfeld zur Verfügung. Die verschiedenen Baufelder geben vor, welche Rohstoffe man abgeben muss und welche Boni man erhält. Die Betriebsmittel sind verschiedene Züge, die mir im Spiel Vorteile geben und am Spielende Extrapunkte bringen. Und nur mit einem Betriebsmittel kann ich durch Abgabe von Chai einen dritten Arbeiter bekommen! Achtung: es gibt ein Ereignis, bei dem ich die Wartung der Betriebsmittel bezahlen muss.

6.) Das Postbüro: hier kannst du dir eine der ausliegenden Auftragskarten nehmen. Die Auftragskarten bieten mir im Spiel weitere Aktionen, die ich einmalig nutzen kann, sowie Vorgaben für das Spielende, durch die man weitere Siegpunkte erhält (zB 5 Punkte für je 2 Teeblätter im eigenen Vorrat).

7.) Chaiwala: hier kann ich Teeblätter sammeln oder gesammelte Teeblätter in Chai tauschen. Nebst einem dritten Arbeiter, kann ich auch die vorherigen Aktionen verstärken, wie zb mehr Rohstoffwürfel oder mehr Schienen bauen.

Das Spiel geht, wie bereits erwähnt, dann so lange bis alle Streckenteile gebaut wurden oder im 2-Spieler-Spiel ein Spieler keine Besitzplättchen mehr hat.


[FAZIT]

Auch wenn mich das Material zu Beginn nicht besonders angesprochen hat, gerade wenn man vorher die Schachtel gesehen hat, wurde ich beim Spielen mehr und mehr in den Bann gezogen. Und wow, wie gemein kann dieses Spiel sein?! Also Achtung, wenn ihr sowas nicht mögt, dann lasst die Finger von diesem Spiel, denn hier nimmt man sich eiskalt die Aktionen weg und lässt seine Kontrahenten zum Teil ins Leere laufen. 

Für mich macht genau dieser Teil des Spiels alles aus. Im Kern ist es ein ziemlich klassisches Workerplacement Spiel, aber halt alles wunderbar verzahnt, so dass man immer mehr machen möchte, als man kann. Es will genau überlegt sein, wo ich meinen ersten Arbeiter setze und damit Risiko eingehe, eine andere benötigte Aktion nicht mehr machen zu können. Man muss genau beobachten was die Mitspieler so treiben und sammeln, sei es um diesen ein Schnippchen zu schlagen oder den eigenen Plan zu retten.


Die Interaktion ist trotz des eher trockenen Themas absolut gegeben und das find ich großartig. Nein, wir bauen und ernten nicht allein vor uns hin, wir tun das mehr oder weniger zusammen und dann wieder nicht mehr.
Unterschätzen sollte man auf keinen Fall die Auftragskarten! Hier gibt es keine Begrenzung und zum Spielende kann ich mir die passenden Karten nehmen und wirklich eine Masse an Punkten machen. Auch hier im Auge behalten, welche Aufträge die Mitspieler haben, damit diese am Ende nicht davon ziehen!

Alubari bringt viele tolle Dinge zusammen. Beliebtes Thema mit toll funktionierendem Workerplacement und eine grandiose Interaktion! Ich kann es leider nicht mit Snowdonia vergleichen, da ich das nicht besitze, aber ich denke Fans von diesem Spiel können auch zugreifen, durch die Tee-Komponente und wer es nicht besitzt bekommt mit Alubari auf jeden Fall eine etwas günstigere Alternative.

Wird auf jeden Fall immer wieder auf den Tisch kommen, es macht Spaß und braucht auch keinen ganzen Abend.


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Alubari: A Nice Cup of Tea von Tony Boydell
Erschienen bei BoardgameBox
Für 1 bis 5 Spieler in ca. 75 Minuten ab 10 Jahren
Boardgamegeek-Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier BoardgameBox)