03.06.2020

Pact


Weiterhin bestimmt der Corona-Virus unseren Alltag und leider werden große, ausgiebige Spieleabende immer seltener bzw. sind nicht mehr vorhanden. Spiele zu zweit oder solo werden mehr oder mehr herausgeholt. Auch Pact von Iron Games lässt sich zu zweit spielen oder gar solo, obwohl es eher für größere Gruppen (bis 5) konzipiert wurde. Autor ist Bernd Eisenstein, gleichzeitig Verlagschef. Pact ist quasi ein Spin-Off vom vorherigen Irongames-Titel Pandoria (hier rezensiert), in welchem Goblins eine Welt überfallen hatten. In Pact übernehmen wir nun die Rolle eines Goblinclans, die sich nun ihre neue Welt aufbauen wollen und dafür auch mal ungewollte Verbindungen eingehen müssen.


[MATERIAL]

In der kleinen Schachtel finden wir recht viel, allen voran Karten, in wirklich sehr guter Qualität. Hinzu kommen noch Holz-Meeple in Goblinform. Man kann eine Standardvariante und eine für Fortgeschrittene spielen, wodurch es nötig sein kann, vorher Material auszusortieren. 
Die Optik ist dem Vorgänger Pandoria angepasst und sehr gelungen. Tolle Artworks, die wir auf den Karten finden, gerade bei den Goblins und den Auftragskarten. Manch andere sind eher zweckmäßig, aber das ist ok.
Die Anleitung ist vielleicht ein wenig klein geraten und somit sehr eng beschrieben. Wenn man bestimmte Stellen sucht, kann das hin und wieder dauern. Inhaltlich gibt es aber nichts auszusetzen.


[ABLAUF]

Ich erläutere euch gleich den Ablauf der fortgeschrittenen Variante, da diese quasi nur kleinere Module hinzufügt und das Spiel jetzt nicht grundlegend verändert. 

Aufgabe bei Pact ist es, so viele Aufträge wie möglich zu erfüllen. Diese sind unterteilt in Jahreszeiten und werden vorab getrennt gemischt und in vorgegebener Reihenfolge zusammengelegt, danach werden 4 offen ausgelegt. Aufträge sind dann sowas, wie z.B. “Dynamit erfinden” oder “Schiffbau”. Jeder Auftrag gibt vor welche Goblins man hierfür benötigt, es gibt 6 verschiedene, wie z.B. Schamanen oder Wissenschaftler. 

Zu Beginn erhält jeder 6 Goblins auf seine Hand, wovon er ein offen auf den Tisch legen muss, des weiteren gibt es noch eine offene Auslage mit vier Karten. Bin ich an der Reihe, habe ich nur zwei Optionen: entweder ich nehme mir zwei weitere Goblins (entweder vom verdeckten Nachziehstapel oder von der Auslage) ODER ich spiele bis zu 3 Goblins von meiner Hand aus und lege diese offen auf dem Tisch. 


Danach kann ich dann entscheiden, ob ich evtl. ein Auftrag erfüllen möchte. Hierfür darf man ausschließlich Goblins nehmen, die auf dem Tisch liegen und nicht die auf meiner Hand! Hab ich selbst nicht ausreichend ausliegen, kommt nun der Kniff des Spiels. Ich darf einfach Karten von einem meiner Nachbarn, die ausliegen, verwenden und zwinge ihm quasi ein Pakt auf. Voraussetzung ist nur, dass mindestens eine Karte von mir stammen muss, der Rest kann theoretisch komplett vom Mitspieler kommen. Erfülle ich einen Auftrag mit einem Nachbarn lege ich diesen Auftrag zwischen uns auf eine ausliegende Pakt-Karte und am Ende zählt dieser Auftrag einen Punkt, dafür aber für beide. Allein geschaffte Aufträge bringen zwei Punkte.

Mehr ist es eigentlich auch nicht. Das Spiel endet, sobald man keine Auftragskarte mehr nachlegen kann. Gewinner wird der Spieler mit den meisten Punkten. Aber ein wenig habe ich euch doch noch verschwiegen. So gibt es z.B. auch noch Spezialistenkarten, die reihum komplett verteilt werden. Jede Karte gibt mir eine besondere Aktion bzw. Fähigkeiten. So kann ich z.b. einmalig 3 neue Goblins nehmen statt 2, oder einen Auftrag austauschen oder oder… Aber sobald ich eine benutzt habe, muss ich diese nun an meinen rechten Nachbarn geben, der von da an diese Aktion verwenden kann. Und so wandern diese Karten während des Spiels herum.


Außerdem haben manche Aufträge Dynamitstangen aufgedruckt. Im Einsteigerspiel werden diese bei jedem zusammengezählt und der Spieler mit den meisten Dynamitstangen bei Spielende, darf sich noch einen Auftrag nehmen und allein werten. In der fortgeschrittenen Variante gibt es für jeden Spieler eine Dynamitkarte, auf der er mit einem Marker Fortschritt erzielt, sobald er mindestens fünf verschiedene Goblins ausliegen hat. Je weiter man kommt, desto mehr Dynamit erhält man bei Spielende hinzu. Andererseits kann ich auch immer Fortschritt wieder abgeben, um einen Goblin weniger abgeben zu müssen beim Erfüllen eines Auftrags. 

Ebenfalls für Fortgeschrittene sind die Meisterkarten mit den Goblin-Meeples. Jeder Spieler erhält einen Meister, entsprechend den Goblins, die es gibt. Z.B. den roten Krieger-Goblin. Auf diesen Meisterkarten stehen 3 Goblins, die ich auf Aufträge stellen kann, die man mit einem Nachbarn erfüllt hat. Zusätzlich muss ich für den ersten Goblin noch 3 Karten in der gleichen Farbe ablegen (aus der Hand oder offen) wie der Auftrag auf den ich den Goblin stellen möchte. Der zweite kostet mich dann 4 und der dritte 5 Karten. Karten mit einem Goblin bringen mir am Ende 2 Punkte statt einem Punkt.


Last but not least gibt es noch geheime Auftragskarten, die man versuchen kann zu erfüllen, wie z.B. “Erfülle 3 grüne Aufträge allein”, die bei Erfüllen ebenfalls Punkte bringen, aber Achtung bei Nicht Erfüllung auch Minuspunkte, weswegen man zu Beginn entscheiden kann ob man kein, ein oder beide Aufträge annimmt. 

Beim Spiel zu zweit wird ein dritter Spieler simuliert, was natürlich eher suboptimal ist, aber besser als nix. Solo hat man dann sogar zwei simulierte Spieler. Ihr seht schon, optimal ist 4 oder 5.


[FAZIT]

Damit sind wir dann auch schon beim Fazit. Pact ist ein leicht zu erlernendes Kartenspiel, was dennoch eine gehörige Aufmerksamkeit abverlangt. Man muss immer beobachten, was die Mitspieler so machen und abschätzen, welche Karten man ausspielen möchte, denn eigentlich will man ja allein die Aufträge erfüllen. Die Momente den Nachbarn die Karten zu mopsen, sind aber Gold wert und das Herzstück dieses Spiels. Ja, Pact bringt Spaß und zwar auch schon in der Standardversion. Die Experten-Variante hätte es für mich nicht unbedingt gebraucht, aber sie stört natürlich auch nicht. Die Versionen solo und zu zweit sind zwar nett gedacht, aber geben dem Spiel kein Mehrwert, erst ab drei Leuten kommt es in Fahrt.

Fans von Set Collection-Spielen und von Spielen mit kleinem Ärgernis-Faktor sollten auf jeden Fall ein Blick riskieren und Pact eine Chance geben. Pact ist ein schönes Spiel, zum Auftakt oder Ende eines Spieleabends, z.B. nach einer Partie Pandoria.


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Part von Bernd Eisenstein
Erschienen bei Iron Games
Für 1 bis 5 Spieler in ca. 30 Minuten ab 10 Jahren
Boardgamegeek-Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Iron Games)